Forum beschließt Primärsanierungs-Methoden

WSD-Chef gibt Einblick ins haushalterische Absurdistan

Nach über zweieinhalb Jahren Mediationsverfahren „Zukunft LWK“ beehrte am vergangenen Montag (17.5.) überraschend und ohne offizielle Ankündigung der Präsident der WSD Ost, Thomas Menzel, die 22. Sitzung des Mediationsforums mit seinem Besuch, derweil WSA-Leiter Michael Scholz urlaubt.

Hört beim Geld die Mediation auf?

Die Leiterin der AG LWK, Frau Dr. Ernst, habe im Anschluss an die Sitzung der Lösungssondierungsgruppe am 5.5. die Lenkungsgruppe darüber informiert, dass die Beteiligten mit Ausnahme der VertreterInnen von WSA und WSD keine weitere Prüfung der Plass-Variante 6 [siehe Foto; zum Vergrößern anklicken!], sondern deren Ausschluss wünschen. Der Hinweis auf haushaltsrechtliche Zwänge, wonach alle statisch standsicheren Varianten im Pool zu verbleiben hätten, konnte deshalb nicht überzeugen, weil diese (zudem noch stillschweigend modifizierte1) Variante die Vergrabung der denkmalgeschützten Uferbefestigung und ihren „Nachvollzug“ rund 2,50 Meter in Richtung Fahrrinne vorsieht und damit gewichtige Interessen und Kriterien Beteiligter, sei’s der Reeder oder des Denkmalschutzes, missachtet, also von vornherein als nicht konsensfähig beurteilt werden muss. Wenn dessen ungeachtet eine Variante einzig aus haushalterischem Sachzwang weiterhin ernsthaft geprüft werde, konterkariere dies die Mediation bzw. lege die Grenzen dieser zeit- und kraftaufwendigen Veranstaltung im entscheidenden Moment, da es um den Beschluss von primären Sanierungsmethoden für längere Kanalabschnitte und die Beauftragung ihrer Umsetzung, kurz: ums Geld gehe, unvermittelt offen.

Wird die Zukunft eingespart?

Thomas Menzel bestätigte, dass nunmehr der Zeitpunkt gekommen sei, über Geld zu reden, eine immer konfliktreiche Angelegenheit, sparte auch nicht mit dem schon arg überholten Verweis auf Griechenland, räumte ein, dass die Präsentation des Plass’schen Variantenkatalogs zu Beginn des Verfahrens im September 2007 zwar gut gemeint, aber schlecht gemacht gewesen sei, weshalb man sich bei der Variantendiskussion auch bewusst zurückgehalten habe, eröffnete aber nun, dass eine Hochrechnung auf Basis der abschätzbaren Kosten des Pilotprojekts2 [Riedel-Anleger Maybachufer/Kottbusser Brücke] auf einen dreistelligen Millionenbetrag geführt habe.

Zum Vergleich habe die WSD Ost 2008 ein Haushaltsvolumen von insgesamt 120 Mio. Euro und, dank des Konjunkturpakets II, 2009 von 250 Mio. zur Verfügung gehabt; im laufenden „Spitzenjahr“ betrage es 300 Mio. Euro − doch wohlgemerkt für die gesamten rund 500 km Wasserstraße in ihrer Zuständigkeit.

Angesichts einer verschlechterten Haushaltslage mit ungewissen Aussichten müsse gegenüber dem BMVBS ein derart hoher Finanzbedarf für die Instandsetzung von nur 11 Kanalkilometern in der sog. Leistungsvorlage gesondert begründet und priorisiert werden. Die WSV habe schon hart darum kämpfen müssen, von den elf Milliarden des aktuellen BMVBS-Etats eine Mrd. für die Aufgaben der Bestandssicherung zu erhalten, und derzeit würden sich die Referatsleiter in Gesprächen auf Staatssekretärsebene im Finanzministerium für eine weitere Aufstockung einsetzen.

[Nachtrag vom 2.6.10: Da diese Passage offenbar Anlass zu Missverständnissen gibt, sei noch einmal deutlich gemacht, dass lt. Thomas Menzels Ausführungen die genannte eine Mrd. Euro im Etat der WSV für die Unterhaltung des gesamten Wasserstraßennetzes in ihrer Zuständigkeit vorgesehen ist. „Insgesamt erstrecken sich die Binnenwasserstraßen auf einer Gesamtlänge von ca. 7.400 km, wovon ca. 1.700 km Kanäle darstellen (WSV 2007). Zum Vergleich: Das gesamte Gewässernetz in Deutschland ersteckt sich auf eine Länge von ca. 400.000 km“, heißt es z. B. auf der Website des BfN. Für die Sanierung der 11 km LWK veranschlagte bekanntlich der damalige WSA-Leiter Brockelmann bereits im Sommer 2007 die voraussichtlichen Kosten auf 120 Mio. Euro. − Wenn nun Menzel und seine Mitarbeiter in ihrer Hochrechnung auf einen „dreistelligen Millionenbetrag“ kommen, ist das also zunächst mal nicht überraschend. Und er wird, wie ausgeführt, nicht auf einen Schlag fällig, muss aber gleichwohl, wie unschwer nachzuvollziehen, gegenüber Verkehrs- wie Finanzministerium „gesondert begründet und priorisiert werden“, sicher auch relativ zu den für die Unterhaltung sämtlicher Bundeswasserstraßen zur Verfügung stehenden Mitteln.3 ]

Für die LWK-Sanierung sei nunmehr eine Leistungskonzeption zu erstellen, daraus wiederum eine Haushaltsunterlage (HU) mit evt. mehreren Entwürfen einer Ausführungsunterlage (AU) zu entwickeln, und erst nach Genehmigung eines von diesen (unter Beobachtung des Vier-Augen- und Zwei-Ebenen-Prinzips) könne es an die Ausschreibungen gehen.

Deutsche Verwaltung prüft auch Unmögliches

Variante Plass 6 modifiziert

Variante Plass 6 (modifiziert)

Eine solche Leistungskonzeption − erste Gespräche dazu seien Ende Juni angesetzt und wenn die Konzeption stehe, werde das Forum selbstverständlich informiert − müsse die Bandbreite an Lösungen, einen „Variantenfächer“ inklusive bereits konsensual ausgeschlossener Extremlösungen bis hin zu Plass 11 geprüft werden, insofern ja selbst eine Zuschüttung des Kanals/Aufgabe des Schiffsverkehrs nicht zum Nulltarif zu haben sei. (Menzel verwies auf den Neubau des Schiffshebewerks Niederfinow, dessen gänzliche Aufgabe man ebenfalls erwogen habe −, doch hier meinten manche denn doch, dass nicht alles, was hinkt, schon ein Vergleich sei.) − Der Bundesrechnungshof müsse die HU verstehen, doch inwiefern ihm dabei indiskutable Extremlösungen helfen können, wollte sich den meisten Beteiligten einfach nicht erschließen.

Verfahren mit Vorbildfunktion

Er sei nach wie vor an einem Abschluss des Mediationsverfahrens mit guten konsensuellen Lösungen interessiert, versicherte der WSD-Chef, und das Mediationsverfahren „Zukunft LWK“ diene als Vorbild eines weiteren, dass die WSD zum Donau-Oder-Kanal [der blieb Projekt − Dank an J. Augsten für den Hinweis! − es muss natürlich heißen:] Main-Donau-Kanal eröffnet habe, um die dort unter ebenfalls schwierigen Randbedingungen festgefahrenen Parteien auch ressortübergreifend wieder miteinander ins Gespräch zu bringen.

Ins Forum aber sei er vor allem deshalb gekommen, um im Vorfeld zu erklären, weshalb einvernehmlich ausgesonderte Varianten in der Leistungskonzeption dennoch wiederkehren könnten, betonte jedoch andererseits, dass die Durchsetzbarkeit, also die politische Dimension einer Lösung in ihrem hochkomplexen Umfeld, durchaus ein Top-Kriterium bei ihrer Auswahl sei.

Haushaltslage soll technizistischen Minimalismus begründen

Die Erinnerung daran, dass angesichts der stadtökologischen Bedeutung des LWK mit seinen Ufergrünzügen und seiner Potentiale z. B. für sanfte Mobilität sich die Kosten-Nutzen-Kalküle einer modellhaften Sanierung nicht in Haushaltsperioden und technokratischen Engführungen erschöpfen dürfen, ja nicht zuletzt Menzel selber seinerzeit zu den Befürwortern einer integrierten Gesamtplanung, eines Masterplan LWK, gehört habe, bestätigte der WSD-Chef bereitwillig, konterte aber mit dem Hinweis, dass noch jeder Fürsprecher seinem Vorhaben eine singuläre Bedeutung beigemessen habe, wenn Menzel auch zugleich konzedierte, dass von den 7300 km deutscher Wasserstraßen in Kreisen der WSV die 11 km LWK wohl die bekanntesten seien.

Jahrelange ehrenamtliche Zuarbeit

Über eine derart gut vorbereitete Leistungskonzeption, wie sie die Vorarbeiten der Mediations-Arbeitskreise nunmehr ermöglichten, habe man selten verfügt. Gleichwohl gehe es um in hohem Maße standardisierte Vorgaben, um unterschiedliche Vorhaben vergleichbar zu machen, denn viele kennten den LWK ja gar nicht. Keinesfalls aber bleibe die Entscheidung allein den Finanzbeamten überlassen. − Wie tröstlich! Die erneute Anmahnung, endlich die Möglichkeiten von Finanzierung und Planung des von den BürgervertreterInnen innerhalb und außerhalb von BI/Verein BaL seit Jahren geforderten kreuzungsfreien Uferradwanderwegs auszuloten bzw. in Kooperation von Bund und Land auf den Weg zu bringen, damit sie rechtzeitig mit der Sanierungsplanung abgestimmt werden könne sowie die direkte Nachfrage, ob sich diesbezüglich im BMVBS, das zu Tiefensees Zeiten diesem Vorhaben sehr aufgeschlossen gegenüberstand, unter Ramsauer der Wind gedreht habe, wurde mit beredtem Schweigen quittiert. − Ausgerechnet in solchen, dem Gemeinwohl dienenden Belangen müssen wir, muss ganz Europa jetzt bekanntlich sparen und auf die Schuldenbremse treten…

Warum jedoch ausgerechnet jene Variante No 6, die Schifffahrt, Landschaftsbild, Landeskultur und Denkmalpflege erheblich beeinträchtigt, vor allem aber, worauf Klaus Lingenauber vom LDA mit Nachdruck hinwies, als Neubau ein PFV erforderlich machen würde, unbedingt im „Fächer“ behalten und weiter mitgeschleppt werden soll, wurde außer mit stereotypen Hinweisen auf ihre Standsicherheit und Kosteneffizienz einfach nicht zufrieden stellend erläutert. − Aufhorchen ließ auch Menzels Hinweis, dass Natur- und Baumschutz auf dieser Ebene erstmal ganz unberücksichtigt blieben.

Wie zu erwarten, leuchteten den anwesenden Vertretern von Fachverwaltungen, die mit der Erstellung von Haushaltsunterlagen wohlvertraut sind − „da bedarf es keiner Prüfung von Extremlösungen!“ − Menzels Erklärungen ebenso wenig ein wie den BürgervertreterInnen. Von deren Seite wurde erst einmal hinterfragt, wieso mit einer sehr unbestimmten Gesamtsumme hantiert werde, die sich bei den vielen Unwägbarkeiten im Zuge der Komplettsanierung auch nicht seriös hochrechnen lasse, während andererseits doch klar sei, dass es sich angesichts der zu veranschlagenden Bauzeit immer nur um Tranchen handeln werde. − Von Baukosten in dreistelliger Millionenhöhe war zudem von Anbeginn und noch zu Hartmut Brockelmanns Zeiten die Rede. (Und um noch ein technisches Detail herauszugreifen: dass bspw. der am Paul-Lincke-Ufer auf 50 Metern sehr erfolgreich getestete Crush Piler seine Kosteneffizienz erst auf längeren Strecken unter Beweis stellen kann, konnte Menzel selber bestätigen, nachdem das WNA mit dem Einsatz dieses Systems in Genthin sehr gute Erfahrungen gemacht hat.)

Das Forum hält Kurs

Varianten Kleimeier 1 + 1a

Varianten Kleimeier 1 + 1a

Glücklicherweise zeigte sich das Mediationsforum in seiner überwiegenden Mehrheit ziemlich unbeeindruckt von den Ausführungen des WSD-Präsidenten und wandte sich der überfälligen Entscheidungsfindung hinsichtlich einer Primärsanierungsmethode zu. Beim Ausschluss von Varianten handelt es sich schließlich nicht um Bauchentscheidungen, sondern sie erfolgt jeweils in Anwendung des komplexen Kriterienkatalogs, dieser Errungenschaft eines sehr langen und intensiven Diskussionsprozesses.

Variante Heideröschen

Variante „Heideröschen“ (Heier/Röske)

In die Methodenfamilie aus Teststrecke Paul-Lincke-Ufer, Kleimeier 1 und 1a sowie der Variante „Heideröschen“, einem Abkömmling der am Maybachufer derzeit umgesetzten Variante, die mit ihrer Ertüchtigung der denkmalgeschützten Uferwand durch Betoninjektionen auch in der Perspektive des Denkmalschutzes wegweisend ist, während die von Heier und Röske entwickelte Spielart durch die Variabilität in der Führung der Spundwandtrasse auch in puncto Baumschutz besticht −, in diese Familie wurde nun noch als Lösung für Sonderbereiche Plass 9 aufgenommen, welche die Gründung durch eine, auch ökologisch interessante Vorschüttung von Wasserbausteinen vorsieht, wegen der Verengung der Fahrrinne allerdings nur dort eingesetzt werden kann, wo es die Kanalbreite hergibt.

Ein entscheidender Forumsbeschluss

Je nach Situation vor Ort: Uferhöhe, Baumbestand, Schadensbild, Verkehrslast etc., soll ein zu beauftragendes Ingenieurbüro für eine Kombination von Bausteinen aus dieser Familie die globale („großer Gleitkreis“) und lokale Statik („kleiner Gleitkreis“) berechnen.

Thomas Menzel erklärte, den Forumsentscheid, also auch den Ausschluss von Plass 6 zu akzeptieren, stellte aber schon mal in Aussicht, dass sie sich im zu prüfenden Variantenfächer der Leistungskonzeption dennoch als Extremvariante wiederfinden werde, wenngleich versehen mit dem Index mangelnder Konsensfähigkeit und Durchsetzbarkeit.

Da unter diesen Umständen nicht leicht von der Hand zu weisen ist, dass womöglich auch Plass 4 wiederkehrt, deren Umsetzung trotz der irreführenden durchweg grünen Piktogramme große Verluste an ufernahem Baumbestand zur Folge hätte, forderte ein Anwohnervertreter, zwar die brauchbaren Elemente in die Methodenfamilie zu retten, aber die Plass’schen Varianten von 1 bis 11 als solche explizit auszuschließen. Da jedoch Nr. 9 unter der ursprünglichen Bezeichnung aufgenommen werde, könne er nicht zustimmen, worauf Menzel den Kompromissvorschlag machte, sie in „Unterwasservorschüttung“ umzubenennen, womit er den Anwohnerverteter schließlich dazu bewegen konnte, sich bei der nach über sechs Stunden allseits ersehnten Abstimmung nur zu enthalten.

Der entscheidende Beschluss aber lautet wie folgt:

Beschluss : „Planungsauftrag zur Kombination von Methodenelementen (Primärsanierungsmethoden)“

Beschluss des Mediationsforums „Zukunft Landwehrkanal“ auf seiner 22. Sitzung am 17. Mai 2010
(Vorbereitung durch die 4. und 5. Lösungssondierungsgruppensitzungen am 15. März 2010 und am 5. Mai 2010)

Das Forum beschließt:

„Die Elemente zur Fußsicherung und zur Mauersanierung aus den verbliebenen Varianten:

  • unter Wasser endende Fußsicherung (Teststrecke)
  • Kleimeier 1 und 1a
  • Methode Heier/Röske (inkl. Maybachufer)
  • Unterwasservorschüttung

werden durch ein Planungsbüro unter Berücksichtigung des Kriterienkatalogs und je nach Situation zu tragfähigen Varianten kombiniert, dabei sind jeweils die Standsicherheit nachzuweisen und die Kosten zu ermitteln.“

Wie geht’s weiter

Auch die Leiterin der AG LWK, Frau Dr. Ernst, betonte ihren dringenden Wunsch, nunmehr große Bauabschnitte voranzubringen − „Wir arbeiten fieberhaft daran, die Voraussetzungen zu schaffen!“ − und andererseits vergaberechtlich prüfen zu lassen, wie der Forumsbeschluss vom März 2009 endlich umgesetzt werden kann, der die Erprobung verschiedener Methoden zur In-Situ-Sanierung des über Wasser befindlichen Teils der Uferbefestigung fordert, auch um die Befürchtungen der Denkmalpflege zu zerstreuen, dass mittels einer Primärsanierungsmethode zwar die Gründung unter Wasser durch hinterfüllte Spundwände gesichert werde, danach aber erst einmal Ruhe herrsche, nichts geschehe und die Stahlbohlen jahrelang aus dem Wasser ragen. Das kann wohl in niemandes Interesse sein.

Zunächst, so die BürgervertreterInnen und Annette Ernst unisono, sollte ab Oberschleuse mit der Kampfmittelsondierung und -räumung begonnen werden, um als erstes während der kommenden Sperrperiode im Winter 10/11 den nun bereits die dritte Saison von Bauzäunen gesäumten Uferabschnitt entlang der Lohmühlenstraße anzugehen. Daran sollte sich die ebenfalls abgezäunte Strecke entlang des Prinzenbads anschließen, denn, wie schon oft betont, geht die Gefahr weniger vom drohenden Abbruch der Böschung aus als vielmehr von besagten Zäunen.

Noninvasive Methoden zur Wurzelsondierung

Den ebenfalls auf der 22. Forumssitzung gehaltenen hochinteressanten Vortrag von Professor Weihs von der HAWK Göttingen zu seinen geophysikalischen Wurzelsondierungen an Einstein- und Waterlooufer sowie an der Corneliusstraße können wir erst in einem späteren Posting behandeln.

[Update vom 22.5.: Zum Einsatz des Teams um Prof. Weihs an Einsteinufer und Corneliusstraße vom 17.-19.5. siehe auch den 52. WSA-Newsletter v. 21.5.]


1 Ursprünglich sah die Plass’sche Variante 6 nicht die Herstellung eines Bodendenkmals vor

2 Es war im November 2008 ausdrücklich Teil des Beschlusses, dass es sich hierbei um eine singuläre Lösung handelt.

3 Das Wasser- und Schifffahrtsamt Berlin hat uns  inzwischen noch mit folgenden Zahlen zum eigenen Zuständigkeitsbereich versorgt:

  • 400 Kilometer Wasserstraßen
  • 1000 Kilometer Ufer
  • 17 Schleusen mit
  • 27 Schleusenkammern
  • 20 Wehre
  • 2 Pumpwerke
  • 96 eigene und 263 sonstige Brücken

Für die Unterhaltung sind jährlich insgesamt zwischen 23 und 25 Mio. EUR erforderlich.

„Erschließung“ verlangt Kompensation

BürgerInnen-Initiative Bäume für Kreuzberg

Verwaltung und BürgerInnen auf Kompromisssuche

Erheblichen Protest von Anwohner- und NutzerInnen hatte die „behutsame Erschließung und Anbindung“ des östlichen Görli mit seinem Feuchtbiotop an die Lohmühleninsel im Rahmen des Förderprogramms „Stadtumbau West“ ausgelöst, was u.a. in diversen BürgerInnenanfragen, Protestmails und auch zwei Offenen Briefen kulminierte. Erwartungsgemäß beharrte die Verwaltung in Gestalt von Bürgermeister Schulz und seiner Baustadträtin Kalepky darauf, alles richtig gemacht, Anwohner- und NutzerInnen ausreichend beteiligt und doch nichts als eine ökologische Wiederaufwertung des zur Hundebadestelle verkommenen „Kreuzberger Sumpfs“ erstrebt zu haben, und ließen Spott und Wut, die solche Sprachregelungen hervorriefen, unbeeindruckt an sich abperlen.

Rückbau

Rückbau

So schien es jedenfalls. Schulz selbst bezeichnete die Maßnahmen indessen nur als ersten Schritt und forderte die BürgerInnen zu konstruktiven Vorschlägen auf, wie sich die einst naturnahste Fläche des Görli ökologisch wiederaufwerten ließe. − Dass jedoch hinter den Kulissen einige Zweifel an der Hauruck-Maßnahme, die bekanntlich auch BVV wie Bürgermeister überraschte, aufgekommen sein müssen, zeigt sich schon darin, dass eine der beiden unsinnigen LKW-breiten Toreinfahrten, nämlich die zur Görlitzer Straße hin, zurzeit wieder rückgebaut wird, so dass also nunmehr in nur wenigen Metern Entfernung zum vormals einzigen ein ebenso schmaler zweiter Eingang entsteht. − Es sind ja auch noch 40.000 Euro aus besagtem Fördertopf für den Bauabschnitt 3 übrig. Sehen wir also zu, dass sie im Gemeinwohl verausgabt werden. Die Baustadträtin gab die Richtung vor, als sie auf der Fachtagung zur Biodiversität „Flechten − Vögel − Fledermäuse“ vor internationalem Publikum u.a. die Maßnahmen Görlitzer Park als ein Modellprojekt unseres Bezirks für den Schutz der Artenvielfalt pries.

Der zweite Brief jedenfalls, worin die BI Bäume für Xberg konkrete Kompensationsvorschläge gemacht hat, die u.a. das Experiment der Teilabsperrung eines Uferbereichs mit angrenzender Fläche beinhaltete, um ausnahmsweise auch mal für nichtmenschliche Parknutzer einen Rückzugsraum zu schaffen, führte zu einer Abfolge von Treffen und Begehungen von gewählten und durch Engagement legitimierten BürgervertreterInnen und GrünamtsmitarbeiterInnen, auch unter Hinzuziehung des Naturschutzreferenten des BUND Berlin.

Hundebade

Hundebade

Unser Bürgermeister sieht den Hauptgrund für den angeblichen Niedergang dieses „abgehängten“ Parkteils, wie gesagt, im Hijacking durch disziplinlose HundehalterInnen, und entsprechend favorisierten seine MitarbeiterInnen anfangs eine Totaleinzäunung und dichte Umpflanzung des Teichs.

Wie dies auf entschiedene Ablehnung seitens der BürgervertreterInnen stoßen musste, so wies umgekehrt das Amt deren Vorschlag einer durch Totholzwälle und dornenbewehrte Hecken eingefriedeten Schutzzone zurück und wurden hierin kürzlich auch vom BUND-Experten unterstützt: Die ausgewählte Fläche entlang des südlichen Teichufers sei wegen seiner Verschattung durch den Hang, auf dem der Hauptweg verläuft, ökologisch kaum weiter optimierbar und floristisch wenig zu machen, während Kleiber, Blaumeisen und Eichhörnchen in den Bäumen sich vom Treiben darunter nicht irritieren lassen würden. Andererseits aber könne man Nutzungskonflikte nicht durch Absperrungen lösen, und zumal in Kreuzberg sei derlei naturschutzfachlich direkt kontraproduktiv, indem es zur bewussten Missachtung geradezu herausfordere.

Knüppelzaun

Um einen Teil des Teichs geplanter Knüppelzaun

Wenn aber die zum Schutz von Wasservögeln geplante Einzäunung durch verschieden hohe Pflanzungen kaschiert werde, derweil ein anderer Teil des Teichs für Mensch und Hund zugänglich bleibe und es dazu eine Separierung im Wasser selbst mittels einer lebenden Barriere aus Schilf, Röhricht und Seggen gebe, sei dies hingegen anders zu beurteilen. So könnten bspw. zwei Drittel des Teichs nach Osten und zum Landwehrkanal hin umfriedet werden, der westliche Teil mit zwei Liegewiesen aber weiterhin offen und zugänglich bleiben.

Begehung

Begehung

Auch detaillierte Vorschläge zur Aufwertung der Bepflanzung des Areals machte der Naturschutz-Profi, hat doch die ehemals dichte und vogelreiche Vegetation erst durch die Bauarbeiten mit Verbreiterung und Pflasterung der Wege, Verbreiterung der viel zu steilen Treppe und durch das anschließende energische Walten der Grünamtskräfte arg gelitten. Wie berichtet, wurden rücksichtslos Habitate der strauchtreuen Nachtigallen, von denen es in diesem Bereich fünf Brutpaare gegeben hat, kurz vor ihrer Brutperiode die übliche Handbreit überm Boden gekappt und fast der gesamte Unterwuchs entlang der östlichen Mauer gerodet, wo es einst in der warmen Jahreszeit ganz besonders viele Singvögel zu beobachten und zu belauschen gab.

Immerhin haben sich Amt und BürgervertreterInnen aufeinander zu zu bewegen versucht, und ob ein tragfähiger Kompromiss dabei herausgekommen ist, welcher der BVV zur Beschlussfassung vorgelegt werden kann, wird sich in der nächsten

Sitzung des Umweltausschusses am 18. Mai um 18:30 h
im ehem. Rathaus Kreuzberg, Yorkstr. 4-11, Raum 1053

erweisen müssen.

Hain-Bänderschnecke

Hain-Bänderschnecke

Alle Interessierten sind ganz herzlich zur Teilnahme eingeladen! Außerdem soll es auch noch um das „Wäldchen“ im Gleisdreieck-Ostpark gehen, dessen Unterschutzstellung der Bezirk bekanntlich betreibt, das in seiner Gänze unzerteilt erhalten werden muss und allenfalls durch zwei Pfade „erschlossen“ werden darf, sowie um die Loidl’sche Beplanung des Geländes des einstigen Potsdamer Güterbahnhofs für den Westpark. Mit ihrem überhöhten Anteil an Sport, Event, der an der Luftbild-Ästhetik orientierten Führung überbreiter, versiegelter Wege und der militärisch formierten Anpflanzung von Ziergehölzen darf sie in der vorliegenden Form keinesfalls Wirklichkeit werden!

Die Bevölkerung hat sich mehrheitlich für eine naturnahe, am Bestand orientierte Parkgestaltung und gegen einen Aktivitäts- oder sterilen, aber metropolitanen Repräsentationspark ausgesprochen. Das auf den Nägeln brennende Anliegen der Bewahrung der (Stadt-)Natur mit ihrer spontan und eigendynamisch entstandenen und für den urbanen Raum in Berlin noch immer hervorragenden Artenvielfalt ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Dies sollte endlich auch die Stadtentwicklungspolitik und insbesondere die Freiraumgestaltung mit Planung und Pflege von Parks und Grünanlagen reflektieren.

Naturerfahrungsraum auf dem POG-Gelände

Naturerfahrungsraum auf dem POG-Gelände

Barrierefreier Schiffsterminal Kottbusser Brücke

Planungen sind abgeschlossen

Die Planungen für einen familien- und behindertenfreundlichen, neunzig Meter langen Fahrgast-Terminal der Reederei Riedel an Kottbusser Brücke/Maybachufer anstelle des dreigliedrigen, 2007 zum Teil havarierten Anlegers seien nunmehr abgeschlossen, berichtete Geschäftsführer Freise am vergangenen Dienstag (11.5.) in einer Sondersitzung der AG Maybachufer und hatte die Planerin, Frau Thurley, gleich mitgebracht. Auch statisch sei alles abgeprüft. Der Vertreter des Bezirksamts Neukölln, Klaus Kittelmann, war in Begleitung der Bezirksbeauftragten für Menschen mit Behinderung, Katharina Smaldino, erschienen. Neukölln, so erfuhren wir, sei der Berliner Bezirk mit der größten Trägerschaft an Einrichtungen für Behinderte und Senioren und einer sehr hohen Nachfrage nach barrierefreien Erholungs- und Freizeitangeboten.

Plan für barrierefreien Terminal 01

Plan für barrierefreien Terminal 01 ©Kirschkowski/Thurley

Ums gleich vorweg zu nehmen: Dass Frau Smaldino ihr starkes Befremden über die Notwendigkeit ihrer Teilnahme bekundete, zeugte von einem Missverständnis. Die Skepsis der AnwohnervertreterInnen, als Lutz Freise erstmals im Oktober letzten Jahres (und zwar nachdem er beim WSA bereits Pläne und Bauantrag eingereicht hatte) über sein Vorhaben informierte, rührte keineswegs daher, dass sie etwas gegen barrierefreie Anleger oder gar Menschen mit Behinderung hätten − die Berücksichtigung von Barrierefreiheit bei der Sanierung des LWK gehört bekanntlich zu den Kernforderungen der BürgervertreterInnen −, sondern dass eine derart voluminöse Anlage an einer verkehrlich übermäßig belasteten Stelle errichtet werden soll, ohne dass es vorher eine Machbarkeitsstudie gegeben hätte, um alternative und evt. geeignetere Standorte zu prüfen und ohne dass die dortigen AnwohnerInnen, die schon jetzt stark unter Lärm und Abgasen zu leiden haben und nun eine weitere Steigerung befürchten müssen, bei der Planung einbezogen worden wären. Vor allem befürchten sie, dass an den beiden Tagen des türkischen Wochenmarkts ein Stau wartender Busse und Taxen, womöglich mit laufenden Motoren, vorprogrammiert ist. Die Anbindung an den ÖPNV ist nämlich an der Kottbusser Brücke denkbar schlecht, die frühere Busslinie seit längerem eingespart worden.

Plan für barrierefreien Terminal 02

Plan für barrierefreien Terminal 02

Demgegenüber betonte Lutz Freise, an der Planung festhalten zu wollen, verwies aufs familienfreundliche Image seines Unternehmens, das Bestreben, bei einer solchen Neukonstruktion aktuelle Bedürfnisse zu befriedigen, die Nutzbarkeit zu verbessern und zu erweitern sowie die Notwendigkeit, zeitgemäß mit Behindertenfreundlichkeit zu werben, was längst auch ein wesentliches Feature des Marketingkonzepts von Berlin Tourismus im Rahmen der Gemeinschaftsinitiative Service in the City sei. [Siehe auch hier.] Und der Tourismus sei schließlich die stärkste wirtschaftlich Säule Berlins. 400.000 Fahrgäste befördere allein seine Reederei pro Jahr, drei Viertel davon Berlin-Besucher.

Erstaunlicherweise behauptete Freise zugleich, nicht mit einem erhöhten Verkehrsaufkommen am Terminal zu rechnen: Barrierefreiheit sei beileibe kein Alleinstellungsmerkmal der geplanten Anlage. Auch der Anleger Märkisches Ufer nahe Jannowitzbrücke sei behindertenfreundlich, wenn auch mit einem kleinen Umweg verbunden [zumindest im Netz wird allerdings nicht damit geworben]. Das Konkurrenzunternehmen Stern und Kreisschifffahrt verfüge über fünf behindertengerechte Anlagen und weitere behindertenfreundliche. Sechs Schiffe der Riedel-Flotte würden diesen Standard erfüllen, zwei, die Comtesse und die Kreuzberg, seien behindertengerecht.

Plan für barrierefreien Terminal 03

Plan für barrierefreien Terminal 03

Während die Behindertenbeauftragte Smaldino forderte, dass im Grunde jeder Anleger wie jegliche öffentliche Einrichtung für mobilitätseingeschränkte Personen barrierefrei zugänglich sein müsse, berichtete der Riedel-Geschäftsführer über diesbezügliche Probleme an seinen anderen LWK-Anlegern: Die Verkehrsanbindung etwa am Halleschen Tor oder an der Corneliusbrücke mit den dortigen großen Hotels sei zwar weitaus günstiger, doch sei entweder die Kaimauer viel zu hoch − und ein Aufzug vor allem im Unterhalt zu teuer −, oder es fiele, wie eben in Mitte, der Rampenkonstruktion im Böschungsbereich bedeutend mehr Grünfläche zum Opfer, was eine Genehmigung durch den Bezirk eher unwahrscheinlich mache.

Die Bemerkung Frau Saldinos, dass die Situation an der Kottbusser Brücke ohnehin schon derart chaotisch sei, dass eine erhöhte Verkehrsfrequenz nicht weiter ins Gewicht falle, wurde indessen nicht als Argument, sondern als Beschwichtigung beurteilt. Dass hier eine Anbindung an Bus oder U-Bahn fehlt, wusste die Autofahrerin nicht. – Freise versicherte immerhin, die Markttage am Maybachufer auszusparen und dass es keine zusätzliche Belegung geben werde. Als Nachtliegestelle dient inzwischen der neue Standort des Unternehmens an der Spree nahe Funkpark in Oberschöneweide. [Siehe auch hier.]

Nach Überzeugung des Bezirksamtsvertreters Kittelmann führt kein Weg an der Umsetzung der Planung vorbei, da bei jedem Neubau, wie etwa auch bei der Anlage von Grünflächen, die Berücksichtigung von Barrierefreiheit vom Senat vorgeschrieben sei. (Was privat betriebene touristische Einrichtungen betrifft, war hier von der Reederschaft in der Vergangenheit allerdings von einer rechtlichen Grauzone berichtet worden.)

Plan für barrierefreien Terminal 04

Plan für barrierefreien Terminal 04

Konkret soll die Rampenkonstruktion dort, wo früher der Geräteschuppen stand, folglich auch kein Böschungsgrün zerstört würde, als liegendes, zur Brücke hin geöffnetes V eine Gesamtbreite von knapp sechzehn Meter einnehmen: das Band 1,20 Meter breit, mit zwei Podesten, die im Sechs-Meter-Abstand vorgeschrieben sind, einer Plattform zum Wenden, bei einem Gefälle von 8,8 Prozent (weshalb sie auch nur behindertenfreundlich ist und nicht behindertengerecht = 6 Prozent Gefälle) und beidseitig mit Geländer und Handlauf versehen. Da auch der Uferweg, von dem aus man über eine Stufe die leicht gewölbte Rampe erreicht, wasserseitig von einem Geländer flankiert werden muss, wird es eine Staffelung von insgesamt fünf Geländern hinter- und übereinander geben. − Die AG-Mitglieder wünschten sich eine bessere grafische Visualisierung der Planung in An- und Draufsicht.

Der Vertreter des Denkmalschutzes, Theseus Bappert, machte in Vertretung Klaus Lingenaubers schon mal Vorschläge zu denkmalgerechter Materialauswahl und Gestaltung. Der Steg ist eine eigenständige Konstruktion, berührt weder Spundwand noch Ufermauer. Dass es keine drei getrennten Anleger oder wenigstens eine Zweiteilung des Stegs gebe, ist nach Freise vor allem ein Entgegenkommen gegenüber dem Denkmalschutz, der sich aus ästhetischen Gründen eine durchgehende Linie wünsche.

Plan für barrierefreien Terminal 05

Plan für barrierefreien Terminal 05

Die Wölbung des Stegs wird deshalb notwendig, weil am ersten Abschnitt nahe Kottbusser Brücke (unterhalb der Ankerklause) auch Sportboote und Wassertaxis mit einer niedrigeren Einstiegshöhe (nicht 0,80 sondern nur 0,40 m überm Wasser) Anlegemöglichkeit haben sollen. Für diesen Teil wird es einen eigenen Zugang über eine Treppe geben und der Steg zu den Riedel-Stationen hin abgesperrt wie überhaupt die ganze Anlage nur von Fahrgästen betreten werden darf. Dann muss noch geklärt werden, ob der Pächter der Ankerklause (die Riedel übrigens nicht mehr gehört) oder wer sonst die Verantwortung für Verkehrssicherheit, Reinigung etc. übernimmt; ob der Anleger mit der Gelben Welle für Wassertouristen gekennzeichnet werden soll usw., doch erstmal ist festzuhalten, dass dadurch endlich Bewegung in die Frage der Alleinnutzung von Anlegestellen kommt, deren Monopolisierung Wassertaxi-Unternehmer Gerhard Heß von SpreeCab ein Politikum nannte, eine gemeinschaftliche Nutzung von Anlegern forderte und sich dafür vom Kollegen Freise an den Schiffbruch des Volkseigentums erinnern lassen musste. Auch die noch ungleich kompromisslosere Haltung des Geschäftsführers von Stern & Kreis zu dieser Thematik haben wir noch gut im Ohr.

Und zweitens sei festgehalten , dass, obwohl das Leitbild Barrierefreies Berlin zumindest in einschlägigen Senatskampagnen eine prominente Stelle einnimmt, keinerlei Fördermöglichkeiten angeboten werden, auch nicht für kleinere, finanzschwächere Unternehmen, die mit Anschaffung und Wartung raumsparender Lösungen wie bspw. Lifts naturgemäß überfordert sind.

Lutz Freise würde es begrüßen, wenn die Planungen gleich nach Abschluss der Instandsetzung der Ufermauer, also im kommenden Winter, umgesetzt werden könnten.

[Veranstaltungshinweis: Ringvorlesung im SS 2010 „Alltag ohne Barrieren – alltäglich barrierefrei leben, aber wie?“ des Kompetenzzentrums Barrierefrei Planen und Bauen an der TU Berlin. Alle Termine ]

Ringen um die Primärsanierungsmethode

Die Lösungssondierungsgruppe hat getagt

Kurzer Blick auf den Stand des Baugeschehens

Während am Riedel-Anleger Maybachufer/Kottbusser Brücke die Firma Stump mittels Verpresslanzen die Betoninjektionen zur Ertüchtigung auch der nicht abgerutschten Uferwand fortsetzt und den Aufbau der übrigen erst dann wieder aufnehmen kann, wenn die mit Unterwasserbeton erstellte Sohle ausgehärtet ist, wird der Anleger im östlichen Bereich direkt an der Treppe vom Ausflugsverkehr schon wieder fleißig genutzt.

Der Abschluss der Crush-Piler-Teststrecke am Paul-Lincke-Ufer wurde durch Neueinsaat der Uferböschung komplettiert, und jetzt wartet alles auf die Auswertung der vielfältigen Testergebnisse, die bei der Firma Obermeyer zusammengeführt wurden. Und am Tempelhofer Ufer führte die Firma Mette auch im Abschnitt westlich des Fußgängerübergangs Möckernbrücke die wasserseitige Sicherung der Uferwand zu Ende. Die Bäume dort sind zwar längst von ihrer Balken-Anbindung befreit, doch im Unterschied zu einem Bericht andernorts konnten wegen Kapazitätsproblemen die letzten beiden Betonklötzer erst diesen Freitag (7.5.) abgeräumt werden. − Aus Sicherheitsgründen schließt das die Bauzäune leider nicht ein.

Jedenfalls hat es in Einhaltung des Zeitplans vor Ort einigen Baufortschritt gegeben, doch mit Blick auf die noch vor uns liegenden restlichen rund zehneinhalb Kilometer zu sanierender Ufer sind Entscheidungen darüber dringlich, welche primären Varianten oder Methoden auf längeren Abschnitten umgesetzt werden sollen, um die marode Uferbefestigung zunächst unter Wasser grundzusichern −, nicht nur, um endlich die mehrere Kilometer vermaledeiter Bauzäune loszuwerden, die nicht selten ihrerseits eine Gefahr darstellen (bspw. wieder wochenlang nahe Prinzenbad, wo es schon einmal einen schlimmen Unfall gegeben hat, in den Weg ragten), sondern generell, um weiteren Schädigungen der Uferbefestigung mit Gefahr neuer Havarien und sich womöglich anschließender Radikalmaßnahmen der Behörde vorzubeugen.

Statische und fließende Komponenten

Diese so genannte Primärsanierungsmethode unter Wasser, so führte die Bürgervertreterin und Architektin Ursula Kleimeier aus, ist der prägende, eher statische Teil, auf den dann die Sanierung des sichtbaren Bauwerks als die eher dynamische, fließende Komponente aufsetzen muss. Hierbei wünscht der Denkmalschutz bekanntlich einen weitestgehenden Erhalt der alten Bausubstanz, also eine In-situ-Sanierung bei möglichst geringen Eingriffen ins vorhandene Bauwerk, was natürlich auch dem Baumbestand zugute kommt. Die dabei anzuwendenden Methoden können im Laufe des zu veranschlagenden Zeitraums von drei oder mehr Jahren Bauzeit infolge weiterer Innovationen immer auch wieder variieren, so dass auch die Rede von einer „Endsanierungsvariante“ verfehlt ist.

Über den Beschluss einer Primärsanierungsmethode hinaus sollte deshalb auch endlich jenem schon über ein Jahr zurückliegenden Forumsbeschluss Rechnung getragen und an den jetzt wasserseitig gesicherten Strecken von verschiedenen, zu beauftragenden Firmen praktisch und experimentell erprobt werden, welche Verfahren sich zur Sanierung des „eigentlichen“ Denkmals: der schrägen Quaderwand oberhalb der Wasserlinie, unter den je verschiedenen örtlichen Gegebenheiten wie Mauerhöhe, Schädigungsgrad, unterschiedlich naher oder ganz fehlender Baumbestand etc. am besten eignen. − Unter Verweis auf die verbesserten personellen Kapazitäten machten die AmtsvertreterInnen hier auch entsprechende Zusagen.

Um aber zunächst den im Wortsinn fundamentalen Teil des Vorhabens zur Entscheidungsreife zu bringen, sind zwischenzeitlich auch die Mitglieder der AG Lösungssondierung in zumindest Teilerfüllung eines umfänglichen Prüfauftrags fleißig gewesen, nämlich die vorliegenden Sanierungsvarianten − von Plass 1,5,6 und 9 über Kleimeier 1 & 1a bis zu den an Maybachufer und Teststrecke Paul-Lincke-Ufer schon umgesetzten Varianten − anhand des komplexen Kriterienkatalogs des Mediationsverfahrens „Zukunft LWK“ zu bewerten.

Ein Prüfauftrag für alle

Varianten

Die Varianten

Um diese diffizile Aufgabe zu operationalisieren, hatte das Mediationsteam einige Vorarbeit geleistet und für jede der acht Varianten eine eigene Blanko-Ausfertigung des Kriterienkatalogs zum Ausfüllen bereitgestellt, doch einerseits erwies sich der Zeitraum von Mitte März bis (nach Verlängerung) 4. Mai für viele trotzdem als zu knapp, und so kamen Rückläufe denn auch vorwiegend nur von einigen (ehrenamtlich arbeitenden) BürgervertreterInnen.

Andererseits musste sich auch ein gewisser Unmut einstellen, denn während die Plass’schen Varianten zumindest eine Gesamtsanierung der Uferbefestigung skizzieren, beschäftigen sich die anderen überwiegend nur mit einem Teil, wenn auch dem primären des Vorhabens. Es drohten deshalb Äpfel mit Birnen verglichen zu werden bzw. wesentliche Themenkomplexe des Kriterienkatalogs: Mensch (Freizeit, Erholung, soziale Begegnung), Natur (-erleben), Artenvielfalt, Ökologie… werden auf dieser Stufe gar nicht zureichend eingeholt. Was der Katalog an ganzheitlichen Perspektiven und Fragestellungen zu umfassen versucht und sich erst auf der Ebene begleitender und zu integrierender Planungen − Stichworte: kreuzungsfrei-durchgängiger Uferradwanderweg, ökologische Aufwertung zu Wasser und zu Lande mit dem Ziel der Biotopvernetzung etc. − zureichend bewerten lässt, erscheint auf dieser, selbstredend unabdingbar notwendigen Planungsstufe als überkomplex und bloß fakultative „Kür“ mit der Gefahr, dass der mit so viel Aufwand erstellte Katalog gleich wieder ein Stück weit überflüssig erscheint.

WSA kennt nur zwei Kriterien?

Nach Auskunft der Leiterin der AG LWK, Frau Dr. Ernst, hingegen hat sich ihre Gruppe zwar intensiv mit dem Prüfauftrag auseinandergesetzt, doch da für WSD/WSA vor allem Standsicherheit und Kostenfrage im Vordergrund stünden, sei der vorliegende Datenbestand noch unzureichend, weshalb man zunächst einmal „das Handtuch geworfen“ habe, welche Formulierung die WSA-Vertreterin später aber relativierte.

Angesichts der diversen statischen Prüfungen, die in der Vergangenheit von der Firma GuD u.a. zu speziellen Varianten durchgeführt wurden, sowie der Tatsache, das inzwischen auch für die jeweilige Kostenschätzung durchaus Erfahrungswerte vorlägen, stieß diese Auskunft bei den BürgervertreterInnen auf Befremden. Die Vertreterin des WSD wurde hier aber nicht müde zu betonen, dass bislang nur die globale Standsicherheit, d.h. der „große Gleitkreis“, bei den verschiedenen Varianten nachgewiesen worden sei, nicht aber die lokale („kleiner Gleitkreis“), der immer nur unter Einbeziehung der örtlichen Gegebenheiten wie z. B. der Verkehrslast u.ä. geführt werden kann.

Einige der Plass’schen Varianten, die gleich eine ganze Reihe zentraler Kriterien der unterschiedlichen Interessengruppen nicht erfüllen, wurden schon Mitte März einvernehmlich ausgeschieden, und in der Sitzung der Lösungsgruppe am vergangenen Mittwoch (5. Mai) konnte nicht zuletzt dank der Vorarbeiten von BürgervertreterInnen weitere aussortiert werden −, alles freilich unterm Vorbehalt, dass auch das Forum zustimmt.

Von Varianten zu Methoden und Bausteinen

Varinatenprüfung

Varinatenprüfung

Mit dem Ausscheiden machten es sich die anwesenden VertreterInnen von WSA/WSD, Denkmalschutz und BürgerInnen wahrlich nicht leicht (von Senat, Bezirksämtern, Naturschutzverbänden und Reederschaft war niemand gekommen), denn fast jede der vorliegenden Varianten enthält zumindest Elemente, die sich unter bestimmten Gegebenheiten in Kombination einsetzen lassen bzw. könne punktuell (auf bis zu zehn, zwanzig Metern) auch auf komplette Varianten zurückgegriffen werden, die für längere Strecken völlig ungeeignet sind. Deshalb fand auch der Vorschlag breite Zustimmung, eine Art Baukasten mit verschiedenen Bausteinen zusammenzustellen, um in der Praxis flexible Anpassungen an unterschiedlichste Randbedingungen zu gewährleisten, sowie künftig nicht mehr von Sanierungsvarianten, sondern -methoden zu sprechen.

Zur Überraschung der BürgervertreterInnen präsentierte Dipl.Ing. Marcel Heier eine mit seinem Kollegen, dem Bautechniker Björn Röske (beide Mitglieder der AG LWK), entwickelte Variante, wenn auch zögerlich und widerstrebend, denn sie sei als Kind der stark mit Injektionen arbeitenden Maybachufer-Variante noch im Baby-Stadium und längst nicht zu Ende entwickelt. Daran, dass diese (von AG-Leiterin Annette Ernst flugs mit dem Codenamen „Heideschen“ bedachte) Variante nicht gleich in Bausch und Bogen verworfen wurde, wie es einer früheren der weiland Projektgruppe LWK geschah, sondern, wenn auch anfangs sehr kontrovers, intensiv diskutiert und auseinander genommen wurde, ließ sich schon indirekt schließen, dass „Heideröschen“ durchaus auf ernsthaftes Interesse stößt. Die Fachfrau unter den BürgervertreterInnen, Dipl.-Ing. Ursula Kleimeier, qualifizierte sie denn auch als hochinteressant und plädierte für eine Aufnahme in die Primärsanierungsmethoden-„Familie“, die mit vorgesetzter Spundwand arbeiten, als da wären Kleimeier 1 und 1a, die Teststrecken-Variante sowie eben „Heideröschen“.

Haushaltsordnung vs. Geist der Mediation

Dass sich die VertreterInnen von WSD und WSA überaus schwer tun, Plass’sche Varianten, und wenn sie auch vitale Interessen beteiligter Stakeholder krass verletzen wie, um mal ein Beispiel anzuführen, Nr. 6, die (in der ihrerseits heftig umstritten Deutung des WSA) eine Verwandlung der sichtbaren Uferwand in ein Bodendenkmal, also ihr Verbuddeln vorsieht, um sie rund zwei Meter Richtung Fahrrinne nachzubauen, sprich: zu imitieren, was erwartungsgemäß auf den entschiedenen Widerspruch des Co-Autoren des GgG zum LWK von 1990, Theseus Bappert, stieß (der den verhinderten Klaus Lingenauber und damit das LDA vertrat), und natürlich auch für die BürgervertreterInnen, selbst wenn die Bäume gesichert wären, nur schwer zu kommunizieren sein dürfte, entstünden doch zwangsläufig Kanten und Knicke, wo die ursprüngliche Uferwand wieder zum Vorschein kommt −, dies hartnäckige Beharren der BehördenvertreterInnen blieb den Übrigen auch dann noch schleierhaft, als haushaltsrechtliche Auflagen und Zwänge ins Feld geführt wurden, wonach alle nachweislich standsicheren Varianten in der weiteren Prüfung zu belassen seien. − Der Kompromiss lautet nun dahingehend, dass die genannte Variante noch eine Ehrenrunde durchs Forum nimmt und erst dann als nicht konsensfähig endgültig ausscheidet, wobei freilich wiederholt werden muss, dass auch bei allen andern die letzte Entscheidung erst im Forum fällt. − Auch die Variante Plass 9,  eine Rückkehr zu Lenné unter Wasser (Bappert), die sich für breite Kanalabschnitte eignet, bleibt im Rennen wie es überhaupt für Einzelfalllösungen prinzipiell die Möglichkeit geben soll, auch ausgeschiedene Varianten erneut zu diskutieren, wenn wir mal von Plass 11 absehen, die eine Zuschüttung vorschlägt…

Nun dürfen wir auf die Diskussion in der 22. Forumssitzung am 17. Mai gespannt sein, auch weil dann der Göttinger Professor Weihs und sein Doktorand die Ergebnisse der noninvasiven georadiologischen Sondierung von Wurzelverläufen ausgewählter Bäume vom vergangenen Sommer vorstellen wollen. Am 18. und 19.05. werden die beiden Wissenschaftler ihre Arbeit noch am Corneliusufer fortsetzen. „Diese Untersuchungen sollen die Untersuchungen 2009 ergänzen (im Gegensatz zu 2009 jetzt hohes Ufer, d.h. großer Grundwasserabstand)“, informiert Frau Dr. Ernst und hofft, „dass die Untersuchungen u.a. auch zeigen können, dass eine junge Kastanie am Corneliusufer weit landeinwärts verwurzelt ist, so dass sie beim etwaigen Versagen der Mauer als verhältnismäßig leichter Baum von den eigenen Wurzeln festgehalten werden kann und von ihr keine Gefahr für ein vorbeifahrendes Schiff ausgeht. Sollte dieser Nachweis gelingen, könnten deren beide Betonklotzanbindungen zeitnah entfernt werden.“