Wildvogel-Gelege auf Balkonen deponiert

Fällungen im „grünen“ Bezirk verstoßen fortgesetzt gegen Naturschutzrecht

Allen kritischen Einwänden von BürgerInnen, PolitikerInnen und den BaL zum Trotz gehen die Baumfällungen im „grün“ regierten Friedrichshain-Kreuzberg weiter − ungeachtet der noch bis Ende September andauernden Vegetations- und Brutperiode. Insgesamt hatte die Fällliste vom 6.7.2010 [siehe hier und hier] in beiden Ortsteilen 222 Bäume verzeichnet mit noch 90 ausstehenden Kandidaten, davon ganze 81 in Friedrichshain − vor allem im Volkspark −, doch mittlerweile ist schon etliches davon abgearbeitet und die Liste längst nicht mehr up to date. Nach Aussage des Leiters des Fachbereichs Naturschutz und Grünflächen, Hilmar Schädel, wird sie aber in Kürze aktualisiert.

Wir haben heute (30.7.) den Fachbereichsleiter vor allem deshalb telefonisch kontaktiert, weil zwischenzeitlich Mitarbeiter einer Baumpflegefirma unwissentlich genau das bestätigt haben, weswegen Berliner Naturschutzgesetz und Baumschutzverordnung in der Vegetations- und Brutperiode Fällungen und Schnittmaßnahmen nur in eng begrenzten Ausnahmefällen (nämlich bei Gefahr im Verzug und wegen dringlicher Baumaßnahmen) gestatten und bei Erteilen einer solchen Ausnahmegenehmigung die vorherige fachkundige Überprüfung von Baum und Strauch auf Brut- und Niststätten wildlebender Arten von Vögeln bis Fledermäusen vorschreiben. Den Rest des Beitrags lesen »

Millionen Kompensationsmittel für artifizielle Parkgestaltung

Briefing der Naturschutzverbände

Schön warm war’s noch letzten Donnerstag (22.7.) in der „Grünen Villa“, dem Sitz der Bauleitung auf dem Ostpark-Gelände des Gleisdreiecks, wo schon seit einiger Zeit kräftig am gleichnamigen City-Park gebaut wird. Um die finale Planung des Westparks wird indessen noch weiter gerungen. Senatsvertreterin Ursula Renker und Regina Krokowski von der senatseigenen Grün Berlin Park und Garten GmbH waren, mit ihrer naturschutzfachlichen Beraterin, Dr. Barbara Markstein, an der Seite, angetreten, um die Berliner Naturschutzverbände über den aktuellen Planungsstand zu unterrichten. Den Rest des Beitrags lesen »

Trendsport statt Natur!

Zukunftsfähige Freiraumgestaltung

Jungbaumsterben 01

Jungbaumsterben im Görli 01 (zum Vergrößern anklicken!)

Unser Frohlocken, dass nach langen Wochen absoluter Untätigkeit einer offensichtlich unfähigen Fremdfirma gekündigt und das Wässern von Baum und Strauch wieder in die Hände eigener Mitarbeiter gelegt wurde, war leider verfehlt: Der Görli, um nur eine F’hain-Kreuzberger „Grün“anlage beispielhaft herauszugreifen, dorrt weiter vor sich hin. Manche Jungbäume sind bereits abgestorben, andere befinden sich in  kritischem Zustand, Büschen und Sträuchern geht’s kaum besser, aus Rasen ward längst schon Stroh −, doch gegenläufig zu diesem steten Niedergang findet das trendige Hobby des Grillens triefiger Kadaverfetzen eine nur immer wachsende Fangemeinde. Den Rest des Beitrags lesen »

Auseinandersetzungen um innovativen Anleger

Die Parallelwelten von Verwaltung und Mediation

Eine herumgeisternde Stellungnahme

Wenn sich die Arbeitsgruppe Maybachufer, die sich mit der Sanierung des Riedel-Anlegers Kottbusser Brücke und dem von Riedel-Geschäftsführer Lutz Freise dort geplanten multifunktionalen 90m-Terminal befasst, ihre vierte Sitzung am 11. Mai auch nicht geradezu hätte sparen können, wie manche ungehalten meinten, so wäre sie doch mit Sicherheit anders verlaufen, wenn die „irgendwo herumgeisternde“ Stellungnahme Hans-Peter Pirchs vom Fachbereich Stadtplanung des Bezirksamts F’hain-Kreuzberg mit Datum vom 26.01.10 der Arbeitsgruppe nur schon bekannt gewesen wäre. Den Rest des Beitrags lesen »

Kreative Grünflächenpflege im grünen Xhain

Fällungen gehen weiter − Strauchschnitt folgt

Die am 7.7. aktualisierte Fällliste des Fachbereichs Naturschutz und Grünflächen im Xhainer Bezirksamt wird so schnell abgearbeitet, dass wir in zwei Fällen und ausgerechnet, wo es um wertvolle Altbäume ging und erhebliche Zweifel an einer Gefahr im Verzug angebracht gewesen wären, wegen unserer urlaubs- und witterungsbedingt derzeit sehr begrenzten personellen Kapazitäten leider zu spät kamen.

So fiel schon am Montag (12.7.) eine sehr große Rosskastanie (Stammumfang 2,75 m) am Hohenstauffen- oder Zickenplatz, die keineswegs absterbend/abgestorben war, wie die Standardformulierung der Fällbegründung lautet, sondern zwar einen Nasskern, aber durchgängig noch ausreichend Restwandstärke hatte, wie sich anhand der enormen Masse an Schnittgut/Vielzahl von Schnittflächen belegen ließ. Auch die Holzversprödung infolge Pilzbefalls (der nicht einmal erwähnt wurde) war noch sehr begrenzt. Nach unserer Meinung hätte eine Einkürzung des auch für Niststätten geeignete Höhlungen aufweisenden mächtigen Baums vollauf genügt. Ein Vorliegen von Gefahr im Verzug konnte jedenfalls definitiv nicht behauptet werden.

Noch viel weniger bei einer Dienstag gefällten großen Linde (Stammumfang ca. 1,90 m) auf dem Mittelstreifen der Yorkstraße (ggü. Hausnr. 19, also unweit der Kreuzberger Dienstelle des Grünamts im ehem. Rathaus), deren Schnittgut kaum Schadsymptome zeigte, die aber dennoch wiederum als „absterbend/abgestorben“ gelistet wurde. Auch in diesem Fall bestand keine Gefahr im Verzug.

Die noch ihrer Fällung harrenden Bäume wie z. B. der Lederhülsenbaum Nr. 325 gegenüber dem Gesundheitsamt in der Urbanstraße 24 sind bedeutend jünger als die vorgenannten. Besagter Lederhülsenbaum ist gleichfalls nicht absterbend wie die Fällliste behauptet, sondern treibt im Gegenteil vielfältig frisches Laub an den Starkästen; nur einige Grob- und viele Feinäste sind im harten Winter erfroren. So ist hier lediglich eine Totholzentnahme angezeigt, aber keine Fällung vertretbar.

Im Innenhof des Gesundheitsamts, der als Parkplatz dient, aber gewiss nicht als „Grünfläche“, wie es in der Liste heißt, wächst ein Ahorn wohl seit fünfzehn Jahren dicht an der Hauswand. Wieso der Baum mit eben dieser Begründung ausgerechnet jetzt gefällt werden muss, bleibt unerfindlich. Mangelnde Standsicherheit wird mal ausnahmsweise gar nicht erst behauptet.

Und für die jüngere Linde Nr. 46, die nahe Tempelhofer Ufer 31 einem Bauvorhaben der U-Bahn im Weg steht, muss die BVG mindestens im Verhältnis 1:3 Ersatz leisten!

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Brandgefahr im Görlitzer Park, aber kein Grillverbot

Nach Auskunft des Fachbereichsleiters, Hilmar Schädel, wurde inzwischen der mit der Wässerung des Görli beauftragten Fremdfirma gekündigt. Die gesamte Trockenperiode, also über vier Wochen, ist sie ihrem Auftrag nicht nachgekommen mit dem Ergebnis, dass die Rasenflächen hinüber und viele jüngere Bäume in einem bedenklichen Zustand sind [siehe auch hier].

Nunmehr wird laut Amtsleiter der Görli, der ja immerhin über einen Tiefbrunnen verfügt, von eigenen Leuten gewässert. Richtig ist, dass seit letztem Montag (12.7.) wieder ein einziger Mitarbeiter dort zugange ist, der sich auch alle erdenkliche Mühe gibt und jedenfalls allein mehr zuwege bringt als die ganze Fremdfirma. − Die vom Bezirk eigenverantwortlich betriebene personelle Ausdünnung des Grünamts und Outsourcing der Grünflächenpflege aus Gründen der Kostenersparnis erwies sich auch hier wieder mal als Irrweg und kommt die Allgemeinheit letztlich teurer zu stehen.

Aus welchen Gründen auch immer war jener Mitarbeiter vorher wochenlang vom Görli abgezogen worden, so dass gärtnerisch im Park überhaupt nichts geschah und sich lediglich die Brandgefahr durch die fortgesetzte Grillerei täglich erhöhte. BesucherInnen teilten uns mit, dass mitunter glühende Asche auf Baumscheiben entsorgt wird. − Während bspw. im Großen Tiergarten das BA Mitte kürzlich das Grillverbot um vier Wochen verlängerte, scheut unsere Bezirksregierung offenbar hier vor unpopulären, paternalistischen Maßnahmen zurück.

Strauchschnitt: Aus Grün mach Braun

Doch zumindest am Pflegestillstand soll sich bis Ende dieses Monats noch einiges ändern, wenn auch Hitzeperioden für solche Maßnahmen wegen des zusätzlichen Flüssigkeitsverlusts über die zugefügten Wunden der denkbar ungünstigste Zeitpunkt sind à la Aus Grün mach Braun. Großflächig [siehe hier], aber „behutsam und unter Berücksichtigung des Vogelschutzes“ (Schädel) sollen nämlich mitten in der Hitze die Büsche zurückgeschnitten werden, um „zur Vermeidung/Minimierung von Gefährdungen im Görlitzer Park“ das Ergebnis einer „amtsübergreifenden Abstimmung“ zu vollziehen.

Die Kettensäge als Waffe im Drogenkrieg

Auch Bezirksverordnete konnten unsere Erfahrungen bestätigen, noch nie im Görli von Sträuchern angegriffen worden zu sein −, aber hier liegt natürlich auch gar nicht das Problem, sondern es geht vielmehr darum, nun auch kriminologische Aspekte in die Grünflächenpflege zu integrieren und mittels „minimal invasiven“ Strauchrückschnitts die (Weiche!) Drogenszene im Park gewissermaßen zu beschneiden, mit der ambitionierten Zielsetzung, sie dereinst ganz daraus zu verdrängen.

Ob und wenn ja, welche Überlegungen hinter dieser Maßnahme stehen, können wir nur mutmaßen, aber man scheint amtsübergreifend zu hoffen, dass transparentes Buschwerk den Platz für Drogendealer dergestalt unattraktiv macht, dass sie sich beim Bunkern ihrer heißen Ware beobachtet fühlen. (Weiterhin ist uns zu Ohren gekommen, dass Bänke, auf denen die Dealer am liebsten sitzen, entfernt werden sollen.) Inzwischen haben wir uns erlaubt, unsere Baustadträtin Kalepky und ihren Grünamtsleiter schriftlich darauf hinzuweisen, dass diese Strategie aller Voraussicht nach nicht einmal dann erfolgreich sein könne, wenn sie konsequent zu Ende gedacht und das gesamte Buschwerk im Görli (und natürlich auch in allen anderen Grünanlagen) gerodet würde, denn am Kottbusser Tor, wo sich bekanntlich die Haupt-Kleindealerszene des Bezirks befindet, gibt es keinen einzigen Strauch.

Konterkarierte BürgerInnenbeteiligung

Nun ist es im Görli, wie berichtet, ausgerechnet kurz vor der Brutperiode zu massiven Rückschnitten bspw. von Brombeersträuchern gekommen, die nicht zuletzt bei standorttreuen Nachtigallen, von denen es vorher dort fünf Brutpaare gegeben hat, als Nistplatz sehr beliebt sind. Unserer Kritik an diesem Vorgehen wurde mit dem Hinweis begegnet, nicht Grünflächenamtsmitarbeiter, auch nicht beauftragte Firmen, sondern unbekannte Dritte hätten die Büsche eine Handbreit überm Boden gekappt. Das mit Bürgerbeteiligung ausgearbeitete Gestaltungskonzept, dass den ökologischen Schaden vor allem der „behutsamen Anbindung“ des nordöstlichen Görli an den Straßenraum kompensieren soll, und der zugehörige Pflanzplan sehen nun vor, weitere dornenbewehrte Büsche, etwa Himbeeren, vor die Brombeeren zu pflanzen, um für Heckenbrüter wieder attraktive, einigermaßen vor Mensch und Hund geschützte Nistgelegenheiten zu schaffen und für Jung und Alt zur gegebenen Zeit eine zum Naschen.

Doch jetzt wird uns schlagartig klar, dass wir bei der Ausarbeitung dieses Konzepts Angehörige des Drogendezernat sträflicherweise außen vor gelassen haben, und es deshalb einer Verschwendung knappster Haushaltsmitteln bedeuten muss, wenn im kommenden Herbst etwa im Bereich des Görli-Teichs ein möglichst blickdichter Bestand an Buschwerk geschaffen wird, nur um während der nächsten Brutperiode aus sicherheitstechnischen Erwägungen wieder ausgelichtet zu werden.

Grundsätzlich aber wird deutlich, wie viel Reflexion noch darauf verwendet werden muss und welch schwieriger, langwieriger Abwägungsprozess da auf uns zukommt, um den nachgerade gordischen Knoten und Zielkonflikt zwischen Klima-, Natur-, Artenschutz, Naturerleben und Umweltpädagogik sowie der aus all diesen Gründen von NaturschützerInnen erhobenen Forderung eines Zulassens von Wildnis im urbanen Raum auf der einen Seite − und der bitter nötigen Bekämpfung wenn nicht des Terrorismus’, so doch der Drogenkriminalität und der überfälligen Ermöglichung einer angstfrei-sicheren, überschaubaren, sozial kontrollierten Grünanlagen- und Stadtnaturnutzung auf der anderen Seite zu entschärfen, wenn nicht durchzuhauen.

Xhain vor!

Nicht nur in der praktischen Antizipation der Folgen des Klimawandels in der Neuen Kreuzberger Politik (NKP) und der kreativen Auslegung des Fällverbots während der Vegetations- und Brutperiode, sondern auch bei der Lösung dieses komplizierten Konflikts zwischen Natur- und Jugendschutz schickt sich unsere „grüne“ Bezirksregierung wieder einmal an, unerschrocken Neuland zu betreten und auch vor radikalen Lösungen nicht zurückzuscheuen, und sie muss ja auch achtgeben, dass ihr die Politik unserer Senatsverwaltung für Stadtversiegelung dabei nicht den Rang abläuft, die bereits an vielen anderen Stellen − vom Gleisdreieck- bis zum Flaschenhalspark, vom Großen bis zum Kleinen Tiergarten − unbeirrbar für größere Transparenz, Überschaubarkeit und verkehrliche Erschließung der Stadtnatur sorgt.

Aus dem Nachbarbezirk noch nachgetragen

Eine Anwohnerin des kürzlich noch vor sich hin verdorrenden Nelly-Sachs-Parks in Tempelhof-Schöneberg − mehrere der über 20 Jahre alten Eichen und Linden sahen aus, als würden sie bald auf der bezirklichen Fällliste stehen − hatte von MitarbeiterInnen des dortigen Grünflächenamts von einem Gießverbot erfahren und daraufhin in ihrer Nachbarschaft Unterschriften dagegen gesammelt. Noch letzten Freitag (9.7.) erhielt sie einen Anruf vom zuständigen Stadtrat, der sich um das Image des Bezirksamts sorgte und zunächst mal die Sache mit dem Gießverbot relativierte: Wegen der Haushaltssperre habe der Reparaturauftrag für die defekte automatische Beregnungsanlage nicht ausgelöst werden können.

Warum die MitarbeiterInnen zum Wässern auch den Hydranten nicht benutzen konnten, blieb indessen weiterhin im Dunkeln, und wir belassen es dort, denn schon am selben Tag konnte die Anwohnerin noch kurz vor Mitternacht zu ihrer freudigen Überraschung feststellen, dass alle zehn Düsen der Beregnungsanlage arbeiteten und sogar die Düse hinter dem Mietshaus, die jahrelang nicht mehr funktioniert hatte, wieder rauschte.

Sehr gerne erfüllte da die Schönebergerin die Bitte ihres Stadtrats, der sich dabei auf den Aufruf des Senats an die BerlinerInnen berief, beim Wässern besonders der jüngeren Straßenbäume zu helfen, und goss eine schon sehr bedenklich aussehende junge Eiche in der Bülowstraße… [Noch’n Nachtrag: Siehe auch einen aktuelleren Beitrag nebst einigen Hintergrundreflexionen.]

Und in Xhain?

Natürlich gießen auch hier AnwohnerInnen in den Abendstunden bspw. die Bäume auf dem Mittelstreifen der Wiener, in der Ratibor- oder in der Ohlauer Straße (um nur unsere Beobachtungen zu schildern). Ab und zu soll ja auch ein Sprengwagen vorbei kommen −, doch meist in der Mittagsglut. Und ähnliches berichtet auch eine Anwohnerin in der Reichenberger Straße, die mit dem Bezirksamt sogar einen Pflegevertrag über die vor ca. einem halben Jahr gepflanzte Linde vor ihrem Haus und die frisch bepflanzte Baumscheibe abgeschlossen hat. Obwohl die Kreuzbergerin seit vier Wochen Baum und Beet tagtäglich wässert, kreuzte nun unversehens das vorher nie gesehene Fahrzeug der Pflegefirma auf, um gegen jede gärtnerische Vernunft ebenfalls in der Zeit der größten Tageshitze die Pflanzen zu sprengen. Das in der Sonne ohnehin rasch verdunstende Nass verbrennt dabei die Blätter.

Im Fall von Baumpflanzungen ist es ja im allgemeinen so, dass die damit beauftragte Gartenbaufirma im Rahmen der Anwachsgarantie auch das regelmäßige Wässern übernimmt (zwei bis drei Jahre sind die Regel [siehe auch das Video hier etwa ab der Mitte] und dass Fachbereichsleiter Schädel in diesem Zusammenhang von nur sechs Wochen spricht, finden wir schon erstaunlich), aber ein Blick auf die Jungbäume im Bezirk zeigt, dass dies nur graue Theorie ist und Baumpatenschaften helfen müssen. Wenn aber dann eine solche übernommen wurde, sollte die Pflege auch tatsächlich allein Patentante oder -onkel überlassen bleiben, und wie die BSR auf solch einer Baumscheibe den Aufwuchs nicht irgendwann als sog. Unkraut beseitigen darf, sollten sich, noch dazu wenig qualifizierte, Firmen nicht nach Gutdünken in die Pflege einmengen.

Rette Deine Stadt!

Impressionen vom zweiten Megaspree-Sternmarsch

Trotz Hitze und Fußball demonstrierten vergangenen Samstag (10.7.) über 5000 Menschen auf dem Megaspree-Sternmarsch unter dem Motto „Rette Deine Stadt“! Und wegen zweier Musikwagen gleich die Loveparade zu assoziieren und diese kraftvolle, ideenreiche und rundum gelungene Protestaktion gegen Privatisierung, Autowahn, Gentrifizierung, Zerstörung von Freiräumen und Stadtnatur, kurz: gegen eine rückwärtsgewandte, bürgerInnenferne Stadtentwicklungspolitik als unpolitisch zu diffamieren, weil da auch gefeiert und getanzt wurde, darf getrost unter Schutzbehauptung und Ausflucht abgebucht werden. Eine Party auf fünfzig, sechzig Grad heißem Asphalt wäre auch nur was für buchstäblich Abgebrühte und Hartgesottene bzw. es muss schon noch um was anderes gehen, wenn mensch das fünf Stunden aus- und durchhält. Die Afterdemo-Party hatte sie/er sich dann redlich verdient.

Neptunbrunnen besetzt!

Neptunbrunnen besetzt! - Klick zur Diashow...

Denn die Demonstrierenden, die aus allen Alters- und Bevölkerungsgruppen, Schichten und Ethnien und von Kreuz- und Prenzlauer Berg, Treptow, Mitte, Neukölln und sonst woher kamen, teilen nicht zuletzt die Einsicht, wie immens wichtig für eine solidarische Bewegung gegen die unvermindert fortschreitende Kommerzialisierung, Verödung und Vereisung aller Lebensbereiche Leidenschaft, Empathie, Humor, Extase oder schlicht: gute Gefühle sind, Positive Vibrations, wie’s dereinst mal hieß.

Angesichts einer nur noch selbstreferentiellen Politikerpolitik und einer verselbständigten Administration − in unverantwortlicher Weise völlig losgelöst von den drängenden sozialen und ökologischen Problemen dieser Stadt in Zeiten von Krise und Umbruch −, wird immer mehr Menschen klar, dass Nörgeln, Räsonieren, Abwarten und ansonsten sein eigen Ding Durchziehen nicht helfen, sondern dass es so dringend wie lange nicht mehr aufs Mittun, Mitgestalten, die eigene Fantasie, Kreativität und Initiative ankommt, aufs eigenverantwortliche sich Vernetzen und Zusammenschließen, um von unten ein Stück weit − wie auch immer nur indirekt und vermittelt − das Heft des Handelns in die Hand zu bekommen, das Steuer noch zu drehen und das Auseinanderfallen der Stadt zu verhindern. Richtig im Falschen zu leben und alternative Nischen zu behaupten, war dabei schon immer ein paradoxes Unterfangen. Mögen die Kraft und die Ausdauer, die sich da am 10. Juli unter ziemlich widriger Witterung artikulierten, nachhaltig wachsen zu einem be berlin in sehr anderem Sinn!

Diese Stadt hat Wowi und J-R nicht verdient!

Natürlich ist 2011 nach fünf Jahren auch mal wieder ganz offiziell der Citoyen aufgerufen, seiner staatsbürgerlichen Pflicht zu genügen, weshalb Heiner Funken vom Bürgerverein Gleimviertel und der Ini Mauerpark fertigstellen in seiner mitreißend-kämpferischen Adresse an die Sternmarschierenden auch gleich schon mal den Wahlkampf eröffnete, indem er, ohne freilich eine direkte Empfehlung abzugeben, unmissverständlich diagnostizierte: „Diese Stadt mit der unbändig vielgestaltigen Kreativität ihrer Kieze hat diesen Senat ohne Utopie, ohne jede Vision einfach nicht verdient!“

Die Presse-, vor allem aber die Webresonanz auf den zweiten Megaspree-Sternmarsch war beachtlich und hat viele Facetten beleuchtet. Deshalb wollen wir nur noch ein paar visuelle Impressionen beisteuern. Vorausgesetzt, Java Script ist in Eurem Browser aktiviert und ein Flash Player vorhanden, geht’s hier zur Slideshow*


* Um einen Eindruck von Stimmung und Atmosphäre eines solchen Ereignisses zu gewinnen, halten wir auch Porträt-Aufnahmen für unerlässlich, konnten die Porträtierten allerdings nicht um ihre Erlaubnis bitten, ihr Bild zu veröffentlichen. Wer jedoch ihr/sein Foto hier nicht sehen möchte, bitte melden an achim724[at]gmx[dot]net, und es wird mit dem Ausdruck des Bedauerns selbstverständlich sofort entfernt.

Kein Wasser fürs Stadtgrün

BürgerInnen-Inititative Bäume für Kreuzberg

Nichthandeln der Grünflächenämter birgt auch Sicherheitsrisiko

Unsere Glosse auf die vorauseilende Politik der versteppten Erde und die faktische Umwandlung des Xhainer Grünflächenamts in ein Gelbflächenamt wurde offenbar nicht als solche aufgefasst, sondern im Gegenteil sehr ernst genommen und als Bestätigung verstanden: Bis heute (9. Juli) haben z. B. im Görlitzer Park weder der inzwischen restlos verdorrte Rasen, dem eh nichts mehr helfen kann, noch auch Baum und Strauch einen Tropfen Wasser gesehen, ausgenommen dort, wohin etwa die Leute vom Kinderbauernhof es schaffen, morgens oder abends einige Eimer zu schleppen.

Der überwiegende Teil von Büschen und Bäumen macht jedoch bereits einen arg gestressten Eindruck, und wird, wenn er nicht gleich verdorrt und abstirbt, jedenfalls erhebliche Trockenschäden davontragen. Die Fällfirmen, die in unserm Bezirk ja ohnehin auch in der Vegetations- und Brutperiode munter fällen dürfen, da eine nur auf den Winter beschränkte Saisonarbeit in dieser Branche Arbeitsplätze gefährden würde − das wurde uns ernsthaft als Begründung für eine „Sommerfällsaison“ genannt! −, diese Firmen werden bald wieder an frische Aufträge kommen. [Die aktuelle Liste mit Datum 7.7., die uns dankenswerterweise vorab gemailt wurde, weist nur noch elf ausstehende Fällungen aus: Nach nochmaliger Baumkontrolle wurden offensichtlich drei frühere Fällkandidaten als noch erhaltenswert eingestuft − immerhin. Dennoch möchten wir alle baumfreundlichen AnwohnerInnen dringend aufrufen, sich selber ein Bild davon zu machen, ob ihr gelisteter Straßenbaum tatsächlich eine unmittelbare Verkehrsgefährdung darstellt, denn nur dann ist seine ausnahmsweise Fällung zu dieser Jahreszeit erlaubt.]

Unökologisches Berliner Wasserversorgungskonzept

Natürlich ist das Argument stichhaltig, dass − mal abgesehen von den hohen Kosten, die uns die (Teil-)Privatisierung der Wasserbetriebe eingebracht hat [Actionsvideo] − die Wässerung der innerstädtischen Grünanlagen mit Trinkwasser, und im erforderlichen großen Umfang, die wenigen verbliebenen Feuchtgebiete und Moore im Umland weiter gefährden würde, in deren Einzugsbereich die BWB ihre wegen rückläufigen Wasserverbrauchs reduzierte Zahl von Wasserwerken mit erhöhter Förderleistung betreibt: Für den Erhalt dieser überaus wertvollen, weil artenreichsten Biotope ist auch der niedrigere, bei diesen Temperaturen jedoch stark ansteigende Trinkwasserverbrauch bereits zu hoch, und es ließe sich in keiner Weise verantworten, zum Erhalt innerstädtischer Grünanlagen die als FFH-Gebiete unter Naturschutz stehenden und schon jetzt stark geschädigten Moore im Grunewald oder Spandauer Forst weiter trockenfallen zu lassen. Hier bedarf es endlich eines von den Naturschutzverbänden schon lange geforderten Grundwasserbewirtschaftungsplans anstelle des wenig ökologischen Wasserversorgungskonzepts des Senats.

Die Straßenbäume, zu deren Wässerung außer dem FB Naturschutz und Grünflächen auch NABU und BUND die BürgerInnen aufrufen, werden diese gleichwohl nur mit Trinkwasser gießen können, doch − um zum verdurstenden Görli zurückzukehren − es wurden für teuer Geld Tiefbrunnen angelegt, und da es sich um den Einzugsbereich der Spree handelt, ist hier eine Entnahme unbedenklich. Natürlich hätte rechtzeitig und in ausreichendem Maße während der Nacht- und frühen Morgenstunden gewässert werden müssen, um die jetzige Situation zu verhindern. Obwohl nach Auskunft des Fachbereichsleiters hierfür eine Fremdbeauftragung erfolgt ist, wurde der Auftrag dann aus welchen Gründen auch immer und bis zum heutigen Tag nicht ausgelöst.

Ineffeziente Fremdbeauftragung

Das heißt, eine Anwohnerin beobachtete kürzlich eine Firma, die mit wenig geeigneten Vorrichtungen zum Rasensprengen hantierte und sprach die Mitarbeiter an, ob sie nicht wenigstens die Bäume im Görli wässern könnten, doch erhielt zur Antwort, dazu habe man keinen Auftrag; sie sollten nur die Wiesen sprengen. Dafür ist es freilich längst zu spät und ihre Gerätschaften waren dafür auch gar nicht geeignet. − Die Auftragsvergabe unseres Bezirksamts macht immer wieder staunen.

Was der Angelegenheit aber noch zusätzliche Brisanz verleiht, ist die Tatsache, dass inmitten austrocknender Vegetation das Grillen unvermindert − und mit Ferienbeginn sicher in noch wachsendem Ausmaß − weitergeht, so dass es nur eine Frage der Zeit sein dürfte, bis noch glimmend entsorgte Grillasche mitten in Kreuzberg einen Steppenbrand entfacht. Das gibt sicher schöne Bilder und Schlagzeilen fürs Sommerloch!

Und noch einige Fotos zur fachlichen Qualität von Baum- und Strauchschnitt. Ist schon seine Notwendigkeit nicht einzusehen, erfolgt er bei der trockenen Hitze zudem noch völlig  unzeitig, da die Pflanzen über die vielen frischen, oft nicht fachgerecht geführten Schnitte jetzt zusätzlichen Feuchtigkeitsverlust erleiden.

[Zum Vergrößern anklicken!]

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