BaumschützerInnen-Info vom 23.1.08

Das Mediationsforum hat getagt — und die WSD erklärt sich zur Finanzierung alternativer Gutachten bereit!

Hohe Anforderung an Konzentration, Kondition und Sitzfleisch der Beteiligten stellt das Mediationsverfahren über die Zukunft des Landwehrkanals, und so war auch die 3. Sitzung des Mediationsforums am 21.1.08 wieder eine der Marathonart und währte knappe sechs Stunden! (Den Verwaltungsangehörigen, die sich besonders nachdrücklich beklagten, sei also dringend empfohlen, bei solchen Terminen vorher allenfalls einen halben Arbeitstag im Amt zu verbringen, was im Gleitzeitalter doch unschwer einzurichten ist…)

BaumschützerInnen-Info vom 23.1.08

Dem WSA ist es ernst!

Der Konferenzsaal im Columbiahaus schien heuer besonders voll. Wie jedes Mal gab’s neue Gesichter, und auch eine kleinere Reederei, nämlich Starline, ist auf Wunsch des Forums ab jetzt vertreten. Das Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) Berlin war zu dritt, die Wasse- und Schifffahrtsdirektion (WSD) Ost zu zweit, und auch der Leiter des Brandenburger WSA, Michael Scholz, von dem wir noch hören werden, war kurzzeitig zugegen. (Seit heute, 23.1., ist der Baudirektor aus Mannheim neuer Dienstellenleiter des WSA Berlin, in kürzester Zeit also die dritte Besetzung auf diesem Schleudersitz, und nach nur drei Monaten nimmt Bettina Kalytta „mit einem weinenden und einem lachenden Auge“ schon wieder Abschied von dieser Position, die sie, wie es jetzt plötzlich heißt, nur „kommissarisch“ bekleidet habe −, aber was seien schon Personen? Was zähle, sei die Institution!)

Da es in jüngster Zeit aufgrund missverständlicher Äußerungen eines leitenden WSA-Angestellten einige Irritationen gegeben hatte (wir berichteten), bekräftigte Tjark Hildebrandt, Leiter Regionalmanagement bei der WSD, noch einmal die große Ernsthaftigkeit, mit der die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) dieses Verfahren betreibe, da es für das Management der Bundeswasserstraßen landesweit Modellcharakter habe und seinen Lösungen dereinst vielleicht Pilotfunktion zukäme und gelobte einmal mehr Offenheit und Transparenz seiner Behörde. Und Michael Scholz schließt sich an.

BaumschützerInnen-Info vom 23.1.08

Denkmalschutz im Arbeitsbündnis

In den Arbeitskreisen bislang vermisst, war auch der Denkmalschutz in Gestalt Sigrid Kaysers von der Obersten Denkmalschutzbehörde (ODB) und Klaus Lingenaubers vom Landesdenkmalamt (LDA) im Forum wieder an Bord, und beide insistierten zu Recht, dass der Denkmalschutz in der Präambel des Arbeitsbündnisses der Verfahrensbeteiligten Erwähnung finde, bevor sie diesem beitreten könnten; allerdings firmiert er nicht, wie zunächst verlangt, als „denkmalverträglich“ unter den Nachhaltigkeitskriterien, sondern fand neben diesen in der Formulierung „unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes“ seinen Platz. Anschließend konnte das Arbeitsbündnis beschlossen werden. — Überraschend schnell wurde auch das Protokoll der 2. Forumssitzung vom 10.12. abgesegnet, doch sollte das vorerst der letzte TOP gewesen sein, der sich so einfach abhaken ließ…

BaumschützerInnen-Info vom 23.1.08

Pflegemaßnahmen und Unterhaltungsplan

Am Montag, 28.1., beginnt die vom WSA beauftragte Brandenburger Firma „Baum- und Landschaftspflege“ mit den schon längere Zeit im Netz avisierten Pflegemaßnahmen am Salzufer, deren voraussichtlicher Umfang und auf drei Wochen terminierter Zeitrahmen bereits einige Besorgnis erregt hat, liegt doch vis à vis das im letzten Frühsommer bekanntlich wegen Gefahr im Verzug kahlgeschlagene Einsteinufer, weshalb in solchem Fall der 2001 von der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) und der TU entwickelte Unterhaltungsplan eine ökologische Aufwertung des Salzufers vorschriebe, also z. B. die Beseitigung ausschließlich der wirklich verkehrsgefährdenden Totholzastung. Der Leiter des Außenbezirks Neukölln, Jörg Augsten, der sich nach eigenen Worten durchaus an die Vorgaben dieses Unterhaltungsplans gebunden fühlt und auch die beauftragte Firma entsprechend sensibilisiert habe, bietet nach wie vor einen Ortstermin an, doch die Zeit wird nun knapp! Ansonsten können sich Interessierte aber auch kommenden Montag ab 8 Uhr vor Ort einfinden. Ein Mitarbeiter des Charlottenburger Umweltamtes wird ebenfalls zugegen sein und die Arbeiten begleiten, wenn auch nicht ganztägig oder gar täglich.

Ferner vereinbarte Augsten für Freitag, 4.4., mit ca. 25 ForumsteilnehmerInnen eine Bootsfahrt von Oberschleuse bis Spreekreuz, also über die gesamte Kanallänge, damit sich jede(r) selbst von der Situation vor Ort ein Bild machen könne und nicht nur vom Grünen Tisch aus planen und entscheiden müsse. Weitere Fahrten können nach Absprache auch mit Augstens Arbeitsboot unternommen werden, das freilich nur sechs Passagiere aufnehmen kann.

BaumschützerInnen-Info vom 23.1.08

Von den Schwierigkeiten, Gutes zu tun

Die Nachricht vom Angebot der Accor-Hotelgruppe, die Pflanzung von 300 Bäumen am Landwehrkanal zu sponsern, wurde einhellig begrüßt, vom Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg, in dessen Zuständigkeitsbereich auf Vorschlag des Denkmalschutzes die ersten gepflanzt werden sollten, allerdings nur „im Grundsatz“, denn so eine Aktion verursache doch viele Neben- und Folgekosten, die bedacht sein wollen. Das ’89 im Auftrag des LDA auf Grundlage der Pläne Lennés erstellte Gutachten müsse lt. Lingenauber vom betreffenden Gutachter aktualisiert werden, um die Stellen, wo Bäume fehlen, zu ermitteln, und die dadurch anfallenden Kosten soll nun der Sponsor gleichfalls übernehmen. Das WSA, das noch viele [sic!] Ersatzpflanzungen werde vornehmen müssen, sieht jedenfalls nicht ein, warum es für die Profilierung einer Hotelgruppe zahlen soll.

So ergeht es privaten Spendern übrigens regelmäßig, die übers Pflanzgut hinaus oft auch noch jahrelang für die Pflege aufkommen und entsprechende Garantien übernehmen sollen, ja es gibt Bezirke, die Baumspenden entweder ganz ablehnen (Neukölln) oder die Bereitschaft hierzu, ebenso wie die Übernahme von Baumpatenschaften, die Bepflanzung von Baumscheiben etc., in einem Gestrüpp bürokratischer Regularien ersticken (doch daneben hat’s auch Positivbeispiele wie etwa Charlottenburg-Mitte). Angesichts der notorisch zu knappen Mittel für die Grünflächenpflege, die Neupflanzung gar nicht mehr zulassen, erschließt sich der Sinn solchen Vorgehens nur schwer.

Es wurde entschieden, eine kleine Gruppe zu bilden, zu der VertreterInnen des AUN Kreuzberg, des Landesdenkmalamts, des WSA (damit nicht etwa dort gepflanzt werde, wo nachher saniert werden muss!), natürlich der Arcor-Gruppe sowie der LDA-Gutachter gehören, die die Sache exemplarisch für den Standort Urbanhafen auslotet und sodann dem Forum berichtet.

BaumschützerInnen-Info vom 23.1.08

Bericht aus dem Arbeitskreis Sofortmaßnahmen

Von den Berichten aus den insgesamt vier Arbeitskreisen kam im folgenden nur der Arbeitskreis Sofortmaßnahmen zum Zuge, doch auch wenn verschiedentlich behauptet wurde, die Diskussion im AK werde nun im Plenum einfach wiederholt und dann auch noch eins ums andere Mal wiedergekäut, hatte dies u. E. vor allem sachliche Gründe, denn es stellte sich z. B. heraus, dass verschiedene Aspekte und Alternativen einfach noch nicht oder nicht ausreichend bedacht worden waren. Im Kleinen wurde auf diese Weise vielleicht vorweggenommen, wie es im Großen den Lösungsvorschlägen dieses Mediationsverfahrens während des Erörterungstermins vor der eigentlichen Planfeststellung ergehen könnte, so dass unsere mäandernden Diskussionen nicht einfach als pure Zeitvergeudung abgetan und womöglich Leute dafür verantwortlich gemacht werden sollten, die montagabends halt nichts Besseres zu tun haben als die Dinge zu zerreden, statt sie zu entscheiden, sondern deren Verlauf vielmehr wichtige methodische Fingerzeige fürs weitere Vorgehen geben kann.

Aber zur Sache: Was den Umgang mit den Bauzäunen angeht, so wurde die Kontrollfrequenz, die dem Vandalismus und möglichen Kollateralschäden steuern soll, bislang nicht erhöht; für die als notwendig erachtete nächtliche Beleuchtung wurde allererst ein Kostenvoranschlag eingeholt, und die Frage, ob die Zäune wegen allzu großzügiger Berechnung des Gleitkreises stellenweise näher ans Ufer versetzt werden können, befinde sich noch im Prüfstadium.

Nach weiteren Techniken, Hohlräume in der Uferböschung aufzufinden, um sie dann evtl. durch Verfüllen sichern zu können, werde noch geforscht. Der Vorschlag, Rammkernsondierungen zu probieren, wurde mit Hinweis auf mögliche Kampfmittelbelastung oder auch die zu große Zahl der dann ja in geringen Abständen niederzubringenden Bohrungen skeptisch beurteilt. Der weitergehende Vorschlag, mit Steinvorschüttungen die abrutschgefährdeten Uferbereiche zu sichern und damit die Brockelmannschen Würfel obsolet zu machen, wurde auch deshalb nicht diskutiert, weil er mit einer Verengung der Fahrrinne einherginge und also in die Thematik jenes AK gehört, der sich mit der nachhaltigen Schifffahrt befasst. — Eine Betoninjektion unter Wasser an jenen Stellen, wo der kraftschlüssige Verbund fehlt und sich Höhlungen auftun, verbiete sich deshalb, weil auf diese Weise unter Umständen Baumwurzeln einbetoniert werden und die Bäume absterben könnten.


				

BaumschützerInnen-Info vom 23.1.08

Vom Für und Wider von Spundwänden und ihren Varianten

Den breitesten Raum nahm indessen die Diskussion der vom WSA vorgeschlagenen Spundwand-Lösung ein, sei sie nun temporär und als ohnehin notwendige Baustelleneinrichtung konzipiert oder aber als Dauerlösung zunächst im Bereich der 370 Meter Uferzone, in denen momentan noch die Bäume durch Würfel oder vielleicht auch auf der 3,5 km langen Strecke, die durch Bauzäune gesichert werden müssen. – Eine Besichtigung des lärmarmen Einpressverfahrens sei übrigens Ende Febr./Anfang März am Teltowkanal möglich, und zwar im Hafen Tempelhof.

Zu seinem Vorschlag, nach einer baumfreundlicheren Anbindung der Bäume an die Betonwürfel zu suchen, was unser Zeitfenster einen gehörigen Spalt weiter öffnen würde, mochte sich Wolfgang Leder, Revierleiter in Mitte, erst auf Nachfrage äußern und berichtete dann lediglich, dass er von seinen Vorgesetzten das Okay für eine alternative Vertäuung erhalten habe, doch wie sie nun im einzelnen aussieht, führte er nicht weiter aus, behauptete jedoch, dass die Bäume anschließend jahrelang mit den Betonklötzen klarkämen, was doch ziemlich verwundert. Dies mal dahingestellt, hätten wir rein theoretisch auf jeden Fall bis nächsten Winter Zeit, praktikable Alternativen zu den Würfeln zu finden. Auch die These, dass das Wurzelwerk von Bäumen eine Böschung stabilisieren könne, mochte Leder nicht gelten lassen und sei deshalb auf die einschlägigen Forschungsergebnisse der „Kooperations- und Beratungsstelle für Umweltfragen“ (KUBUS) an der TU verwiesen.

Auf Nachfrage Winfried Lückings, Leiter des Flussbüros beim BUND, warum angesichts der langen Lieferfristen das WSA die Spundbohlen nicht längst bestellt habe, wenn sie doch ohnehin als Baubehelf erforderlich seien, erklärte Hildebrandt, man habe dem Beschluss des Forums nicht vorgreifen und keine vollendeten Tatsachen schaffen wollen [doch sei hier der Hinweis gestattet, dass die Berechnungen zur Statik sehr wohl durchgeführt und vom staatlich bestellten Prüfingenieur bereits abgesegnet worden sind und andererseits auch schon durchgerechnet wurde, dass, wenn die Stahlbohlen im Mai einträfen und bis zur Verwendung im Spätherbst zwischengelagert und bewacht werden müssten, sich die Kosten für die ganze Unternehmung selbst bei Berücksichtigung des steigenden Stahlpreises schlicht verdoppeln würden].

« Older entries