Eitel Freud am Gleisdreieck?

Zur Schadensbegrenzung bleibt noch viel zu tun

Schon einige Tage steht die Presseerklärung „Park auf dem Gleisdreieck nimmt Formen an − Bürgerbeteiligungsverfahren zum Westpark mit konkreten Ergebnissen“, die von Moderator Seebauer auf Basis eines [einvernehmlich?] verabschiedeten Protokolls der Projektbegleitenden Arbeitsgruppe (PAG) zur modifizierten Gleisdreieck-Westpark-Planung verfasst wurde, in der SenStadt-Pressebox, ohne dass die Presse davon Notiz genommen hätte.

Offenbar ist diese Mitteilung nicht nur nach Meinung von BürgervertreterInnen, sondern auch dem Geschmack der Medien allzu rund und glatt geraten, drängt alle Konflikte um BürgerInnenbeteiligung, Stadtnaturschutz und schwierige Entscheidungsfindungen in die Vergangenheit, da sie ja jetzt „unter der Leitung eines externen Moderators“ glücklich ausgeräumt seien.

Dass über vierzig Sitzungen der PAG hindurch intransigent an einer eben ohne echte und hinreichende BürgerInnenbeteiligung konzipierten, naturfernen Planung festgehalten und auf dem Ostparkgelände denn auch brachial und nicht selten hinterrücks durchgezogen wurde − unter enormer Zerstörung einzigartiger Stadtnatur! − und deshalb auf scharfen Protest der BürgerverteterInnen, des BUND sowie der Intervention engagierter F’hain-Kreuzberger Bezirksverordneten hin im Nachhinein ökologisch noch aufgehübscht wurde, bleibt ebenso ausgeblendet wie die Tatsache, dass eine ähnlich konzipierte Planung für den Westpark mit noch mehr Schwergewicht auf Sport, Event und pflegeleichte Rasenweite erst nach neuerlichen Protesten und Interventionen der Genannten, wenn auch nach wie vor unzureichend, optimiert worden ist.

Doch entgegen dem Bescheid von Stadtentwicklungssenatorin Junge-Reyer: „Es kommt aber auch darauf an, dass man nach einer solchen breiten Beteiligung einfach mal sagt: So machen wir es jetzt gemeinsam. […] Wenn ein oder zwei Personen, denen wir noch dazu eine Moderation zur Verfügung gestellt haben, im Ergebnis nicht zufrieden sind, dann bedaure ich dies, aber weiterarbeiten werden wir dennoch; gegebenenfalls in eine andere Richtung“ −, wird nunmehr im PAG-Protokoll immerhin von „prozesshafter Fertigstellung“ und „Warte-Flächen“ gesprochen sowie davon, dass bestimmte Angebote erst im Hinblick auf ihre Akzeptanz (wie etwa der vorgesehene Hundeauslauf im Bereich des südlichen Zugangs) getestet werden und ein „Reagieren auf neue, andere Nutzungsansprüche“ (wie im Fall der Multifunktionsfläche unter der U1) ermöglichen sollen.

Dass jetzt einzelne Gehölzgruppen und Bestandsbäume erhalten werden, welche die frühere Planung noch komplett abholzen wollte, sollte man nicht als großes Verdienst der PlanerInnen hochloben1, doch dass Versiegelung und Wegebreiten wenigstens teilweise reduziert, dass Wegeführungen an örtliche Gegebenheiten angepasst und endlich auch Anbindungen nach Süden Richtung Bautzener Straße und Kiez hin in der Planung verbindlich festgeschrieben wurden, sich der Radverkehr unterordnen muss etc. ist als großer Erfolg der Beharrlichkeit der BürgervertreterInnen zu werten und sehr zu begrüßen!

Doch die überdimensionierten, versiegelten Promenaden kommen: die Möckern- im Osten, die Flottwell- im Westen −, aber hoffentlich nicht auch noch die York- im Süden! Am weitgehenden Abräumen von Ruderalvegetation, ganzen Baumreihen, Buschwerk und Gleisbetten samt Staudenbewuchs und Wildkräuterfluren wird „aus Sicherheitsgründen“ nach wie vor krampfhaft festgehalten.

Sicherheitshysterie

Diese sich ständig und bis ins Absurde steigernde Sicherheitshysterie2, zu der sich, ins modische Mäntelchen des Genderaspekts gehüllt, die schiere Angst vor wilder, d. h. sich ungeplant und eigendynamisch entwickelnder Natur gesellt, ist vordringlich zu therapieren, wenn sie nicht nur Vorwand für großzügige Auftragsvergabe einerseits und missverstandene Pflegekostendämpfung andererseits ist. Das offenbar schon wieder vergessene neue Leitbild vom Zulassen von „Wildnis im urbanen Raum“, von fußläufig zu erreichenden Naturerfahrungsmöglichkeiten für Jung und Alt muss zumal in Berlin, wo es einst entwickelt, aber anderswo umgesetzt wurde, dringend revitalisiert werden −, es sei denn, ein ganz anderes reüssiert, wonach sich die Refeudalisierung unseres Soziotops auch in Parkpflege und Freiraumgestaltung spiegeln und der kümmerliche verbliebene Rest an Stadtbrachen, an Unordnung, Wildei, Chaos und Lücke in der metropolitanen Einheitsfassade tunlichst verschwinden soll.

Marginalisierung

Südlich der „Schöneberger Wiese“ und der U2 auf der Ausgleichsfläche i, wo sich schon auf 17.000 m2 der Beachvolleyball dehnt, soll bspw. auf Kosten vorhandener Ruderalvegetation nun auch noch ein Bolzplatz entstehen, Stadtnatur hingegen wieder nur am äußersten Rand toleriert werden. − Eben das aber charakterisiert die gesamte Planung: Erhalt des Bestands und Berücksichtigung von Belangen des Natur- und Artenschutzes nur in peripheren Bereichen, wo sich Sport und Event beim besten Willen nicht mehr reinquetschen lassen.

Umsetzung von A&E-Maßnahmen erfordert neue

Deshalb bleibt die u.a. vom BUND formulierte grundsätzliche Kritik [siehe auch hier] bestehen, wonach es sich bei der bisherigen Planung und Umsetzung weitgehend um einen Missbrauch von Ausgleichs- und Ersatz- (A&E) Mitteln handelt, der allein dadurch in seinem Schaden für Natur und Landschaft noch begrenzt werden kann, dass in einem naturschutzfachlich abgestimmten Pflegekonzept und − sowohl im Ost- wie im Westpark − durch Erhaltung und Entwicklung von Vegetationsinseln in die umgebende Rasenmonotonie hinein sowie in der Wiederanlage von Schotterflächen, Aufschüttung von Steinhaufen u.dgl. der zerstörte Charakter des Geländes allmählich wiederersteht und sich die verlorenen Habitate für seltene Pflanzen- und Tiergruppen, die vorher in bemerkenswerter Vielfalt dort siedelten, erneuern können. − Doch hier fehlen eben konkrete, belastbare Angaben zu Gestaltungs- und Zielvorstellungen.

Wenn es demgegenüber angesichts der akribischen Tilgung mannigfacher historischer Spuren nun im PAG-Protokoll heißt: „Erinnerung an die ehemalige Eisenbahnnutzung auf dem Gelände sind lineare Strukturen im Wegeverlauf“, so klingt das, mit Verlaub, wie der blanke Hohn.

Streitpunkte und offene Fragen

Kurz, es bleiben noch mannigfach strittige Punkte, für die es nach wie vor mit Bürger- wie NaturschutzverteterInnen eine naturverträglichen Lösung auszuhandeln gilt − und, ums zu wiederholen: der überwiegende Teil der künftigen ParknutzerInnen wünscht sich nachweislich einen naturnahen und eben keinen Aktivitäts- und Freizeitpark auf dem Gelände dieser einst so beeindruckenden und vielgerühmten Bahnbrachlandschaft!

Strittig bzw. fraglich bleibt u.a.

  • Breite und Versiegelungsgrad der Promenaden;
  • der noch immer zu hohe Anteil der befestigten Wege: Empfindliche Bereiche sollten mit Entdeckungspfaden aus Rindenmulch oder Holzstegen „erschlossen“ werden, und nicht alle Wege müssen barrierefrei sein bzw. können auch solche Pfade kurzstreckenweise mit Rollis und Rollstühlen befahren werden.
  • die von niemand außer Loidl und Grün Berlin gewünschte Durchwegung der sog. Oefelein-Bauten aus Richtung Nelly-Sachs-Park und mitten durch Birkenwäldchen und Kleingartenkolonie POG;
  • der „Marktplatz“ in der Kolonie, der sich in einer Konkurrenzsituation zur Nutzung für Naturerleben befindet, welche nur gemeinsam mit den KleingärtnerInnen, AnwohnerInnen und den AkteurInnen auf diesem Naturerfahrungsraum gelöst werden kann;
  • der sog. Lichtgrill unter der U1, dessen Lichtverschmutzung und Schaden für die nachtaktive Insektenfauna auch nicht unterm Label „Kunst am Bau“ ökologischer wird;
  • die geplante Abbaggerung der Gleisbetten entlang der Schöneberger Wiese mit der dort entstandenen Vegetation: sie sollten zumindest teilweise als Vegetationsinseln erhalten und weiter südlich, außerhalb des Planungsgebiets, komplett als historisches Relikt und typisch für den Charakter dieser Brachlandschaft bestehen bleiben;
  • die Art der Ausgestaltung der Biotopverbindung zwischen dem künftigen Flaschenhals- und dem Ost- und Westpark über die historischen Yorckbrücken hinweg;
  • etc.

Will sagen, die „prozesshafte Fertigstellung“ ist im Ostpark noch längst nicht beendet und hat auf dem Westpark gerade erst begonnen. Zur Gewährleistung einer weiteren und nach Möglichkeit fruchtbareren Partizipation engagierter BürgerInnen, AnwohnerInnen und NutzerInnen wie auch von VertreterInnen des Stadtnatur- und  Artenschutzes bedarf es deshalb auch weiterhin verbindlicher organisatorischer Strukturen und Instrumentarien.

Zum Schluss noch eine Einladung:
Am Montag, 6. September, 10 Uhr, gibt es auf Antrag der Grünen-Fraktion im Stadtentwicklungsausschuss des Abgeordnetenhauses eine Anhörung zum „Gleisdreieck − aktueller Stand der Umsetzung des Parks. Vorstellung des Entwurfs für den Westpark“. Ort: Raum 376 (Ernst-Heilmann-Saal)


1 Früher (10.04.09) hieß es noch im Gleisdreieck-Blog: „Das ist echte Professionalität: erst werden die historischen Spuren und der grüne Wildwuchs mit Planierraupen weggebaggert, dann engagiert man eine erfahrende Stadtführungsagentur, die etwas über ökologische Besonderheiten, Eisenbahn- und Stadtgeschichte erzählen soll.“

2 Aktuelles Beispiel aus der juristischen Expertise für einen Bezirk: Parkteiche müssen immer dann eingezäunt werden, wenn nicht „ein Betreten der Wasserfläche gefahrlos möglich“ ist.

6 Kommentare

  1. 25. August, 2010 um 18:56

    Hallo Achim Appel, mein Eindruck ist, dass du dir nicht richtig klargemacht hast, wie sich der Plan für den Westpark verändert hat. Diese Veränderung ist sehr positiv und greift die wesentlichen Kritikpunkte der Bürgerinitiativen und Anwohner auf. Wenn jemand sich weigert, das zu würdigen, bzw. überhaupt das wahrzunehmen, bekomme ich den Eindruck, dass es hier mehr um Feindbildpflege geht als um konstruktive Arbeit. Übrigens: mit dem Abschlussprotokoll der Projektbegleitenden Arbeitsgruppe Gleisdreieck waren alle Mitglieder einverstanden, auch die Vertreterin des BUND in der Projektbegleitende AG. Das gleiche gilt für die von dir kritisierte Pressemitteilung.

    Infos über den neuen Plan für den Westpark gibts hier;
    http://gleisdreieck-blog.de/2010/08/24/neuer-plan-fur-den-westpark/

    • BaL said,

      25. August, 2010 um 20:22

      Hi Matthias,

      vorweg in eigener Sache: Dies ist das Blog von BI/Verein BaL e.V. und wird, wie dem Impressum unschwer zu entnehmen ist, redaktionell von Birgit und mir gemeinsam betreut und verantwortet.

      Und nun inhaltlich: Da wir keine Mitglieder der Projektbegleitenden Arbeitsgruppe sind, können wir hier nur entgegnen, dass, was die Einstimmigkeit der bewussten Presseerklärung betrifft, unsere Informationen anders lauten, mithin hier also gewissermaßen Aussagen gegen Aussage stehen.

      Was die Fortschritte des Planungsprozesses zum Gleisdreieck-Park hinsichtlich Partizipation und Ökologie, kurz: das Positive betrifft, so haben wir es durchaus anerkannt und gewürdigt, halten angesichts der Katastrophe auf dem Ostpark sowie dessen, was auch die modifizierte Westpark-Planung mit fadenscheinigen Sicherheits- und Nutzbarkeitsargumenten an wertvoller Ruderalvegetation zu opfern und andererseits an Asphaltsport und trendiger Eventisierung zu ermöglichen bereit ist, überschwängliche und vor allem vorzeitige Lobeshymnen für unangebracht und nehmen uns das Recht heraus, Planungs- und Umsetzungsprozess, gerade auch im Hinblick auf das Schicksal der Brache auf dem Flaschenhals, wenn dort erst Park gebaut wird, kritisch zu begleiten -, auch auf die Gefahr hin, dass dies dann bedauerlicherweise gleich als Feindbildpflege diffamiert wird.

  2. Benni Blume said,

    26. August, 2010 um 11:30

    @BaL

    Euer Beitrag, der Kommentar von und Eure Entgegnung auf Matthias Bauer hat mich neugierig gemacht und ich habe mich etwas schlauer zu machen versucht.

    Dabei kam ich auf die alten Seiten des Gleisdreiecks (http://www.berlin-gleisdreieck.de/) und fand – neben einer zutreffenden Karikatur auf der Startseite und eines kurzen Kommentars – auf den folgenden Seiten einige Beiträge, die Eure Sichtweise auf das Verfahren und die Ergebnisse der Umgestaltung und der kritisch zu betrachtenden Prozesse der Bürgerbeteiligung unterstützen.

    Alles habe ich mir natürlich nicht durchlesen können. Bei einigen stand aber das Kürzel oder der Name des Verfassers darunter und so frage ich mich, ob und wie denn diese nun ihre damalige Kritik (so lange ist es nicht her) angesichts der nun vorliegenden Planung und schon zu besichtigenden Umgestaltungsergebnisse zum ganzen Gleisdreieck werten.

    Mit Kritik an der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und der Grün Berlin GmbH wurde jedenfalls nicht gerade gespart.

    Warum jetzt ausschließlich auf den Westpark Bezug genommen wird und die dort erzielten Ergebnisse als gemeinschaftlich getroffen gehypt werden, das würde ich gern verstehen.

    Wer sind denn die Bürgerinitiativen, die sich genau für diese als ’sehr positiv gewerteten Änderungen‘ aussprachen?

    Wie wird denn die Pressemitteilung des BUND vom April 2010 von diesen Bürgerinitiativen gewertet, auf die ihr in Eurem Beitrag verlinkt habt?

    Wenn ich ein Mitarbeiter der Senatsverwaltung oder der Grün Berlin wäre, würde ich den aktuellsten Beitrag auf dem Gleisdreieck-Blog (auf den Matthias Bauer verlinkte) allerdings mit großer Zufriedenheit zur Kenntnis nehmen.

    Die Pressemitteilung auf den Seiten der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung lädt eigentlich dazu ein, doch noch mal diese und jene Frage an die zu stellen, die sie verfassten und veröffentlichten.

    Irritiert hat mich auch der Ton des Kommentars von Matthias Bauer zu Eurem Beitrag. Er ist ein wenig zu scharf, als dass ich an eine Friede-Freude-Eierkuchen-Stimmung unter allen Beteiligten glauben könnte.

    Beste Grüsse
    Benni Blume

  3. Erko Basmann said,

    27. August, 2010 um 14:22

    Als Teilnehmer (Quartiersrat Schöneberger Norden, dort Mitglied seit 2007 für die AIF-Bautzener Straße) der letzten PAG-Sitzungen habe ich in Erinnerung, dass sowohl dem letzten Protokoll wie der PE einmütig zugestimmt worden ist.

    Das heißt, von keinem PAG-Mitglied wurden nach meiner Erinnerung weder Streitpunkte noch offene Fragen vorgetragen.

    Verschiedene Meinungen gab es allerdings zur eher geschönten Ursprungsfassung der PE und zum Vorschlag, das Einverständnis zum Westpark-Ergebnis und zur veränderten PE mit dem Namen der PAG-Mitglieder zu bekunden. Schließlich wurde einvernehmlich der PE-Fassung ohne Namensnennung zugestimmt.

    Jetzt die Traute zu haben, das gerade erzielte Westpark-Ergebnis schon wieder in Frage zu stellen und madig zu machen, finde ich unverständlich. Müssen sich nicht auch zutiefst dem Naturschutz verbundene Bürgerbeteiligte zu kurz zuvor noch von allen mitgetragenen Projektgruppenergebnissen bekennen? Sind extrem naturbewegte Bürgerbeteiligte nicht in der Lage, zu m.E. fair erzielten Kompromissen zu stehen?

    Nachtreten ist für mich grundsätzlich unfair oder feige! Auch hier zum Westparkergebnis!

    • BaL said,

      27. August, 2010 um 15:13

      Ja ja, der Naturschutz-Extremismus will madig machen und unfair-feige nachtreten…

      Ums also noch mal zu sagen: Wir finden die Senats-PE nach wie vor geschönt (und warum wollten die PAG-Mitglieder sie wohl nicht namentlich unterzeichnen?!); wir finden die Kompromisse der modifizierten Westpark-Planung in Richtung Ausgleich für Eingriffe in Natur und Landschaft – und einzig & allein dafür sollen die insgesamt 24 Mio. doch schließlich ausgegeben werden – noch immer unzureichend und brauchen dabei gar nicht wieder vom Ostpark anzufangen, wo die Negativbilanz auch ins unbewaffenete Auge springt.

      Sondern wir halten das Setzen eines Kontrapunkts gegen die u. E. vorzeitige Eloge auf einen Plan für unabdingbar, der abermals und immer noch allzu viel Abholzen, Auskoffern, Planieren und Versiegeln vorsieht und sehen nach den vorangangenen leidvollen Erfahrungen vor allem auch keinen Anlass, ihn vor seiner Umsetzung, vor dem unmittelbar bevorstehenden Baggereinsatz schon als ein gelungenes Stück BürgerInnenbeteiligung zu feiern: Die Liste der strittigen Punkte ist – wie angedeutet – beileibe nicht vollständig; wie die Bübe auch und gerade in der Umsetzungsphase der Kompromissplanung gewährleistet und verbindlich organisiert werden kann, ist unseres Wissens völlig offen; wie die Einbeziehung naturschutzfachlicher Expertise bspw. ins Pflege- und Entwicklungskonzept u.a. für die sog. Vegtationsinseln im Ostpark aussieht (für den Westpark gibt es sie ja nicht mal als „Halligen“!), ist gleichfalls völlig im Ungefähren geblieben… – kurz: uns geht es mit unserm Posting ums Aufzeigen blinder Flecke, über die es weiterzuverhandeln gilt; um das Aufrechterhalten verschärfter Wachsamkeit und kritischer Beteiligung, da es auf diesem Areal und daran anschließend im Süden noch allerhand zu verteidigen bzw. zu zerstören gibt.

      Und sich unfair verhalten und so vieles an unersetzlicher Spur zertreten, haben nun nicht gerade die Naturschutz-Extremisten: dazu fehlt’s ihnen (mal ganz vom Grund abstrahiert) an Macht, Abgebrühtheit und schwerem Gerät…

  4. Holger Schnaars said,

    3. September, 2010 um 10:19

    Hallo Erko,
    als langjähriges Mitglied der AGG und der sog. Initiativenplattform zum Gleisdreieck schreibe ich Dir auf Deinen Kommentar und bitte Dich um eine Stellungnahme.

    Gut, dass Du Dich darauf beschränkst, zu schreiben, dass Du seit 2007 Mitglied des QR Schöneberger Norden bist und als solches nur an den letzten fünf Sitzungen der PAG (Projektbegleitenden ArbeitsGruppe = VertreterInnen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, der Grün Berlin GmbH, des Büros Loidl, der Bezirke F’hain-K’berg und T’hof-Sch’berg und einigen durch die AnwohnerInnen gewählte BürgervertreterInnen) zum Gleisdreieck teilgenommen hast.
    Davor gab es aber schon rund 40 andere PAG-Sitzungen.

    Was Dir aber eigentlich geläufig sein müsste, ist, wie es erreicht wurde, dass nicht nur Du als QR des „QM Schöneberger Norden“, sondern auch Deine KollegInnen aus dem „QM Tiergarten Süd“ an diesen bisher letzten 5 Sitzungen der PAG teilnehmen konntest bzw. konnten.

    Nach dem jahrelangen Prozess der seitens der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung sehr kritikwürdig betriebenen sog. Bürgerbeteiligung und den daraus resultierenden (im Ostpark des Gleisdreiecks zu besichtigenden) Ergebnissen wandte sich Edelgard Achilles als Bürgerin Mitte März mit der Bitte um ein Bürgergespräch zum Gleisdreieck an Frau Senatorin Junge-Reyer, die umgehend darauf reagierte, allerdings an die Staatssekretärin, Frau Krautzberger verwies, die ebenfalls umgehend einen Termin für ein solches Gespräch vorschlug. Dieser Termin wurde dann von Edelgard Achilles, Marlies Funk (AIF) und Heidrun Knief-Schneiker (alle drei übrigens langjährige Mitglieder der AGG und sog. Initiativenplattform, sehr erfahren und fachlich versiert) wahrgenommen.

    Dann ist noch ausdrücklich (!) das von diesem Termin unabhängig zu wertende Engagement des BUND Berlin zu nennen, der in einer recht scharf formulierten Pressemitteilung vom 17.04.2010 zur bisherigen Umgestaltung und zur Verwendung von Mitteln für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen Stellung nahm.
    Zudem gab es – meines Wissens – Schreiben des BUND Berlin (in denen u. a. nicht nur die Verwendung von A&E-Mitteln sondern auch die seitens SenStadts praktizierte Bürgerbeteiligung kritisiert worden sein soll) an Frau Senatorin Junge-Reyer und Frau StSin Krautzberger und als Folge dieser Schreiben auch persönliche Termine.

    Die Leitung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hatte dann das, was leider über Jahre fehlte und vermutlich auch nicht gewollt war: Ein offeneres Ohr für die Interessen der Bürger und Bürgerinnen.

    Sie traute sich – wenn auch sehr spät -, etwas andere Wege in der Bürgerbeteiligung zum Gleisdreieck zu gehen und – sicherlich nicht zur Freude aller TeilnehmerInnen – einen Mediator einzusetzen, der beginnend mit der 43. Sitzung der PAG (04/10) seine Arbeit und schon damals begrenzt auf insgesamt 5 Termine aufnahm.

    Als weitere Folge des o. g. Engagements des BUND und der Frauen kam es zu einer Erweiterung des TeilnehmerInnenkreises der bis dato letzten PAG-Termine: Nun konnten – neben den gewählten Bürgervertretern/-innen – auch die Quartiersräte/-innen der QMs teilnehmen.

    Also auch Du.

    Ich finde es irritierend, dass Du mit scharfen Worten eine angeblich gemeinsam getroffene und am 20.08. auf den Seiten der Senatsverwaltung veröffentlichte Presseerklärung verteidigst, die man doch ruhig kritisieren können müsste und auch kann.

    Diese Presseerklärung wurde zudem erst durch die o. g. Vorgeschichte möglich, was Dir vielleicht nicht bekannt war oder wofür Du Dich nicht interessiert hast.

    Ich bedauere es sehr, dass und wie Du hier – wie auch an anderer Stelle – potentielle Kritiker/-innen an dieser Presseerklärung (vermutlich auch an dem gesamten Prozess der Umgestaltung des gesamten Gleisdreiecks) zu diskreditieren versuchst.

    Ich frage mich wirklich, warum Du von Dir als KritikerInnen eingeschätzte Menschen und Verbände, z. B. den BUND, die Betreiber dieses Blogs und andere z. B. als „fundamentalistische“, „extrem naturbewegte Bürgerbeteiligte“ und zudem als „feige“ und „unfair“ bezeichnest.

    Das ist ein Stil, den ich von Dir nicht erwartet hätte.

    Viele Grüße
    Holger


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