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Abschied von Anette

Anette
„Klingt mühsam, ist mühsam,
aber Hierarchie funktioniert auch nicht besser“
Tagesspiegel vom 23.01.15

Abschied von Anette

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Harun Faroqhi ist tot

09.01.1944 – 30.07.2014

Völlig überrascht und tief betroffen hat uns die Nachricht, dass am gestrigen Mittwoch, 30. Juli, unser liebes Vereinsmitglied, der herausragende, international renommierte Dokumentarfilmer, Medienkünstler und Lehrer,
Harun Faroqhi, im Alter von nur siebzig Jahren gestorben ist.
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Mitglied der „Bäume am Landwehrkanal“ von der ersten Stunde an, widersetzte er sich ab dem Frühsommer 2007 mit so vielen anderen den Kahlschlagsplänen des WSA, war Gründungsmitglied von BI und dem späteren Verein BaL, filmte mit seiner Frau Antje Ehmann Menschenkette und Auftaktveranstaltung des Mediationsverfahrens, spendete und sammelte Spenden für rechtlichen Beistand gegen die Bundesbehörde und unterstützte trotz seiner vielen beruflichen Verpflichtungen unsere Arbeit, wann immer es seine Zeit erlaubte und er auf seinen vielen Reisen und Auslandsaufenthalten mal wieder in Berlin zwischenlandete, zuletzt erst vor einigen Wochen. Bei dieser letzten Zusammenkunft wirkte er so vital, energiegeladen und mitreißend wie je, so dass wir ausriefen: „Du veränderst Dich nie!“, worauf er nur in sein unverwechselbares Lachen ausbrach.
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Nun werden wir es nie mehr hören und können es noch nicht glauben. − Wir möchten seiner Frau, seinen Kindern, Freunden und KollegInnen unser tiefes Mitgefühl ausdrücken und wünschen ihnen allen und uns selbst viel Kraft und Geduld angesichts dieses unersetzlichen Verlusts.

Harun auf der Admiralbrücke

Harun auf der Admiralbrücke, 5.6.07

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Those were the days my friend
We thought they’d never end…

Marten Köhler

19.7.1949 – 27.2.2014

Marten
Den 33. Geburtstag der Regenbogenfabrik konnte Marten nicht mehr erleben. Einer, der von Anfang an die Fabrik mit aufgebaut, in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, in der Kita und bis heute vor allem im Kinderkino aktiv war. Der das RegenbogenKino maßgeblich geprägt und seine Fußball-Leidenschaft im Roten Zorn gelebt hat. Selbsthelfer war im Wohnhaus und in der Regenbogenfabrik, beim Baueinsatz im Kino und für die neuen Räume des Hostels.
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Marten ist nicht mehr dabei und für ihn haben die Tage geendet.
Wir sind traurig, ohne ihn weiterzugehen.
Seine Ideen sind weiter mit dabei.
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Marten wurde unter großer Anteilnahme von Weggefährten und MitstreiterInnen auf dem Alten Luisenstädtischen Kirchhof am Südstern beigesetzt.

Alexander Schaël

Wie wir gestern erfuhren, ist unser Freund und Mitstreiter Alexander Schaël am vergangenen Wochenende plötzlich gestorben. Wir sind bestürzt und fassungslos!
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Alexander hinterlässt seine Frau und zwei halbwüchsige Kinder. „Bis die groß sind, muss ich noch ’ne Weile fit bleiben“, meinte er erst kürzlich, doch er wurde nur 49 Jahre alt.
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Biologe, Limnologe und beim Berliner Landesverband der Grünen Liga zuständig für Gewässerökologie, hat sich Alexander jahrzehntelang für den Schutz unserer Gewässer engagiert, war auch von Anbeginn im Mediationsverfahren „Zukunft Landwehrkanal“ dabei und setzte sich über vier Jahre leidenschaftlich für eine naturverträglichen Sanierung ein.
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Mit seinem profunden Wissen um den Lebensraum Wasser im Allgemeinen und den LWK im Besonderen − schon in seiner Diplomarbeit widmete er sich der Aquaflora und -fauna im Kreuzberger Urbanhafen − hat er die Bürger- und AnwohnervertreterInnen nicht nur im Verfahren zum „Kanälchen“, wie er’s liebevoll bis ironisch nannte, sondern auch bei Fragen zu anderen Berliner Gewässern jederzeit unterstützt.
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Ohne viel Aufhebens praktizierte er so den dringlichen Brückenschlag zwischen Wissenschaften und Zivilgesellschaft, auch als Dozent im BANA-Studiengang an der TU Berlin, der Menschen im Anschluss ans Erwerbsleben noch ganz neue Perspektiven selbstbestimmter, sinnvoller Tätigkeit in den Bereichen Stadt, Umwelt und Gesundheit eröffnen will.
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Viel zu langsam gingen Alexander die Bestrebungen voran, zur Eindämmung des regelmäßig wiederkehrenden sommerlichen Fischsterbens die Wasserqualität in unseren Kanälen zu verbessern.
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Und neben der Schaffung ökologischer Trittsteine hat er immer wieder dafür plädiert, an geeigneten Stellen des LWK die Barriere zwischen Land und Wasser durchlässiger zu gestalten, nicht zuletzt um Kindern und Jugendlichen zu ermöglichen, ihren Forscherdrang auszuleben, damit sie kennen lernen, was sich zu schützen lohnt.
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Alexanders Expertise, Hilfsbereitschaft und feinsinniger Humor werden uns sehr fehlen; gerade jetzt würden sie dringender gebraucht denn je!
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Unsere Gedanken sind bei Alex und seinen Hinterbliebenen.
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Für die Bäume am Landwehrkanal e.V.
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Birgit & Achim

Alexander Schael mit Senatsvertreter am LWK, Mai 2011

Alexander Schaël (re.) mit Senatsvertreter am LWK, Mai 2011

Heinrich Mechelhoff
langjähriger Mitarbeiter des Bezirksamts Neukölln und hochgeschätztes Mitglied des Mediationsforums „Zukunft Landwehrkanal“ unerwartet verstorben

Als während eines Ortstermins des Mediationsforums „Zukunft Landwehrkanal“ in einem Kanalanrainer-Bezirk schon mal angekündigt wurde, welche Schnittmaßnahmen an Uferbäumen demnächst vorgenommen würden, um die angeblich notwendigen Sicherungsmaßnahmen zu erleichtern, bemerkte Heinrich Mechelhoff vom Neuköllner Grünflächenamt nur lakonisch: „Nanu, ich denke, wir haben ein Mediationsverfahren.“
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Diese trockene Schlagfertigkeit, vor allem aber sein verschmitzter, selbstironischer Humor waren Markenzeichen Mechelhoffs. Und über sein eigentliches Metier, die Baumpflege hinaus, wusste der immer bescheidene, bewusst tief stapelnde Staatsdiener mit Kenntnisreichtum zu verblüffen. Den BürgervertreterInnen, die oft den Fortbildungsbedarf der Verwaltungsleute in Sachen Partizipation, aber auch ökologischer Baum- und Grünflächenpflege anmahnen, worin sie selber Laien sind, half er seinerseits großzügig mit Fachliteratur aus.
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Überhaupt redete Heinrich Mechelhoff mit uns BürgerInnen immer offen und auf Augenhöhe, wusste nachhaltig einige Illusionen zu nehmen und war im komplexen Mediationsverfahren stets um praktikable Vorschläge und konsensfähige Lösungen bemüht, jedoch unmissverständlich klar und bestimmt, wenn Grenzen aufgezeigt werden mussten, die er als Beamter einfach nicht überschreiten konnte.
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Der Beteiligung von BürgerInnen an Planungsprozessen, die schließlich die Entwicklung und Gestaltung ihrer Kieze betrafen, stand er erfrischend aufgeschlossen gegenüber, wurde über vier Jahre hindurch nicht müde, aktiv an den Sitzungen des Mediationsverfahrens im WSA teilzunehmen, und tat dabei ausgesprochen viel dafür, dass sich zwischen Ämtern und BürgerInnen eine Atmosphäre wechselseitigen Vertrauens entwickeln konnte.
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Als sich im Lauf einer gemeinsamen Kanalbereisung im vergangenen Mai das Gespräch um Rente und Pension drehte und jemand andeutete, dass er, Mechelhoff, doch bald so weit sein müsse, erschrak er sichtlich und rief aus: „Was? So alt wirke ich schon?!“ und scherzte: “Vor kurzem noch hätte mich das gekränkt, aber man gewöhnt sich…“
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Die schwere Krankheit, die kurz darauf diagnostiziert wurde, muss für Heinrich Mechelhoff gänzlich überraschend gekommen sein. Letzten Mittwoch ist er ihr im Alter von nur 62 Jahren erlegen.
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Heinrich Mechelhoff hinterlässt menschlich und beruflich eine übergroße Lücke.
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Wir bedauern seinen Tod zutiefst und möchten seinen Angehörigen, Freunden und KollegInnen unser aufrichtiges Mitgefühl ausdrücken.
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Die Bäume am Landwehrkanal
Berlin, 9. Januar 2012

1 Kommentar

  1. EMB said,

    11. Januar, 2012 um 12:58

    Dem kann ich mich – vollkommen überrascht und betroffen – nur anschliessen!


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