BaumschützerInnen-Info vom 16.02.08

Fällalarm auf dem Oranienplatz!

Wenn in der Stadt Gartendenkmale rekonstruiert werden sollen, geht es regelmäßig Bäumen an den Kragen, wird sog. Wildwuchs rigoros gerodet, werden Sichtachsen freigelegt und im Namen ehrwürdiger alter Pläne nicht selten ganze Biotope vernichtet. Denkmal- und Naturschutz geraten aneinander, und meist zieht letzterer den Kürzeren.

Doch die spürbaren Auswirkungen des Klimawandels und Horrornachrichten über galoppierendes Artensterben haben in nur wenigen Jahren das öffentliche Bewusstsein erheblich verändert: Die BürgerInnen sehen nicht länger tatenlos zu, wenn infolge jahrzehntelangen öffentlichen Sparwahns und Outsourcing der Pflege ihre Parkanlagen und Grünflächen vor die Hunde gehen, aus Kostengründen immer mehr vernachlässigte und kaputt gepflegte Bäume gefällt oder gar denkmalgerechter Sanierung geopfert werden, weil dafür plötzlich Gelder zur Verfügung stehen, siehe die Oderberger Straße in Prenzlauer Berg oder jetzt der Grünzug entlang des ehemaligen Luisenstädtischen Kanals, der im angeblichen Sinne des Gartenarchitekten und Volksparkbewegten Erwin Barth rekonstruiert werden soll. Der würde sich wahrscheinlich im Grabe umdrehen, wenn er wüsste, was da sein in seinem Namen beabsichtigt wird (genauso wie Lenné, der auch immer für jeden Blödsinn herhalten muss).

Unsere Versuche, Baustadträtin Kalepky oder irgendjemand sonst Befugten zwecks Stellungnahme zu erreichen, schlugen bisher leider fehl. Bedrohte Pappel nahe Waldemarbrücke Unversehens ist aber auf der Website des Fachbereichs Naturschutz und Grünflächen gestern diese vom Bürgerverein gefällig gestaltete PDF-Datei aufgetaucht. Der gesamte Pappelaufwuchs ist laut „unabhängigem Gutachten“ zufällig ohnehin nicht standsicher, müsste sowieso gefällt werden und wird durch Pflanzungen von Linden auf dem Promenadenstreifen oberhalb des Kanals ersetzt. Das könnte freilich ein Weilchen dauern, mal abgesehen davon, dass die Rodung einer ganzen Pappelgruppe erst mal eine ordentliche Lücke reißt. (Jene im November 07 in der Kohlfurther Straße sollten laut Aussage von Frau Kalepky gefällten Pappeln schon kurz darauf durch „acht Meter hohe Spitzahornbäume“ ersetzt werden. Dies ist bis heute nicht geschehen… )

Jedenfalls sollten die AnwohnerInnen umgehend Einsicht in die unahbängigen Gutachten fordern!

Es folgt ein Aufruf von AnwohnerInnen des Oranienplatzes, die sich der institutionalisierten Bürgerbeteiligung alteingesessener deutscher Restbestände entgegenstellen.

1 Kommentar

  1. Brigitte Hollnsteiner said,

    21. Februar, 2008 um 9:39

    Es ist wirklich haarsträubend, wie im Namen von Denkmalpflege (Lenné) mit unseren wenigen Grünflächen in der Stadt, einem kostbaren Gut, zunehmend Tabula Rasa betrieben wird.


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