Die Weide an der Baerwaldbrücke

Werdegang eines Kappungsentscheids

Hängeweide an der Baerwaldbrücke

Hängeweide an Baerwaldbrücke (Fotos zum Vergrößern bitte anklicken!)

Vom Einzelfall ins Grundsätzliche

Nachdem sie am vorletzten Wochenende (3.9.) schon mal einen Façonschnitt erhalten hatte, wurde die alte, landschaftsprägende Hängeweide an der Kreuzberger Baerwaldbrücke vergangen Mittwoch gewissermaßen halbiert. Der aus zwei Stämmlingen bestehende Baum dicht an der Uferbefestigung des LWK weist laut Gutachten des Baumsachverständigen Dr. Barsig an beiden einen unterschiedlich weit fortgeschrittenen Befall mit holzzersetzenden Pilzen auf. Der stark geschädigte, bis über die Fahrrinne ragende Stämmling musste wegen des exponierten Standorts und der besonderen Sicherheitserwartung seitens der Fahrgastschifffahrt als akut verkehrsgefährdend betrachtet und gekappt werden. Den Rest des Beitrags lesen »

Ein Bauschild macht unnötig Ärger

Zum amtsseitigen Kommunizieren der Landwehrkanal-Sanierung

Gerätepark

Gerätepark an der Corneliusstraße

Die Verpressung der Spundwand in den außergewöhnlich harten Untergrund vor der maroden LWK-Ufermauer entlang der Corneliusstraße in Mitte konnte die Firma Johann Bunte heute ohne weitere Beeinträchtigung des Crush-Piler-Systems durch ins Geschiebemergel eingeschlosses Granitgeröll fortsetzen. Die Stahlbohlen konnten auf die statisch erforderliche Endtiefe von rund fünf Metern eingebracht werden, und wir drücken die Daumen, dass der Fortgang nicht wieder durch Granit gehemmt wird. Wie heißt es in der Broschüre einer Grundbaufirma doch so schön: „Voraussetzung für das Pressverfahren sind sehr gute Kenntnisse des Baugrundes, da etwaige Hindernisse nicht überwunden werden können.“ Den Rest des Beitrags lesen »

Fesselungsfolgen

Bericht des Baumsachverständigen

Würfelgrube

Betonwürfelgrube © T.Henniger (WSA)

Nach dem wasserseitigen Einbau von Spundwänden konnte, wie berichtet, die Beräumung der ersten Tranche von zehn Brockelmannschen Würfeln erfolgen, nämlich am Herkulesufer in Mitte (Abschnitt 2) und am Tempelhofer Ufer in Kreuzberg (Abschnitte 3 und 5). Der Baumsachverständige Dr. Michael Barsig, von den BaL durchgesetzter „Bauleiter Baumschutz“, hat im Auftrag des WSA daraufhin die betreffenden Bäume und Standorte am 10. und 12. Juni noch einmal näher untersucht [siehe seinen Bericht] und aufgrund der mechanischen Belastung an Kastanien Rindenverfärbungen sowie auf Grund der auch nach ihrem Austausch offenbar noch immer zu wenig atmungsaktiven Manschetten Schädlungsbefall festgestellt, der aber jetzt, wo die Stellen wieder freiliegen, zurückgehe. Ob sich nach Ablösung der geschädigten Rindenpartien gesundes Gewebe nachbildet oder es zu Nekrosen kommt, bleibe abzuwarten.

Manschetten vorübergehend abnehmen!

Weidenkrone mit Totholz

Weide mit Totholz © M.Barsig

Gerade angesichts der anhaltend feuchten Witterung rät Barsig deshalb zu einer vorübergehenden Abnahme der Manschetten an den weiterhin angepflockten Kastanien und Linden an Cornelius- und Tempelhofer Ufer am besten Ende Juni/Anfang Juli, auch um ggf. Läusebefall zu entfernen.

Der Gesamtzustand der Bäume sei aber bis auf eine Ausnahme, die Weide Nr. 22 (nahe Fußgängerübergang Möckernbrücke), zufriedenstellend, kein Standsicherheitsrisiko erkennbar und deshalb seien hierzu auch keine eingehenderen Untersuchungen übers VTA hinaus notwendig. Bei der genannten Weide ist in der Krone auffällig viel Totholz entstanden, so dass die Anbindung in diesem Fall womöglich Leitungsbahnen geschädigt hat. An der Stammbasis dieses Baums fallen Rindenverfärbung und Sekretfluss auf. − Hier sind weitere baumpflegerische Maßnahmen nötig.

WSA warnt weiter vor Wurzeln

Wenigstens wachsen drei Bäume wieder freier

Schadhafte Treppe vorm BMVg

Schadhafte Treppe vorm Bendlerblock

Rückfragen haben ergeben: Es war kein Aprilscherz! Das WSA beharrt darauf, die Schäden nahe Admiral-, Baerwald-, Waterloo-, Bendler- und nun auch noch Dovebrücke seien in diesem Ausmaß neu bzw. neu erkannt. − Letztgenanntes  mag sich ja durchaus so verhalten. Woran wir uns jedoch weiterhin stoßen, sind Formulierungen wie „Bei allen Schäden ist deutlich das Wurzelwerk erkennbar, es treten Starkwurzeln bis DN 35 mm auf […] Dies wird weiter zu prüfen sein“ oder (bzgl. einer schadhaften Treppe in Höhe BMVg): „Die aufgehende Treppenwand liegt […] hohl, gleichzeitig lastet massiver Wurzeldruck auf dem Ufermauerwerk…“

Abschnitt 3

Vor befreiten Bäumen liegt der Strand!

Dies ließ sich bei einer persönlichen Besichtigung der Schadstelle in keiner Weise verifizieren. In unmittelbarer Nähe steht dort nämlich kein Baum, dessen Wurzeln massiv lasten und drücken könnten; ca. zwölf Meter flussaufwärts gibt es einen wieder ausgeschlagenen Hochstubben und fünf Meter flussab eine junge Kastanie mit kaum zehn Zentimetern Stammdurchmesser.

Was bezweckt also dieses Reden von zu prüfenden Wurzeln, das inzwischen schon mehrere BI-Mitglieder zu Radtouren veranlasste? Die These, wonach überall Wurzeln erkennbar seien, können wir bei den meisten Schadstellen jedenfalls nicht bestätigen, immer vorausgesetzt, dass wir von Graswurzeln absehen dürfen. − Und jetzt wird nachträglich auch noch von einem Schaden nahe Dovebrücke berichtet. Wiewohl das Wetter gegenwärtig dafür ja wie geschaffen ist, möchten wir Ziele eventueller Radtouren auch mal fernab des LWK wählen.

Abschnitt 5

Befreite Silberlinde, Möckernbrücke

Immerhin wurden inzwischen am Tempelhofer Ufer drei Bäume von Manschetten, Balken und insgesamt sechs „Brockelmännern“ * befreit: „Die Betonklötze werden zur Weiterverwendung eingelagert“, heißt es beinahe drohend. Aber wenigstens scheinen die Bäume diese „Sicherungsmaßnahme“ eine Vegetationsperiode hindurch ohne sichtbare Schäden überstanden zu haben.

[Korrektur und Nachtrag vom 8.4.: Da die Bäume bereits im Juli ’07 angepflockt wurden, waren es, besser gesagt, anderthalb Vegetationsperioden: Hierzu der Baumsachverständige, Dr. Barsig, in einer offiziellen Stellungnahme: „Die Zeit der engen Anbindung der untersuchten Bäume (1 ¾ Jahre) ist nicht ganz spurlos an den Bäumen vorbei gegangen: leichte Rindenschäden und Woll- bzw. Schmierlaus- oder Schimmelpilzbefall sind festzustellen. Hierzu sind in den nächsten Monaten Nachkontrollen notwendig, um auszuschließen, dass es zu Rindennekrosen kommt. Bei stärkerem Woll-Schmierlausbefall wären Schutzmaßnahmen notwendig. − Insgesamt sind aber keine nennenswerten mechanischen Schäden aufgetreten, insbesondere ist der jeweilige Holzkörper unversehrt geblieben.“]

Zumindest der neue Strand vis-à-vis der Shell-Tankstelle wird vom Publikum schon gut angenommen. [2. Foto]

Am Urbanhafen

Am Urban-Strand


* Wir beharren auf dieser Bezeichnung, denn Kommentare zu Presseartikeln über Bäume in Berlin zeigen immer wieder, dass diese vom damaligen WSA-Leiter, Hartmut Brockelmann, veranlasste „landseitige Sicherungsmaßnahme“ ein genialer PR-Coup zur nachhaltigen Diskreditierung des Berliner Baumschutzes gewesen ist.

Mediationsforum beschließt Pilotprojekt

Spundwände vor den betonwürfelgesicherten Bäumen verbleiben als Teil einer dauerhaften Sanierungsvariante im Kanal

Ludwig-Erhard-Haus

Tagungsort Ludwig-Erhard-Haus

Obwohl noch Feinarbeit zu leisten ist, folgte das Mediationsforums auf seiner 15. Sitzung am vergangenen Montag (23.3.09) der Empfehlung der 3. Arbeitsgruppe zur Lösungssondierung und fasste einen gewichtigen Beschluss: Die 370m-Strecke mit den anpflockten Bäumen, die gegenwärtig unter erheblichen Mühen und Rückschlägen mittels Verspundung wasserseitig zu sichern versucht wird, soll als Pilotprojekt und Experimentierfeld für dauerhafte Sanierungsvarianten angegangen werden.

Die längsten Unterabschnitte sind dabei das Cornelius- und Herkulesufer in Mitte; der Rest erstreckt sich in Teilstücken entlang des Tempelhofer Ufers in Kreuzberg, und zwar grob gesagt in den Bereichen Technikmuseum bis (U-Bhf.) Möckernbrücke. Die Arbeiten ruhen aus unterschiedlichen Gründen zwar größtenteils, doch wenn im Herbst am − mit ca. hundert Metern längsten − Abschnitt Corneliusufer die Spundbohlen durch verrohrtes Bohren [oder auch anders: siehe hier!] in den dort unerwartet harten Mergel der Kanalsohle eingebracht sind, soll unverzüglich auch die Uferwand saniert werden. Damit das so baumfreundlich, umweltverträglich und denkmalgerecht wie nur möglich, also idealerweise in situ geschehe, müssen diese Arbeiten schon jetzt geplant und also auch beauftragt werden.

Interessenbekundungsverfahren läuft noch bis 10. April

Sie sollen jedenfalls nicht a priori den Plass-Ingenieuren vorbehalten bleiben, obwohl es eine ganze Reihe von Fachleuten gibt, die jenseits des Plass’schen Lösungsspektrums nichts Machbares sehen. Die BI fahndet indessen schon seit längerem nach innovativen, den Bestand schonenden und seine Entwicklung und Optimierung nicht verbauenden Lösungen, das Interessenbekundungsverfahren läuft noch knapp zwei Wochen, und angesichts einer ganzen Reihe von Rückmeldungen dürfen wir gespannt sein, ob und wenn ja, welche Ideen über die elf Plass’schen Varianten und die Variante Kleimeier II hinausweisen.

Beschluss, die Spundwand auf den 370 Metern unter Wasser abzutrennen, darf für den Rest des Kanals nichts präjudiziern!

In der intensiven Debatte um die Beschlussvorlage ging es vor allem um die Frage, ob die Spundwände und wenn ja, wie weit unterhalb der Wasseroberfläche sie abgeschnitten werden. Die VertreterInnen der Berliner Umweltverbände sowie die Bäume am Landwehrkanal sehen in der ursprünglich von SenGUV-Vertreter Rehfeld-Klein eingebrachten Idee, die Spundbohlen zumindest stellenweise über Wasser zu kappen, ein wichtiges Element einer möglichen ökologischen Umgestaltung des Gewässers und Erreichung seines „guten ökologischen Potentials“ im Sinne einer angewandten WRRL. Durch die nur ein Stück über die Wasseroberfläche ragende Spundwand würde der durch den Schiffsverkehr erzeugte hydraulische Druck auf die Uferböschung gemildert und zugleich Raum für sog. Parallelwerke, sprich Flachwasserzonen geschaffen, wo sich, wie Erfahrungen zeigen, in kurzer Zeit vielerlei Arten aus Flora und Fauna ansiedeln, worunter nicht wenige (Krebse, Muscheln, Binsengewächse, Röhricht) sogar einen Beitrag zur Verbesserung der Wasserqualität leisten.

Nun jedoch schien sich Rehfeld-Klein, der sich schon mal beklagt hatte, ständig mit Schilf assoziiert zu werden, von seiner eigenen Idee zu distanzieren, indem er solche Flachwasserzonen am Kanal plötzlich als brackige Müllkippe beschrieb und aufwachsende Vegetation als Beeinträchtigung der Bauwerksästhetik. Auch wir wollten auf diesen ersten 370 Metern nicht auf den Parallelwerken bestehen, und es soll ja gerade in Abstimmung mit Reedern und Denkmalschutz geprüft werden, wo sie auf der gesamten Kanallänge möglich sind.

Doch wenn einerseits die Erwartung mitschwingt, auf diesen Abschnitten eine Lösung zu finden, die „für lange Strecken des Kanals einsetzbar ist“ und nun, anstatt „sie spielerisch anzugehen“ (Rehfeld-Klein), kategorisch ausgeschlossen wird, dass die beschriebene ökologische Umgestaltung innerhalb der Regelbauweise stattfinden darf, kommen der BI doch wieder Bedenken. Immerhin sprach sogar Klaus Lingenauber von zehn Prozent, die er gewissermaßen freizugeben bereit sei, und uns geht es schon seit längerem um Klärung der Frage, in welchen Mindest-Abständen denn solche „Trittsteine“ geschaffen werden müssen, um ihr ökologische Wirkung voll zu entfalten. Matthias Rehfeld-Klein hatte Lösungen leider nur dort sondiert, wo BI-Vertreter nicht eingeladen waren − durch Hörensagen erfuhren wir, man habe sich geeinigt − und sich bei der entscheidenden gemeinsamen Sitzung der AGs entschuldigen lassen. Und wenn er nun sagt, es gehe nicht an, den ganzen LWK zu renaturieren, so hat dies auch gar niemand beabsichtigt, doch wir haben sehr wohl noch im Ohr, wie Rehfeld-Kleins Chefin, Umweltsenatorin Katrin Lompscher, der BI öffentlich solche Hirngespinste andichtete.

Ein Zwanzig-Punkte-Katalog von zu prüfenden Fragestellungen/zu beauftragenden Untersuchungen im Zusammenhang mit der Umsetzung der Spundwandvariante als Dauerlösung hatten die MediatorInnen zusammengetragen, doch leider nur als Tischvorlage und in nicht ausreichender Stückzahl verteilt − „jeweils drei teilen sich ein Exemplar“, hieß es wie in einem überfüllten Uni-Seminar −, so dass sie allenfalls andiskutiert werden konnte.*

Projektauftrag für die Bundesanstalt für Gewässerkunde

Wichtig erscheint uns jedenfalls, dass die Einbindung der BfG in der Beschlussvorlage festgeschrieben ist, wenn auch nur im Konjunktiv. Eigentlich soll diese Fachbehörde im Wege der Amtshilfe den Kanal vor allem insgesamt in den Blick nehmen und im ersten Schritt unter ökologischen Gesichtspunkten kartieren, um auf diese Weise dem WSA endlich eine Grundlage zu verschaffen, auf der sie ökologische Zielstellungen „über den reinen Verkehrsbezug hinaus aktiv verfolgen“ kann, wie es bekanntlich die neue Erlasslage fordert.**

Andererseits aber soll der BfG jetzt bereits für den in Rede stehenden Piloten der Projektauftrag erteilt werden, quasi im Vorgriff schon einmal anhand dieser 370 Meter paradigmatisch zu untersuchen, welche ökologischen Umgestaltungs- und Optimierungsmaßnahmen am LWK möglich und machbar sind. Dies müsste aber auch die Option jener Parallelwerke beinhalten.


* Der sich meist in Schweigen hüllende IHK-Vertreter, der im schnieken Ludwig-Erhard-Haus ja ein Heimspiel hatte, fand den Gang zum Kopierer wahrscheinlich unter seiner Würde…

** Mag Amtsleiter Scholz auch immer wieder erzählen, dass Törkels Februar-Erlass auf dem Schreibtisch von Frau Heinz, der Justiziarin des BMVBS liege, um auf seine Kompatibilität mit der WSV geprüft zu werden: der Erlass gilt bereits, woraus wir wohl schließen dürfen, dass er diese Prüfung schon bestanden hat.

Kein Vorratsbeschluss für Baumschnittmaßnahmen!

Einpressen, Aufständern, Nachrammen: unter den Linden alles erst im Herbst!

Linden in Abschnitt 6

Linden in Abschnitt 6

Die Leiterin des Sachbereichs 2 im WSA, Gerrit Riemer, konnte uns nicht einmal die Mär ersparen, wonach die Mette-Männer morgens um neun unter den Linden am Tempelhofer Ufer (Abschnitt 6) mit dem Einpressen der Spundbohlen begonnen hätten, wenn nur abends vom Forum endlich der entsprechende Beschluss gefasst würde −, aber der kam ja nun wieder nicht zustande, und so muss die Maßnahme auf den Herbst verschoben werden…

Grenzen der Mediation

Anders als  WSD-Regionalmanager Hildebrandt, der offen von zahlreichen Fehlern des WSA spricht, darf Frau Riemer öffentlich nicht den allerkleinsten einräumen. So mag es die Verteidigung der eigenen Position innerhalb der Behörden-Hierarchie gebieten, doch fürs Mediationsverfahren und die Kooperation mit den an den Planungen beteiligten BürgervertreterInnen kann dies nur abträglich sein. Hier stösst gewissermaßen die Obrigkeits-Vertikale auf die Horizontale versuchter demokratischer Partizipation, welcher strukturelle Antagonismus nicht einfach deshalb als prinzipiell unlösbar hingenommen werden kann, weil, wie Tjark Hildebrandt natürlich zutreffend bemerkt, die Objektverantwortung unabhängig von allen Forumsbeschlüssen beim Amtsleiter verbleibt.

In Wirklichkeit ist also die Fortsetzung der Verspundung in Abschnitt 6 neben der Verfüllung der ausgewaschenen Ziegelflachschicht-Fuge in den Abschnitten 3 und 5 bis zum 31. März einfach nicht mehr zu schaffen, denn am 1. April steht die Eröffnung des Kanals für die Fahrgastschifffahrt auf dem Programm.

Kein Doppelschnitt!

Auch wenn Denkmalschützer Lingenauber und Baumrevierleiter Leder im Verein behaupteten, der Sommerschnitt sei für die Bäume besser als der im Winter und früher „von den Bauern“ nur aus Zeitgründen favorisiert worden, so war es den BaumschützerInnen doch vor allem darum gegangen, zur Herstellung des erforderlichen Lichtraumprofils eine doppelte Beschneidung der Linden zu vermeiden. (Und wenn es auch richtig ist, dass während der Vegetationsperiode die Bäume mit den zugefügten Wunden zumeist besser klarkommen als danach, so würde ihnen doch in dieser Saison die Biomasse zur Photosynthese und die durch sie gebildeten Assimilate für die Versorgung von Stamm und Wurzeln fehlen.)

Zugversuche statt Manschetten-Kontrolle?

Was die notwendige Kontrolle der Manschetten, womit die Bäumen mit den Balken und Betonklötzen verbunden sind, auf Staunässe und etwaige Rindenfäule betrifft, sind die Bezirksämter aus Haftungsgründen nicht bereit, hier tätig zu werden und sehen vielmehr den Urheber, nämlich Baumgutachter Jochen Brehm, in der Pflicht.

Ein Schreiben, wonach Brehm jetzt kostspielige und wissenschaftlich umstrittene Baumzugversuche vorschlägt, sorgte derweil für Verwirrung. Dazu der Baumsachvertändige, Dr. Barsig: „Die Zugversuchsmethode zur Feststellung von Schäden an Bäumen zur Stand- und Bruchsicherheit ist aus methodischen Gründen fragwürdig; insbesondere die dabei durchgeführte elementare Berechnung des Windwiderstandsbeiwerts der Baumkrone wird fachlich von vielen Experten in Zweifel gezogen, weil sich die Blätter und Zweige eines Baums unter Windlast in einer Form bewegen und anpassen, die nicht berechenbar ist. Außerdem besteht insbesondere bei den Bäumen am Landwehrkanal die Problematik, dass Zugversuche in Richtung der Kanalseite gar nicht möglich sind oder nur unter einem unverhältnismäßigen Aufwand. Deshalb ist diese Methode für die ufernahen Bäume des Landwehrkanals nicht geeignet.“

Sie wurden von den Zuständigen in den Grünflächenämtern von Mitte und F’hain-Kreuzberg denn auch umgehend abgelehnt. Eine Information hierzu von Seiten des WSA wäre übrigens nicht verkehrt gewesen. − Ob und wann Brehm nun die Manschetten kontrolliert, ist weiterhin offen.

Spundwand-News

Probe- und Nachrammungen

Nach der wenig professionellen Proberammung in Abschnitt 3 am Tempelhofer Ufer in Kreuzberg klappte es Dienstag (3.3.) am Herkulesufer in Mitte (Abschnitt 2) mit demselben Dieselbären schon wesentlich besser: Vorgewärmt und bei milderer Außentemperatur zündete er nach einer Anlaufphase wie gewünscht selbstständig, warf vollautomatisch seinen Stempel in die Höhe und brachte binnen zwei Stunden immerhin sechs der rund 50 bereits eingepressten* 6m-Bohlenteilstücke auf drei Meter Tiefe.

Ungeachtet aller amtlichen Beschwichtigungsversuche hatte das Bauhaus-Archiv seine empfindlichen Exponate vorsorglich in Sicherheit gebracht. Auch das Gebäude selbst ist ja bekanntlich denkmalgeschützt und darf deshalb nur einer Schwingung von 3mm/sec ausgesetzt werden. Die Schwingungen wurden diesmal von der BAW gemessen − und zwar auch die Deckenschwingungen innerhalb des Bauwerks. Die Firma Weitlandt, die dies für obsolet gehalten hatte, sei am Tempelhofer Ufer ja nur mal eingesprungen, weil die BAW ihr Equipment so kurzfristig nicht beisammen hatte, während sich Weitlandt nun mit den SenGUV-Experten auf die Messung der Lärmemissionen konzentrierte.

Und siehe, fürs WSA war alles im grünen Bereich, so dass keine Sondergenehmigung erteilt werden muss und die Senatsvertreter ganz unbürokratisch mündlich schon mal die Freigabe erteilen konnten, wenngleich mit gewissen Empfehlungen, die aber keineswegs den Charakter von Auflagen hätten, vom WSA bzw. der ausführenden Firma Otto Mette Wasserbau dennoch mit Sicherheit beachtet würden −, so zumindest die WSA-Pressesprecherin LWK, Evelyn Bodenmeier. Ihr detaillierter Bericht findet sich hier. [Siehe auch die sehr ansprechend aufgemachte Nullnummer des WSA-Newsletters, der die technischen Abläufe anschaulich werden lässt.]

Allerdings kamen von der Firma Mette für uns eher beunruhigende Hinweise, dass nämlich bei der jetzt erprobten Technik mit dem Dieselbären evtl. das 9m-Lichtraumprofil noch immer nicht ausreiche und also (mitten in der Vegetationsperiode!) weitere Baumschnittmaßnahmen nötig seien.

Jede zweite Bohle muss nun noch mit einem 2m-Teilstück aufgeständert und dann auf sieben Meter Tiefe gerammt werden, doch dies darf am Herkulesufer erst geschehen, wenn das Bauhaus-Archiv ab 17. Mai Ferien macht, wird also voraussichtlich erst im Juni erfolgen und zu mehr oder minder großen Beeinträchtigungen der Schifffahrt führen. Die Fahrpläne sind freilich längst in Millionen-Auflage gedruckt und die Reeder von diesen Aussichten wie auch der Beibehaltung des einspurigen Verkehrs wenig begeistert. Ihr Recht zur Vorschleusung hat das WSA bereits aufgehoben. Die BaumschützerInnen können der Entwicklung natürlich ebenso wenig abgewinnen, denn wenn Amtsleiter Scholz noch in der vorigen Baubesprechung von einer Beseitigung von 50 Prozent der Klötze gesprochen hatte, so ist weder am Corneliusufer (Abschnitt 1) noch hier am Herkulesufer bis auf weiteres daran zu denken.

Zur Verhinderung von Rindenfäule und Schädigung des Kambium der gesicherten Bäume ist nicht nur eine erneute Modifikation der Manschetten erforderlich, mit denen die Balken an den malträtierten Stämmen befestigt sind, sondern nach Meinung des Baumrevierleiters Mitte, Wolfgang Leder, auch eine sachverständige Überprüfung der Auswirkungen der tonnenschweren Betonklötze auf die Vitalität der Bäume − und dies sollte keinesfalls durch den Baumwertermittler Jochen Brehm geschehen, dem wir diese unikale Form sog. landseitiger Baumsicherung letztlich zu danken haben. (Schon beim Ersetzen der starren durch elastische, dem Stammwachstum jeweils anzupassende Manschetten, was ja leider erst im Juni 08, also mitten in der Wachstumsperiode, erfolgte, hatte die BI gegen eine neuerliche Beauftragung Brehms protestiert.)


* Damit keine Missverständnisse aufkommen: die selbstschreitende Presse muss im innerstädtischen Bereich aus Gründen des Lärmschutzes so weit wie möglich eingesetzt werden, ist also nicht schon deshalb obsolet, weil sie die vorgesehene Tiefe nicht schafft.

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