Ein Skandal als Evergreen

Fischsterben in Berlins Gewässern nach Sommerregen

[Update 20.6.: Weit über eine Tonne Fisch wurde inzwischen geborgen, von der zuständigen Stelle bei SenStadtUm verlautet beruhigend, die Bestände würden sich immer wieder erholen. Nur ist halt schon lange als unbefriedigend erkannt, dass es sich dabei hauptsächlich um den Bestand der Plötze handelt. Es fanden sich, halt in ungleich geringerem Umfang, aber auch Barsche, Hechte, Karpfen und Aale unter den Opfern, und deren Bestand, der viel zu gering ist, zu erhöhen, sollen die vorgeschlagenen ökologischen Aufwertungsmaßnahmen (z.B. strömungsberuhigte Flachwasserzonen), aber auch die Herstellung der ökologischen Durchgängigkeit durch Einbau von Fischtreppen im Bereich beider Schleusen dienen. Auch die mögliche Anbindung an die Tiergartengewässer wurde oft erörtert und wird jetzt im Rahmen eines „Masterplans“ (sic!) geprüft.
Mit alldem haben die Verantwortlichen auf Landesebene allerdings überhaupt keine Eile, auch wenn es sich um den Sonderfall eines innerstädtischen Gewässers handelt, reagieren vielmehr regelrecht allergisch, wenn eine Mischfinanzierung auch nur angesprochen wird und die Sache für Berlin nicht haushaltsneutral darstellbar zu werden droht. Demgegenüber geschieht alles in Umsetzung aufgegebener Ziele der WRRL (siehe auch eine Zwischenbilanz), die ja zu einem wesentlichen Bestandteil des WHG wurden, aber die Fristen werden immer wieder verlängert − das ist frustrierend und nicht länger akzeptabel, weil die Mittel bereitstehen und weil sie, wenn sich denn der Senat beteiligen müsste, verglichen mit dem Aufwand, der für andere Projekte getrieben wird, durchaus erschwinglich sind. Bislang kam nur der Verweis auf Staatssekretär Gaeblers Beantwortung der Kleinen Anfrage 17 / 12 398, die ein CDU-Abgeordneter 2013 stellte und aus der hervorgeht, dass Fischsterben aufgrund von Hobrechts Mischwasserkanalisation ein ganz regelmäßiger Vorgang im Berliner Gewässernetz sei, mit guten und schlechten Jahren (siehe Tabelle am Schluss). Bzgl. Beantwortung der aktuellen Fragen aus dem Expertenkreis wurde um Geduld gebeten. Es sind ja auch noch andere Kanäle und natürlich ist wie seit altersher die Spree betroffen.
Ansonsten bleibt die Frage, wie es um die Fortschreibung des Unterhaltungsplans steht, welche die BfG beauftragt hat und wie aus dieser Perspektive und aktuellen Erfahrung eine ökolgogische Optimierung gesehen wird. Dieses achselzuckende Zuwarten muss endlich aufhören!]

Same ol‘ story

Hat schon wieder die Saure-Gurken-Zeit begonnen? Öffnet sich das nachrichtenarme Sommerloch? Das alljährliche Fischsterben in Berlins Kanälen und der Spree, ein Übel, das im Mediationsverfahren „Zukunft Landwehrkanal“ auch nach Aussage des Senats (Kl. Anfrage 2008) mindestens seit 2008 thematisiert wurde, erschien am vergangenen Sonntag mal wieder als Sensation, noch nie dagewesen, löste gar „Ekelalarm“ aus. Sicher hat die neue Sensibilität auch mit Tourismus und Gastronomie zu tun. Doch seit nunmehr sieben Jahren haben u.a. BaL-Vertreter*innen immer wieder die Langsamkeit des Vorgehens, die Unambitioniertheit der Ziele und Anstrengungen von BWB und Senat kritisiert und schon damals eine massive Erhöhung der drei Millionen Euro, die jährlich fürs gesamte(!) Berliner Kanalnetz zur Verfügung gestellt wurden, auf mindestens sieben Mio. Euro gefordert. [Über die aktuellen Zahlen verfügen wir momentan nicht, reichen sie aber noch nach.]

Fischsterben 2015

Fischsterben im Berliner Gewässernetz 2015

Die Eingabe von z.B. „Fischsterben“ in die Suchfunktion dieses Blogs fördert jedenfalls unsere fast jährlichen einschlägigen Beiträge zutage. Herrscht also Amnesie oder Ignoranz? Beides ist gleichermaßen bedauerlich, denn ohne nachhaltigen öffentlichen Druck tut sich halt nichts. Anwohner*innen im Bereich Fraenkelufer/Admiralbrücke berichten jedenfalls, so schlimm sei es noch nie gewesen, und natürlich ist auch der Neuköllner Schifffahrtskanal betroffen. Den Rest des Beitrags lesen »

Xhainer Brutzeitfällen 2015

„Rückstau überfälliger Bäume“

Bericht von einem Ortstermin

Weide 33 im Wiesental

Weide 33 im ‚Wiesental‘, Fraenkelufer/ELK | ©G.Bosse

Die alljährliche Frühjahrsfällkampagne in Friedrichshain-Kreuzberg ist in vollem Gang! Bäume, die schon seit Jahren als verkehrsgefährdend gelistet sind, werden jetzt, sozusagen im Zenit der Brutzeit, gefällt, die §§ 39 und 44 BNatSchG hin oder her. Der Leiter des Fachbereichs Natur und Grünflächen im Tiefbauamt, Hilmar Schädel, verwies zur Erklärung des „Rückstaus überfälliger Bäume“ zum x-ten Mal auf Probleme mit den beauftragten Gartenbaufirmen, die auf Grund von Personal- oder sonstiger Engpässe mit dem Abarbeiten der Fällaufträge nicht nachkämen, irgend wann gekündigt würden, doch dann sei das Finden von Ersatz erneut sehr zeitaufwändig, und schon sei es Frühling. Wir haben diese und ähnliche Stories schon so oft gehört und auch aufgeschrieben, dass wir mit Schreibkrampf zu kämpfen haben.

Weidestubben 33

Weidestubben 33

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