Naturzerstörung für Citypark geht ihren Gang

Angstlöcher sollen in großer Öde verschwinden

Noch ein anschaulicher Nachklapp zum Beitrag über kriminalpräventive Parkgestaltung im Vollzug. Der westliche Teil des Gleisdreieckparks, der ja als Fallbeispiel genannt wurde, zumal sich „hinter“ ihm horribile dictu ein Straßenstrich erstrecken soll, weshalb aus polizeilicher Sicht hier eine Parkanlage angeblich überhaupt deplaziert sei −, der Westpark also wird unter der Regie der senatseigenen Grün Berlin GmbH in neuerlichem Bruch der in der Projektbegleitenden Arbeitsgruppe (PAG) getroffenen Vereinbarungen sukzessive von Wildblumenwiesen-Narbe und jedweder Krautschicht, von allem Unterwuchs und Buschwerk, sprich: von den Angsträumen befreit.

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Als BürgervertreterInnen kürzlich dagegen protestierten, hieß es, eine neu beauftragte Firma sei dafür verantwortlich. War es seinerzeit im Umfeld des geplanten sog. Marktplatzes nördlich der Kleingartensiedlung POG „nur“ um die Beräumung von Schutt und kontaminierten Erdschichten gegangen, wobei dann leider einiger Schaden an wertvoller Vegetation gestiftet wurde, so hatte es zur Entschuldigung geheißen, für solche Arbeiten eine Fachfirma für Landschaftsbau einzusetzen, sei zu teuer und der Bauleiter der stattdessen beauftragten „normalen“ Baufirma könne, um behutsames Arbeiten sicherzustellen, nicht ständig vor Ort sein. − Nun hat eine Gartenbaufirma auch noch den übrigen „Wildwuchs“  beseitigt und künftige Pflanzflächen mit nährstoffreicher Gartenerde aufgefüllt.

Eine von BürgerInnen und BUND Berlin seit langem geforderte unabhängige ökologische Baubegleitung wurde und wird jedoch als überflüssig brüsk zurückgewiesen: die Leute von Grün Berlin würden durchaus über die nötige Expertise verfügen, und auch Senatsmitarbeiterinnen taten gekränkt. Damals wurde jedenfalls in der PAG vereinbart, vor unabgesprochenen, sich aber plötzlich als notwendig erweisenden größeren Eingriffen kurzfristig einen Ortstermin mit den BürgervertreterInnen anzuberaumen. Dazu ist es allerdings nie gekommen, obwohl diesen Winter wieder etliche Bäume gefällt und danach − warum auch immer − eigens an eine andere Stelle des Geländes verbracht wurden, was  unter engagierten AnwohnerInnen für einige Unruhe gesorgt hat.

Nun aber ist Grün Berlin offensichtlich fest entschlossen, auch noch den allerletzten Rest der ursprünglichen Gleisdreieck-Vegetation südlich des U2-Viadukts in den gleichen sterilen Liegerasen wie nördlich umzupflügen und nebenan womöglich auch noch den umstrittenen großen Bolzkäfig aufzustellen. Hatte es bisher geheißen, dafür fehle das Geld, sollen inzwischen weitere Ausgleichsmittel zur Verfügung stehen, um sie nach bewährtem Muster zu verbraten: Artenreiche Natur raus, künstlicher „Ausgleich“ rein, der dann die Naturzerstörung infolge Freiräumung der den Citypark säumenden Baufelder kompensieren soll.

8 Kommentare

  1. xonra said,

    16. Januar, 2012 um 20:25

    Nur eklig diese Landschaftsplaner!

  2. Veshengro said,

    16. Januar, 2012 um 20:26

    Ich dachte immer in Deutschland haette man Gruen verstanden. Wohl doch nicht.

    Wir machen es hier in Parks jetzt so das wir Wildblumen saehen und die Waldanlangen wie Waelder managen.

  3. jürgen julius irmer said,

    17. Januar, 2012 um 22:32

    …wo die „grünen“ politisch „verantwortung“ tragen, muß man immer mit dem schlimmsten rechnen.
    was die vegetation betrifft und die sozialpolitik und den gemeinsinn im ganzen.
    u.a. schauriges beispiel: stuttgart21 etc.
    was „angsträume“ angeht, besteht die oberflächenpolitik in kreuzberg nur aus roden und autoverkehr entfesselt lassen.
    oder schimmert hier irgendwas „grün“?…

    • BaL said,

      17. Januar, 2012 um 23:20

      Grünen-Bashing ist hier aber ganz deplaziert, da der Gleisdreieckpark, ein Citypark „von gesamtstädtischer Bedeutung“, nun mal von der senatseigenen Grün Berlin Park & Garten GmbH in die Natur gebaggert wird.

      Die Friedrichshain-Kreuzberger BVV hat dagegen u.a. bei der Obersten Naturschutzbehörde die Unterschutzstellung des Ostpark-Wäldchen als Landschaftsschutzgebiet (LSG) beantragt und beschlossen, dass es z. B. nicht noch einen mittleren Weg durchs Wäldchen geben soll [die von Osten kommende Piste bricht deshalb unmittelbar am Waldrand ab, da der Loidl-Architekt fest daran glaubt , dass auch dieser 3. Weg noch kommen wird]; und sodann, was den Westpark betrifft, dass die letzte Ruderalfläche südlich der U2 erhalten und dort auch kein Bolzkäfig aufgestellt wird [siehe hier], wenn der Volleyball-Beach erst verschmälert ist. (Bleibt natürlich abzuwarten, was diese Beschlüsse wert sind, wenn die Hauptverwaltung anderes plant…)

      Sicher gibt’s dort, wo sie in charge sind, nicht wenig auch an „grüner“ Park- & Freiraumgestaltung, Grünflächenpflege und an „grünem“ Stadtnaturschutz zu kritisieren -, aber die Zerstörung der ehedem einzigartigen, vielgerühmten Bahnbrache auf dem Gleisdreieck und die Ausmanövrierung der BürgervertreterInnen geht vollumfänglich aufs Konto der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung.

  4. Tina said,

    19. Januar, 2012 um 21:27

    Das es nicht ohne eine „grüne Aufsicht“ geht zeigt sich ja immer wieder. Leider geht es den Leuten immer nur ums nötige Kleingeld. Aber nicht vor der eigenen Tür. Das macht mich schon traurig soetwas zu sehen. 😦

  5. jürgen julius irmer said,

    19. Januar, 2012 um 23:53

    …ich kannte die bürokratischen details nicht.

    man geht halt vornehmlich nur durch die anlagen spazieren,staunt,schnappt auf und liest ein bißchen hier und da.

    heute lernte ich über „grün“, daß die partei gorleben diskussionsoffen
    lassen will.(als atommüllstandort wird das also nicht abgewiesen!).

    mehr „grün“ brauche ich eigentlich nicht mehr…

  6. Frank said,

    25. Januar, 2012 um 10:30

    Dieselben Probleme drohen uns im Mauerpark…

  7. 20. Juli, 2019 um 20:10

    […] geraden Wegen und großen Rasenflächen dominiert – nach dem Geschmack vieler Naturschützer kommt hier die ursprüngliche Natur zu kurz. Angenommen wird der Park von der Bevölkerung […]


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