Mediationsforum beschließt Pilotprojekt

Spundwände vor den betonwürfelgesicherten Bäumen verbleiben als Teil einer dauerhaften Sanierungsvariante im Kanal

Ludwig-Erhard-Haus

Tagungsort Ludwig-Erhard-Haus

Obwohl noch Feinarbeit zu leisten ist, folgte das Mediationsforums auf seiner 15. Sitzung am vergangenen Montag (23.3.09) der Empfehlung der 3. Arbeitsgruppe zur Lösungssondierung und fasste einen gewichtigen Beschluss: Die 370m-Strecke mit den anpflockten Bäumen, die gegenwärtig unter erheblichen Mühen und Rückschlägen mittels Verspundung wasserseitig zu sichern versucht wird, soll als Pilotprojekt und Experimentierfeld für dauerhafte Sanierungsvarianten angegangen werden.

Die längsten Unterabschnitte sind dabei das Cornelius- und Herkulesufer in Mitte; der Rest erstreckt sich in Teilstücken entlang des Tempelhofer Ufers in Kreuzberg, und zwar grob gesagt in den Bereichen Technikmuseum bis (U-Bhf.) Möckernbrücke. Die Arbeiten ruhen aus unterschiedlichen Gründen zwar größtenteils, doch wenn im Herbst am − mit ca. hundert Metern längsten − Abschnitt Corneliusufer die Spundbohlen durch verrohrtes Bohren [oder auch anders: siehe hier!] in den dort unerwartet harten Mergel der Kanalsohle eingebracht sind, soll unverzüglich auch die Uferwand saniert werden. Damit das so baumfreundlich, umweltverträglich und denkmalgerecht wie nur möglich, also idealerweise in situ geschehe, müssen diese Arbeiten schon jetzt geplant und also auch beauftragt werden.

Interessenbekundungsverfahren läuft noch bis 10. April

Sie sollen jedenfalls nicht a priori den Plass-Ingenieuren vorbehalten bleiben, obwohl es eine ganze Reihe von Fachleuten gibt, die jenseits des Plass’schen Lösungsspektrums nichts Machbares sehen. Die BI fahndet indessen schon seit längerem nach innovativen, den Bestand schonenden und seine Entwicklung und Optimierung nicht verbauenden Lösungen, das Interessenbekundungsverfahren läuft noch knapp zwei Wochen, und angesichts einer ganzen Reihe von Rückmeldungen dürfen wir gespannt sein, ob und wenn ja, welche Ideen über die elf Plass’schen Varianten und die Variante Kleimeier II hinausweisen.

Beschluss, die Spundwand auf den 370 Metern unter Wasser abzutrennen, darf für den Rest des Kanals nichts präjudiziern!

In der intensiven Debatte um die Beschlussvorlage ging es vor allem um die Frage, ob die Spundwände und wenn ja, wie weit unterhalb der Wasseroberfläche sie abgeschnitten werden. Die VertreterInnen der Berliner Umweltverbände sowie die Bäume am Landwehrkanal sehen in der ursprünglich von SenGUV-Vertreter Rehfeld-Klein eingebrachten Idee, die Spundbohlen zumindest stellenweise über Wasser zu kappen, ein wichtiges Element einer möglichen ökologischen Umgestaltung des Gewässers und Erreichung seines „guten ökologischen Potentials“ im Sinne einer angewandten WRRL. Durch die nur ein Stück über die Wasseroberfläche ragende Spundwand würde der durch den Schiffsverkehr erzeugte hydraulische Druck auf die Uferböschung gemildert und zugleich Raum für sog. Parallelwerke, sprich Flachwasserzonen geschaffen, wo sich, wie Erfahrungen zeigen, in kurzer Zeit vielerlei Arten aus Flora und Fauna ansiedeln, worunter nicht wenige (Krebse, Muscheln, Binsengewächse, Röhricht) sogar einen Beitrag zur Verbesserung der Wasserqualität leisten.

Nun jedoch schien sich Rehfeld-Klein, der sich schon mal beklagt hatte, ständig mit Schilf assoziiert zu werden, von seiner eigenen Idee zu distanzieren, indem er solche Flachwasserzonen am Kanal plötzlich als brackige Müllkippe beschrieb und aufwachsende Vegetation als Beeinträchtigung der Bauwerksästhetik. Auch wir wollten auf diesen ersten 370 Metern nicht auf den Parallelwerken bestehen, und es soll ja gerade in Abstimmung mit Reedern und Denkmalschutz geprüft werden, wo sie auf der gesamten Kanallänge möglich sind.

Doch wenn einerseits die Erwartung mitschwingt, auf diesen Abschnitten eine Lösung zu finden, die „für lange Strecken des Kanals einsetzbar ist“ und nun, anstatt „sie spielerisch anzugehen“ (Rehfeld-Klein), kategorisch ausgeschlossen wird, dass die beschriebene ökologische Umgestaltung innerhalb der Regelbauweise stattfinden darf, kommen der BI doch wieder Bedenken. Immerhin sprach sogar Klaus Lingenauber von zehn Prozent, die er gewissermaßen freizugeben bereit sei, und uns geht es schon seit längerem um Klärung der Frage, in welchen Mindest-Abständen denn solche „Trittsteine“ geschaffen werden müssen, um ihr ökologische Wirkung voll zu entfalten. Matthias Rehfeld-Klein hatte Lösungen leider nur dort sondiert, wo BI-Vertreter nicht eingeladen waren − durch Hörensagen erfuhren wir, man habe sich geeinigt − und sich bei der entscheidenden gemeinsamen Sitzung der AGs entschuldigen lassen. Und wenn er nun sagt, es gehe nicht an, den ganzen LWK zu renaturieren, so hat dies auch gar niemand beabsichtigt, doch wir haben sehr wohl noch im Ohr, wie Rehfeld-Kleins Chefin, Umweltsenatorin Katrin Lompscher, der BI öffentlich solche Hirngespinste andichtete.

Ein Zwanzig-Punkte-Katalog von zu prüfenden Fragestellungen/zu beauftragenden Untersuchungen im Zusammenhang mit der Umsetzung der Spundwandvariante als Dauerlösung hatten die MediatorInnen zusammengetragen, doch leider nur als Tischvorlage und in nicht ausreichender Stückzahl verteilt − „jeweils drei teilen sich ein Exemplar“, hieß es wie in einem überfüllten Uni-Seminar −, so dass sie allenfalls andiskutiert werden konnte.*

Projektauftrag für die Bundesanstalt für Gewässerkunde

Wichtig erscheint uns jedenfalls, dass die Einbindung der BfG in der Beschlussvorlage festgeschrieben ist, wenn auch nur im Konjunktiv. Eigentlich soll diese Fachbehörde im Wege der Amtshilfe den Kanal vor allem insgesamt in den Blick nehmen und im ersten Schritt unter ökologischen Gesichtspunkten kartieren, um auf diese Weise dem WSA endlich eine Grundlage zu verschaffen, auf der sie ökologische Zielstellungen „über den reinen Verkehrsbezug hinaus aktiv verfolgen“ kann, wie es bekanntlich die neue Erlasslage fordert.**

Andererseits aber soll der BfG jetzt bereits für den in Rede stehenden Piloten der Projektauftrag erteilt werden, quasi im Vorgriff schon einmal anhand dieser 370 Meter paradigmatisch zu untersuchen, welche ökologischen Umgestaltungs- und Optimierungsmaßnahmen am LWK möglich und machbar sind. Dies müsste aber auch die Option jener Parallelwerke beinhalten.


* Der sich meist in Schweigen hüllende IHK-Vertreter, der im schnieken Ludwig-Erhard-Haus ja ein Heimspiel hatte, fand den Gang zum Kopierer wahrscheinlich unter seiner Würde…

** Mag Amtsleiter Scholz auch immer wieder erzählen, dass Törkels Februar-Erlass auf dem Schreibtisch von Frau Heinz, der Justiziarin des BMVBS liege, um auf seine Kompatibilität mit der WSV geprüft zu werden: der Erlass gilt bereits, woraus wir wohl schließen dürfen, dass er diese Prüfung schon bestanden hat.

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