Eine logistische Herausforderung!
Planmäßig soll’s mit Beginn der winterlichen Kanalsperrung am 2. November losgehen, und zwar nicht nur am Maybachufer, wo mit der Havarie des Riedel-Anlegers nahe Kottbusser Brücke alles anfing, sondern auch am Corneliusufer in Mitte, wo vergangenen Februar Mette Wasserbau auf harten Grund stieß, nicht mal mit der geräuschvollen Dieselramme weiterkam, die „umsturzgefährdeten“ Uferbäume betongesichert blieben und seitdem 55 noch nicht auf Endtiefe gebrachte stählerne Spundbohlen mahnend aus dem Wasser ragen.
Prioritär aber soll auch auf Betreiben der BürgervertreterInnen die vereinbarte Teststrecke am Paul-Lincke-Ufer in Angriff genommen werden, damit wir − nach all dem Theoretisieren, den Studien zur Machbarkeitslogistik und Klärung der Frage, ob und wie wohl die Fa. GIKEN ihre Gerätschaften zur Baustelle transportiert −, endlich die Probe aufs Exempel machen und praktisch überprüfen, ob es dank des Engagements aufmerksamer BürgerInnen gelingt, ein innvoatives Verfahren einzusetzen, dass dem avanciertesten Stand der Technik entspricht. − Nicht zuletzt WSA-Amtsleiter Scholz und WSD-Regionalleiter Hildebrandt befürworten ausdrücklich die Erprobung des Crush-Pile-Systems und anderer neuartiger Verfahren, gleichgültig welches Unternehmen sie auch immer anbiete, während unsereins freilich nach wie vor den Eindruck hat, dass einflussreiche Leute im Amt hiergegen große Vorbehalte hegen.
Darüber hinaus wird die erwähnte Fa. Mette am Tempelhofer Ufer weitermachen (Abschnitte 4 und 6), wo bislang nur die Startbohlen eingebracht und die Bäume noch immer mit Betonwürfeln „gesichert“ sind.
Aber nicht genug mit diesen fünf Baustellen: es kommen noch Baggerarbeiten am unteren Urbahnhafen und im Bereich Unterschleuse hinzu, die wir unter einer weiteren Position subsumieren, so dass also in der Zeit von November bis einschließlich März 2010 entlang des LWK insgesamt sechs Baustellen koordiniert werden müssen und − ebenfalls ein Novum − Vollsperrung für jegliche Art von Schiffsverkehr herrscht.
Die neue Organisationsstruktur „Landwehrkanal“ ist da!*
Da kommt es auch sehr zupass, dass − nach der etwas übereilt ausgerufenen Implementierung einer neuen Projektstruktur LWK innerhalb der WSV und der überraschenden Auflösung der erst letzten November konstituierten vierköpfigen „Projektgruppe LWK“ − nunmehr eine „Arbeitsgruppe LWK“ unter Leitung von Dr. Annette Ernst, die alle nötigen Qualifikationen für diese anspruchsvolle Aufgabe mitbringe, geschaffen worden ist. Zur Vorstellung der neuen Arbeitsgruppe und Organisationsstruktur wurde − wohl in Antwort aufs beharrliche Drängen von BürgervertreterInnen schon bei der nun aufgelösten Projektgruppe − am 12. August eine außerordentliche, nur diesem TOP gewidmete Forumssitzung anberaumt.
Arbeitsgruppe Maybachufer tagte abermals unterbesetzt
Wir hatten nachträglich, nachdem uns anhand eines späten Protokolls allererst klar geworden war, welche Aspekte überhaupt behandelt worden waren, wiederholt moniert, dass vergangenen Mai zu jenem „Behördengespräch mit Betroffenen“ über den vordringlich zu sanierenden Riedel-Anleger zwar die Reeder, aber keine BürgervertreterInnen eingeladen worden waren. Damals hatte SenGUV-Vertreter Rehfeld-Klein als Sachwalter der gewässerökologischen, umwelt- und naturschutzfachlichen Imperative „ökologischen Optimierungsbedarf“ ausgemacht, zwar nicht unbedingt schon auf dieser 90m-Strecke, aber insofern ihre Sanierung als Pilotprojekt gelten und die gewählte Verspundungsvariante auch anderswo eingesetzt werden solle, es also infolge der Einengung des Gewässerbetts zu einem veränderten Strömungsverhalten komme, sollten hier unter Einbeziehung von BfG und BAW entsprechende Untersuchungen durchgeführt werden:
„In Abhängigkeit des Raumpotenzials, der Anforderungen des LDA und hydraulischer Belange sind Gestaltungsdetails auszuloten. Dabei könne auch auf vorhandene Gutachten wie das PEWA (Morphologische und biologische Entwicklungspotenziale der Landes- und Bundeswasserstraßen im Elbegebiet PEWA II) zurückgegriffen werden“, heißt es dazu im erwähnten Protokoll vom 20.5. [siehe dazu auch hier], und ferner: „Dieser Punkt ist deshalb in einer weiteren Sitzung nochmals zu klären.“ Im Mai waren die Planungsunterlagen des WSA zum Maybachufer noch allzu rudimentär, so dass sowohl SenGUV als auch LDA aufgefordert waren, erst dann ihre jeweiligen Stellungnahmen abzugeben, wenn ihnen aussagekräftigere zugegangen wären. Was den beiden Behörden seitens des WSA zwischenzeitlich überstellt worden ist, liegt uns nicht vor, doch von beiden steht jedenfalls eine Stellungnahme noch aus.
Als dann gestern (4.8.) die AG Maybachufer zum zweiten Mal und diesmal mit BürgervertreterInnen tagte, fehlten jetzt sowohl LDA– wie auch Senatsvertreter. Ein Vertagen der Sitzung war nicht möglich, da es im Hinblick auf die einzuhaltenden Ausschreibungsfristen keinen zeitlichen Spielraum mehr gebe. Entsprechend gibt es auch, wie schon länger von uns vorausgesehen, keine Möglichkeit mehr, gemäß evtl. in dieser AG gewonnenen neuen Erkenntnissen zur Gewässerökologie die Leistungsbeschreibung noch zu modifizieren. [Siehe dazu auch hier.]
Fachlicher Input zu konkreten ökologischen Verbesserungen
Gespannt sind wir in diesem Zusammenhang aber vor allem auf den fachlichen Input zu möglichen konkreten ökologischen Optimierungsmaßnahmen an ausgewählten Passagen entlang des LWK, wofür die nächste Sitzung des Arbeitskreis Naturhaushalt und Landschaftsbild im September Gelegenheit bieten soll. − Hier sei auch noch vermerkt, dass Steinschüttungen als Verfüllung des Zwischenraums zwischen Spundwand und Ufermauer nur dann einen ökologischen Mehrwert bringen, wenn die Wasserbausteine nicht verklammert bzw. durch Mörtel oder Beton gebunden sind, denn dann bieten sie Kleinlebewesen kaum Besiedlungsmöglichkeiten. Doch das WSA erwägt eine Teilverklammerung, wobei allerdings fraglich ist, ob dies in einer durch an- und ablegende voluminöse Fahrgastschiffe geprägten Zone zu empfehlen ist. − Solche Details konnten ohne die entsprechenden Fachleute allerdings nur unzureichend erörtert werden.
Erweiterung der Leistungsbeschreibung
Die Baugrundaufschlüsse sind noch nicht vollständig, aber da mindestens eine zur Tiefensondierung niedergebrachte Bohrung auch am Maybachufer in fünf bis sechs Metern auf harten Geschiebemergel traf, sich die Kanalsohle also viel eher als hart wie am Corneliusufer denn „butterweich“ erweisen dürfte, wie schon mal eingeworfen wurde, um die Ungeeignetheit dieses Abschnitts als Testfeld für den Crush Piler darzutun, konnten die BürgervertreterInnen nun immerhin durchsetzen, dass „Pressen mit integrierter Bohrhilfe“ (eine Umschreibung für dieses Verfahren) neben dem verrohrten Bohren mit Bodenaustausch als mögliche Einbringmethode in die Leistungsbeschreibung mit aufgenommen wird. − Gleichwohl sollte es nach WSA-Auffassung dem Auftragnehmer überlassen bleiben, welche Verfahren er von ggf. hinzuzuziehenden Subunternehmern einsetzen lässt, während es sich den BürgervertreterInnen nicht erschließt, warum für den Fall, dass sich der Untergrund als hart erweist, nicht das Crush Piling, eingesetzt von wem auch immer, Priorität erhält.
Auf dem Weg zur nachhaltigen Planung
Grundsätzlich bekräftigte Amtsleiter Scholz im persönlichen Gespräch mit BI-VertreterInnen noch einmal, dass, angefangen bei Minister Tiefensee die ganze Hierarchie abwärts − über den zuständigen Abteilungsleiter Törkel, den Unterabteilungsleiter Klingen, die diversen Referatsleiter, den Chef der WSD Ost, Menzel, den Regionalleiter Hildebrandt bis zu ihm, Scholz, selbst − in der WSV des Bundes die allgemeine Überzeugung bestehe, angesichts der natürlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen, der veränderten gesetzlichen Bestimmungen und vor allem der sachlichen Notwendigkeit, nunmehr anders planen zu müssen als es noch vor wenigen Jahren geschehen sei: nämlich ganzheitlich, systemisch, unter Beteiligung der BürgerInnen − und erst dadurch nachhaltig! Dabei komme der Sanierung des Landwehrkanals, einer Bundeswasserstraße im Herzen einer Metropole und oft inmitten dichter Wohnbebauung, paradigmatische, ja symbolische Bedeutung zu, und insofern habe sie tatsächlich Modellcharakter!
Nicht zuletzt aber gelte es, BehördenmitarbeiterInnen, die sich mit den gewandelten Erfordernissen an Offenheit, Transparenz und Kommunikationsbereitschaft gegenüber der Zivilgesellschaft nicht unbedingt leicht täten, auf diesem Weg mitzunehmen, wobei der notwendige Prozess des Umdenkens, seine Verstetigung und die Institutionalisierung seiner Ergebnisse in einer so komplexen Behörde mit ihren vielen hundert MitarbeiterInnen nicht von heute auf morgen geschehen könne.
Dies können wir nach unseren Erfahrungen wirklich nur bestätigen, sehen noch erheblichen Weiterbildungs- und Qualifizierungsbedarf im Hinblick auf nachhaltige Planung und zivilgesellschaftliche Partizipation, doch abgesehen davon erkennen wir diesen schon wiederholt geäußerten Willen zur Zukunftsfähigkeit vorbehaltlos an!
Hinweis in eigener Sache
Ab kommendem Freitag (7. August) veranstalten wir unseren Infotreff nahe dem Ort, wo alles begann und die Kanalsanierung ab November konkret werden soll: auf der Kottbusser Brücke von 18 bis 20 Uhr!
Also schaut vorbei, stellt uns Fragen, übt Kritik, gebt uns Anregungen und teilt uns Eure Ansprüche an eine gelungene Sanierung mit!
Der Kanal gehört zu Eurem näheren oder weiteren Wohnumfeld, ist das Naherholungsgebiet vor Eurer Haustür!
Wir sehn uns!
*Siehe auch den jüngsten WSA-Newsletter vom
31. Juli