Fällfirma macht sich zum Büttel von Investor und Bezirksamt
Ein (bislang) einzigartiger Vorgang spielte sich am Mittwochvormittag (2.10.) in der Schöneberger Crellestraße ab. Vor dem Gründstück 22a gingen Angestellte einer privaten Baumpflegefirma mit laufenden Kettensägen auf AnwohnerInnen los, die dort seit Monaten drei Linden bewachen. Die stattlichen Straßenbäume sollen dem umstrittenen, absolut überdimensionierten Neubau des Immobilienunternehmens PSG weichen. Zwei dieser Bäume wurden nun trotz heftiger Proteste gefällt, ohne dass auch nur die Gefahrenzone abgesperrt worden wäre.
Ein Missverständnis?
Und die Bäume fielen laut Aussage von Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) entgegen dem bezirklichen Auftrag, der angeblich nur Kronenschnitt o.ä., jedenfalls keine Fällung vorgesehen habe. „Ziel war nicht, eine Eskalation herbeizuführen, sagte Frau Schöttler dem Tagesspiegel. „Die Ansage an das Unternehmen war: Protestieren die Bürger, zieht euch zur Not zurück.“ (Warum aber sollten die BürgerInnen gegen einen Kronenschnitt protestieren? Eher sollten sie mit dieser Auskunft getäuscht und verleitet werden, die Linden zu verlassen!) [Video von U. Joßner]
Im Sommer, als schon einmal ein Fällkommando anrückte, erwirkte der BUND, dessen Geschäftsstelle zufälligerweise schräg gegenüber liegt, im zweiten Anlauf vorm Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg eine einstweilige Anordnung, wonach die Fällung während der Vegetationsperiode zu unterbleiben hat, und zugleich betont wird, dass die anerkannten Naturschutzverbände in solchen Fällen ein Beteiligungsrecht haben. Die Bürgermeisterin bestand trotz laufendem Verfahren lange darauf, fällen zu lassen.
Mit 30. September ist nun die Vegetationsperiode vorbei. Prompt tauchten Parkverbotsschilder auf, und obwohl oder eher weil von Baustadtrat Krüger widersprüchliche Aussagen kamen, befürchteten die in der BI Crellkiez Zukunft organisierten AnwohnerInnen − sehr zu Recht wie sich gezeigt hat − unmittelbar bevorstehendes Übel für ihre Linden. Mehrere Nächte hielten vier bis sechs bei sehr herbstlichen Temperaturen Nachtwache, die allermeisten von ihnen Frauen.
Privatinteressen mit der Kettensäge durchsetzen
Am Mittwoch gegen neun, als vier der sechs Leute der Baumwacht, erschöpft von der kalten Nacht, eingeschlafen waren, rückte das Fällkommando gleich mit mehreren Wagen, einem Hubsteiger und rund zehn Fällern ein. Blitzschnell waren die BaumschützerInnen auf den Beinen und stellten sich vor ihre Bäume. Einer erklomm in Sekundenschnelle die mittlere Linde mit einer Leiter.
Nun aber folgte das Unfassbare: mit laufenden Kettensägen gingen die „Baumpfleger“ auf die von Menschen geschützten Stämme los. Die BaumschützerInnen mussten zur Seite springen, wollten sie ihre Beine behalten. Die Fäller, denen der Sägeschein entzogen gehört, schnitten − abermals grob vorschriftswidrig − tief in die Stämme der beiden äußeren Bäume, im Fall der Linde Richtung Langenscheidtstraße äußerst perfide von hinten, während vorne Menschen schützend am Stamm lehnten. (Insbesondere im Stadtgebiet werden große Bäume gemeinhin von oben her gefällt, d.h. erst die Starkäste und sukzessive die Kronen amputiert, bevor zuletzt der Torso umgelegt wird.)
Beherzter Widerstand von Privat gebrochen
Eine besonders mutige Frau wurde von einem der Arbeiter dazu noch tätlich angegriffen. Sie wehrte sich und erstattete anschließend sofort Anzeige bei der von den AnwohnerInnen gerufenen Polizei, die inzwischen mit zwei Streifen- und einem Mannschaftswagen eingetroffen war, und wurde nach bewährtem Muster vom Angreifer nun ihrerseits angezeigt: In seinen Augen war ihre Notwehr versuchte Körperverletzung. Die Polizei (!) war im Übrigen der Meinung, dass angsichts der Situation die Fällung auszusetzen sei und seltsamerweise vom Bezirk, obwohl heftige Proteste doch absehbar waren, augenscheinlich nicht informiert.
Eine andere Mutige stellte sich dem vorrückenden Hubsteiger in den Weg, der bis auf wenige Zentimeter an sie heranfuhr, bevor dem Fahrer dämmerte, dass sie sich offenbar lieber umfahren ließe denn zu weichen.
Doch als seine Kollegen partout nicht wieder an den Stamm der westlichen Linde herankamen, fuhr er die mit einem Kettensäger bestückte Hebebühne seitlich aus und hinauf zur Krone, und dort hob der unverantwortliche Zeitgenosse tatsächlich an, Starkäste abzusägen, ohne dass das nicht abgesperrte Umfeld frei gewesen wäre, und gefährdete AnwohnerInnen und Polizeibeamte lebensgefährlich. Diese mussten ihn mehrfach lautstark dazu auffordern, bis er endlich von seinem grob fahrlässigen Tun abließ. Um den Baum war es freilich geschehen, und auch jener Richtung Langenscheidtstraße hatte durch den Stammschnitt, der viel tiefer ausgefallen war als zunächst angenommen, seine Standfestigkeit eingebüßt. So urteilte jedenfalls der von zwei ebenfalls aufgetauchten Grünflächenamtsmitarbeitern herbeigerufene Baumsachverständige nach eingehender Untersuchung.
Die Polizei hatte der Firma die Weiterarbeit untersagt, der Bezirk entzog ihr mit sofortiger Wirkung den Auftrag, sie musste endlich das Schlachtfeld räumen. Nachmittags legte eine andere Firma dann auch noch diesen Baum wegen der mutwillig herbeigeführten Gefahr im Verzug auf Grund mangelnder Stand- und Verkehrssicherheit nieder. So blieb nur die mittlere der drei Linden fürs erste unversehrt, weil sich ein Aktivist in ihrer Krone angeseilt hatte.
Nur ein Missverständnis?
Bezirksbürgermeisterin Schöttler will nun suggerieren, ein bloßes Missverständnis, ein Kommunikationsfehler zwischen dem Fachbereich Grünflächen und der Firma habe Menschen in Gefahr gebracht und zwei stattliche Straßenbäume gekostet.
„Wir hatten geplant, dass ein kleiner Kronenrückschnitt erfolgt, ohne die Standsicherheit der Bäume zu gefährden“,
erzählte sie dem Tagesspiegel. Diese Version erscheint jedoch den wenigsten glaubhaft. Nicht nur, dass Kronenschnitt (warum eigentlich?) mit Fällen verwechselt wurde − die rabiate, alle Sicherheitsauflagen missachtende Vorgehensweise der Männer (die hoffentlich dazu führt, dass diese Firma nie wieder einen öffentlichen Auftrag bekommt!) soll allein ihre eigene Entscheidung gewesen sein? Hier ging es doch ganz offensichtlich darum, irreversible Fakten zu schaffen. Und diesem Unternehmen eilt bei Kennern der „Szene“ der Ruf voraus, fürs Grobe, für die Drecksarbeit zuständig zu sein.
Jetzt muss es darum gehen, dass die Beauftragung, genauer: die Leistungsbeschreibung, komplett offengelegt, um bspw. zu prüfen, ob die vereinbarte Summe sich im Rahmen des Üblichen bewegt: Die Mannschaftsstärke des Fällkommandos war schon außergewöhnlich. Wenn sich aber herausstellt, dass Frau Schöttler in dieser Angelegenheit erneut falsche bzw. irreführende Aussagen getroffen hat, sind die Bezirksverordneten am Zug.
Nachdem der frühere Stadtrat und jetzige Staatssekretär Krömer (CDU) sich durch die Erteilung der Baugenehmigung an die Property Service Group (PSG) zu einer Zeit, als die Fläche noch Bahngelände war, über den BVV-Beschluss, auf dem Gelände einen Spielplatz anzulegen, hinweggesetzt hat, kann diese dubiose Genehmigung nicht auch noch bis zum äußersten Auslutschen des Grundstücks missbraucht werden, so dass vorne Straßenbäume fallen müssen und hinten, Richtung Bahngraben die besonders als Verbindungsbiotop ökologisch wertvolle Böschungsvegetation geopfert wird: Art und Maß der baulichen Nutzung fügen sich eben nicht ins städtebauliche Umfeld; schon der Verzicht auf vorspringende Erker hätte die drei Linden vollzählig gerettet. Auch insofern hat sich eben Nutzung einzufügen, denn Erhalt und Förderung von Stadtnatur mit all ihren ökologischen Dienstleistungen ist integraler Bestandteil zukunftsfähigen Städtebaus.
Kurz: dieses präzedenzlose, fast schon kriminelle Vorgehen muss über das Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen die Gartenbaufirma hinaus ein juristisches (hier darf wohl ein öffentliches Interesse an der Strafverfolgung angenommen werden) wie politisches Nachspiel haben − innerhalb und vor allem außerhalb der BVV! Die Folgen, Bauwut und Betongoldrausch auf Kosten von Mensch und Natur, Recht und Gesetz und zugunsten sogenannter „Standortqualtäten“ für Heuschrecken freien Lauf zu lassen, mitsamt diesem so gut dazu passenden autokratischen, herablassenden Verwaltungshandelns sind nicht länger hinnehmbar! Der Erhalt der letzten der drei Crelle-Linden findet darin einen positven Ausdruck.
Die BaL danken den mutigen AnwohnerInnen des Crellekiez‘ für ihren beharrlichen, unerschrockenen Einsatz!
Crellebewohner said,
4. Oktober, 2013 um 10:04
Zitat“ Eine besonders mutige Frau wurde von einem der Arbeiter dazu noch tätlich angegriffen. “
Frage: mutig oder grob fahrlässig?? Sie kann froh sein, wenn er sie schnell wegschubst, wenn sie direkt auf eine laufende Motorsägen zuläuft… Und das sie ihm Film zugibt ihn zurückgeschubst zu haben, obwohl ER eine Motorsäge in der Hand hatte, ist auch nicht besonders schlau.
Sie hat sich so erstens selber in Gefahr gebracht und andere gefährdet… Da wird sie einen guten Anwalt brauchen…
BaL said,
4. Oktober, 2013 um 14:41
Der braucht nur die grundlegenden Unfallverhütungsvorschriften beim Führen einer Motorsäge zu kennen, wonach sich bspw. keine Personen im Gefahrenbereich aufhalten dürfen, der Sicherheitsabstand beim Fällen die doppelte Baumlänge betragen muss usw.
Tabul A. Raza said,
4. Oktober, 2013 um 16:12
Das ist eben der Krieg der Reichen gegen die Armen, von dem Georg Schramm (und Warren Buffet) immer gesprochen haben.
Creller said,
4. Oktober, 2013 um 19:02
Wissen Sie was Armut ist? Finden Sie die Anwohner dort an der Crellestrasse/Ecke Langenscheidtstrasse, die gegen den Neubau aktiv sind, sind arm?
Zarah said,
4. Oktober, 2013 um 22:59
Ich bin in der BI Crellekiez aktiv (auch wenn ich am Mittwochmorgen LEIDER nicht vor Ort war) und ich bin ALG II-Empfängerin.
Armut hin oder her, finden Sie es in Ordnung, mit Kettensägen auf Leute loszugehen und dann hinterher zu verlautbaren, das sei nur ein „Mißverständnis“ gewesen? Das ist menschenverachtend und vom Bezirksamt offenbar so billigend in Kauf genommen.
Tabul A. Raza said,
5. Oktober, 2013 um 13:02
Die Anwohner sicher nicht alle. Die Bäume dagegen schon. Vielleicht wäre es in diesem Fall – da mögen Sie recht haben – verständlicher gewesen, wenn ich vom Krieg der Reichen gegen die anderen gesprochen hätte.
Aber darum geht es eigentlich nicht. Sondern darum, daß die Reichen die Mehrung ihres ohnehin viel zu großen Reichtums mit immer brutaleren Mitteln betreiben. Hier gehen Leute mit Kettensägen gegen andere Menschen vor, nur weil sie ihnen beim Geldscheffeln in die Quere kommen. Das ist Krieg.
jürgen julius irmer said,
5. Oktober, 2013 um 23:59
…unübersehbar ist jedenfalls, daß in dieser stadt jede „verfügbare“ brache auf teufel komm `raus mit teurer billigarchitektur zugestapelt wird.
senat und bezirke sehen ihre aufgabe ausschließlich darin das alles zu flankieren und durchzusetzen.
neuerdings offenbar auch auf die brutale tour (die obligatorische heuchelei als nachschlag ist nichts neues).
richten wir uns also auf die schlichte „neue stadt“ ein: immer weniger bäume und immer mehr versiegelung und straßen für die SUV`s, die von den EU-abgasnormen der nächsten hundert jahre aus rücksicht auf BMW etc. ausgenommen sind.
ich habe allerdings den allergrößten respekt vor der donquichotterie der baumschützer(innen) der crellestraße!…
Creller said,
5. Oktober, 2013 um 12:09
Sorry, was heißt hier „ARMUT hin oder her“. Wenn der Konflikt in der Crellestrasse hier als „KAMPF REICH GEGEN ARM“ dargestellt wird, ist das eine so unglaubliche Respektlosigkeit gegenüber den Menschen, die jeden Tag um das Überleben ihrer Familien kämpfen oder auf der Suche nach einem erträglichen Leben ihr Leben verlieren (jetzt gerade wieder aktuell mit über 100 ertrunkenen Flüchtlingen).
Was soll diese Propaganda-Behauptung? Warren Buffett hat mit „der armen Seite“ nicht unsere Wohlstandsgesellschaft gemeint. Wir Deutschen gehören zur „reichen Seite“ dieser Welt. Wir leben ihn einem friedlichen sozial abgesicherten Land (von diesen Errungenschaften profitieren Sie mit ALG ja ebenso). Das sind Bedingungen, die sich die meisten Menschen gar nicht vorstellen könne.
Ich kann nur hoffen, dass dieser Kommentar im Kontext der Crellestraße einfach nur ironisch sein sollte, ansonsten würde ich ihn als „Armut“ am Verstand bezeichnen…
BaL said,
5. Oktober, 2013 um 14:21
Das führt zwar etwas ab vom Thema -, aber wie war das? „Wir Deutschen gehören zur ‚reichen Seite‘ dieser Welt?“
Da wäre jetzt einiges zur hiesigen Reichtumsverteilung zu sagen, aber davon abgesehen: Noch gar nicht bemerkt, dass Zustände, die noch vor einigen Jahren nur aus der sog. 3. Welt bekannt waren, schon längst auch bei uns zum Alltag gehören?
Gestern Nacht, als wir im 4. Stock noch mal aus der Wohnungstür traten, stolperten wir über ein Bündel Decken, unter dem es schnarchte. Unsere Fußmatte diente als Kopfkissen.
Unten im Hof wühlen Alte und Kinder auf der Suche nach Pfandflaschen in den Altglas-Containern, werden aber von rechtschaffenen MieterInnen hinaus auf die Straße gejagt… –
Doch darum soll’s hier tatsächlich nicht gehen, sondern darum, dass auch in dieser Stadt fürs von keinem §14 GG mehr gezügelte Renditestreben sukzessive auch noch jedes Eckchen Freiraum privatisiert und betoniert wird (Designer-Petersilie im Atrium) und neuerdings der Widerstand dagegen (zur Not auch mal gegen den Willen der Polizei!) von mies bezahlten, aber vor Hartz 4 zitternden Arbeitern gewaltsam gebrochen wird.
Zarah said,
5. Oktober, 2013 um 13:40
Reblogged this on Zarahs Abenteuer im Hier & Jetzt and commented:
Dre Oktober begann mit einem Knall.
Nachdem die unseren wundervollen Linden gewährte „Schonzeit“ während der Vegetationsperiode (Ende: 30.9.) abgelaufen war, hatten wir ja schon am 1. Oktober mit einem Fälltrupp gerechnet. Doch da blieb noch alles ruhig. Es erschien zwar ein Gartenbauunternehmen mit einer Häckselmaschine im Schlepptau, doch dessen Mitarbeiter erklärtne, sie seien lediglich zum Jäten des Mittelstreifens auf der Hauptstraße hierhergeschickt worden, danach gehe es dann nach Neukölln zum Äste beschneiden. Dafür sei die Häckselmaschine da, um hinterher die abgesägten Astteile zu zerkleinern. Sonst geschah an diesem Tag nichts Aufsehenerregendes.
AM 2. Oktober kamen sie dann in Form eines Überfallkommandos. Von außern war nichts zu sehen, keine Absperrungen, keine Kennzeichnung. Einer der beiden Insassen des zuerst erschienen Wagens lud nur ein paar Renovierungsmaterialien aus, während der Beifahrer auf dem Handy telefonierte. Niemand von der Baumwachedachte sich irgendetwas dabei. Doch offenbar hatte er per Handy den eigentlichen Fälltrupp herbeigerufen, nachdem klar war, daß nur eine Handvoll Leutchen die Bäume bewachte. Dann erschien ein Wagen voller Typen, die sich offenbar in einem Actionfilm wähnten. Sie sprangen mit laufenden Kettensägen aus dem Wagen und stürzten sich auf die Bäume, die vor den Bäumen stehenden BaumschützerInnen völlig mißachtend und deren Gesundheit und Leben gefährdend. Erst die von AnwohnerInnen herbeigerufene Polizei setzte dem gruseligen Treiben ein Ende … die beiden Bäume konnten sie aber nicht mehr retten. Eine Linde steht jetzt noch – die Baumstümpfe der anderen sind für jeden, der die Bäume vorher kannte, einfach nur ein trauriger Anblick.
Doch lest selbst den ausführlichen Bericht aus dem Landwehrkanal-Blog:
Manuel Keucht said,
5. Oktober, 2013 um 15:10
Ich bin fassungslos, dass die Immobilienmafia nun in Zusammenarbeit mit den zuständigen Stellen im Bezirk ihre GegnerInnen mit Motorsägen angreifen lässt. Aber auch bei den Kommentaren hier bleibt mir echt die Spucke weg. In bester Springerpressemanier macht z.B. ein dubioser „Crellebewohner“ die Opfer zu Tätern. Na, wenn das kein bestellter Kommentar ist … Oder gibts so einfältige Menschen wirklich?
Herdenstein said,
8. Oktober, 2013 um 10:46
Stimmt! Es ist ja nicht das erste Mal, dass sich daran interessierte Kreise (hier z. B. denkbar – die PSG) eine PR-Bude einkaufen, die – unter wechselnden Namen – auf allen Kanälen Stimmung in ihrem Sinne macht. Für Geld machen manche Leute alles. Ob „Crellebewohner“ (hier) oder „Artworker“ (s. seine Kommentare im Tagesspiegel): Sie haben das Bauvorhaben der PSG in der Crellestraße auf dem Schirm und reagieren schnell.
Crellebewohner said,
9. Oktober, 2013 um 9:24
Leider hat man mir für meine Meinung bis jetzt noch kein Geld gegeben 😉 Ich wohne seit 15 Jahren in der Erdmannstraße und habe das Bauprojekt von Anfang an intensiv verfolgt, da es auf meinem täglichen Weg zur Arbeit liegt. Auch in dieser Ecke des Crellekiezes wurde jetzt wie in allen Ecken der Stadt länger umgebaut und luxussaniert. Das was hier reisserisch als gekaufte „Stimmungsmache“ bezeichnet wird, ist nur meine andere Sicht auf die Dinge. Auf diesem Blog wird für vieles hart gekämpft, dass ich für sehr sinnvoll erachte. Das Bauprojekt an der Crellestraße gehört m.E. nicht dazu. Es ist einer der wenigen Plätze in Schöneberg, der für eine Bebauung gut geeignet ist, auch wenn es dann für einige Anwohner heisst, das sie jetzt wie alle anderen in einer beidseitig bebauten Straße wohnen müssen. Stellt man sich hinter das beschmierte Denkmal und wirft dort einen Blick auf die abfallende Böschung kann man sich schon wundern, warum diese „Idylle“ überhaupt so aussehen muss. Seit Jahrzehnten mit immer dickeren Müllschichten verdreckt. Ich wurde im Sommer von einem ca. zehnjährigem Kind um eine Unterschrift gebeten: Sind Sie gegen die Fällung von über 200 (!) Bäumen in der Crellestraße? Auf dem Zettel sollte für DREI unterschiedliche Dinge auf einmal unterschrieben werden: gegen den geplanten Park am unteren Ende der Crellestraße, gegen die Fällung der Bäume und gegen den Neubau. Über diese unseriöse Methode der Unterschriftengenerierung hab ich mich dann etwas geärgert. Richtig geärgert hab ich mich aber, als ich eine Unterhaltung zwischen einer älteren und jüngeren Kundin im Bioladen mithören musste. Die ältere Dame war sehr besorgt über den geplanten Neubau und überzeugt davon, dass sie dann sofort wegziehen müsste, wenn er fertig wäre, da sie dann automatisch die Miete nicht mehr zahlen könne. Da wurde mir klar, dass hier aus reinem Eigennutz anderen Menschen Angst gemacht wird, die noch nicht oder nicht mehr in der Lage sind, sich richtig umfassend zu informieren. Seit Wochen vergiftet sich die Atmosphäre hier mehr und mehr. Wut macht böses Blut… Und das macht vielen Menschen im Kiez zu schaffen. Das jetzt der Bezirk versucht mit Trickserei und unseriösen Fällunternehmen die Bäume zu fällen ist wirklich skandalös! Nach meinem laienhaften Rechtsverständnis auch überhaupt nicht nachvollziehbar. Die Polizei müsste doch bei der Baumfällung auf jeden Fall dabei sein und die aufgebrachten Anwohner davor schützen, sich dabei selbst und andere in Gefahr zu bringen. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es völlig egal ist, mit welchen Argumenten man FÜR den Neubau spricht. Ich habe mich mit Personen aus der Initiative unterhalten. Ich erwarte auch gar nicht, dass man mir Recht gibt. Aber ich finde es muss in einer Demokratie möglich sein, dass man auch eine andere Meinung haben kann ohne als vom Investor bestochener und dubioser Verräter bezeichnet zu werden…
Bürger said,
6. Oktober, 2013 um 13:59
Hier werden AnwohnerInnen und BUND verarscht vom Bezirksamt (SPD-Bürgermeisterin, „Grünen“-Stadträtin für Stadtentwicklung) und von der vom Bezirksamt beauftragten Fällfirma.
Alles letztlich im Dienste des Investors. Baumschutz und Umweltschutz sowie die Interessen der AnwohnerInnen und des Umweltschutzverbandes sind egal, wenn der Investor kommt.
Hoffentlich wählt im Bezirk niemand mehr SPD und Grüne !
Tabul A. Raza said,
10. Oktober, 2013 um 12:25
Daß Sie, Herr Crellebewohner, hier in den Verdacht geraten sind, PR zu betreiben, kommt wohl nicht ganz von ungefähr. Sie haben die Opfer zu Tätern gemacht (in Kommentar Nr. 1), und Sie haben die Armut anderswo auf der Welt benutzt, um Menschen, die sich hier bei uns gegen Mißstände engagieren, zu diffamieren und zu beleidigen (in Kommentar Nr. 4). Das sind klassische Strategien bezahlter Meinungsmache, wie sie heute leider von unzähligen PR-Dienstleistern in Blogs und sogenannten „sozialen Netzwerken“ betrieben wird. Zudem bleibt unklar, weshalb jemand, der von dem Bauprojekt selbst gar nicht profitiert, sich so engagiert für die wirtschaftlichen Interessen eines Speku… – äh, „Investors“ stark machen sollte. Die „Argumente FÜR den Neubau“, von denen Sie in Ihrem Kommentar schreiben, sind mir jedenfalls bis heute nicht bekannt.
Henning said,
13. Oktober, 2013 um 9:57
Interessant, was für Nebenschauplätze Ihr hier in den Kommentaren so aufmacht. Hört doch mal auf Rumzutrollen und fragt Euch, wer eigentlich von dieser Fäll-Aktion profitiert. Cui bono? Richtig, der Investor. Die Frage ist also nicht, von wem die Baumfäll-Firma beauftragt wurde, sondern von wem sie sonst noch Geld dafür bekommen hat. Eventuell ja sogar wesentlich mehr als vom formellen Auftraggeber. So sind jedenfalls Fakten geschaffen, die dem Bau-Investor einiges wert sein sollte.
Herdenstein said,
13. Oktober, 2013 um 16:06
„… von wem sie sonst noch Geld dafür bekommen hat.“?
Das ist eine so berechtigte wie spannende Frage, die zu beantworten aber nicht wäre, wenn nicht die NSA oder ein Mäuschen helfen würde.
Klar war und ist jedem hier (der @crellebewohner ist sicherlich die Ausnahme, aber der hat ja vermutlich einen anderen Job, den er sehr ernst nimmt, wie seine lange, verzweifelt bemühte Replik ausweist), dass der Investor, also die PSG von der Fällaktion profitiert: Für den zählt nur das Ergebnis und das lautet Baufreiheit.
Wenn er dann noch Unterstützung durch Kommentare und Artikel (z. B. Tagesspiegel „Es ist nur eine olle Brache“, 2.9.) durch Diskreditierung des berechtigten Protestes gegen sein Projekt erfährt, dann wird ihm das auch sehr recht sein.
Als Unterstützung kann er es allerdings auch werten, dass das Bezirksamt, die letztlich verantwortliche Stadträtin der Grünen, kein Interesse daran zeigt, zum Beispiel für eine Aufklärung dahingehend zu sorgen, warum das PSG-Projekt mit einer GFZ von 3,09 beantragt, diese durch die PSG im Laufe der Verfahrens auf 4,14 erhöht und diese Änderung dann seitens der Verwaltung so problemlos durchgewunken wurde.
Gegebenenfalls im Zweifel wurde seitens der Verwaltung für den Investor entschieden: Verhandlungen über das BV, Auflagen, Protokolle, Schriftverkehr, also ein nachprüfbar professionelles Bemühen der Verwaltung darum, die Kontrolle über ein Bauvorhaben zu erlangen und zu behalten: Fehlanzeige.
Sie trottete dem Investor hinterher.
Warum eigentlich?
Vielleicht sind sie nur naiv, unprofessionell. Ein Trost?
Es gibt aber auch Stimmen, die ihnen Vorsatz zum Nachteil der SteuerzahlerInnen unterstellen.
Davon halte ich aber überhaupt nichts.
Denn das müsste man beweisen können. Damit wären wir wieder bei der NSA oder – den Mäuschen.
Die daran interessierten Kreise (auch der vor sich hin fabulierende @crellebewohner) versuchen zwar, über Dummenfang und Sentiments schürende Behauptungen das Gegenteil zu verbreiten: Wenn auch die Umstände, die Vorgeschichte und das den Investor über alle Maßen bevorzugende Ergebnis der Baugenehmigung noch viele Fragen aufwerfen, so wären die AnwohnerInnen in ihrer Mehrheit mit einer Bebauung unter den ursprünglich genannten Baumaßen (GFZ von 3,09) einverstanden gewesen, die einerseits die Linden (hat sich ja nun fast erledigt), als auch die Böschung zum Wannseebahngraben unversehrt lassen würde, gelassen hätten.
Auf den Seiten der Bürgerinitiative gegen das Bauvorhaben der PSG finde ich übrigens keinen Hinweis darauf, dass sich diese pauschal gegen eine Bebauung des Grundstückes an der Ecke Crellestraße/Langenscheidtstraße ausspricht.
Sollte der @crellebewohner hier wieder aufpassen, dazu wieder Laut geben, das Gegenteil behaupten wollen: Nachweise bitte!
Selbst informieren hilft: http://www.crellekiez-info.com, vorbeikommen oder auch mal die Stadträtin, Frau Dr. Sibyll Klotz von den Grünen nach der Verantwortung der Verwaltung für die entstandene Situation fragen.
(Alles zusammen war jetzt aber nicht an @Henning allein geschrieben.)
Herdenstein said,
13. Oktober, 2013 um 20:09
Mein Fehler: Es MUSS http://www.crellekiez-zukunft.com heißen!
Entschuldigung! Aber vielen Dank für den Hinweis!
peter said,
15. Oktober, 2013 um 10:46
Tragisch und sehr befremdlich ist, dass hier mit der gleichen Rhetorik Stimmung gegen den Neubau gemacht wird wie in MaHe Hetze gegen das Asylantenheim. Das ist so widerlich !
Erika said,
15. Oktober, 2013 um 17:54
@ peter
Das nennt man eine unangemessene Gleichsetzung. Das ist so widerlich !
peter said,
16. Oktober, 2013 um 11:38
When I see a bird that walks like a duck and swims like a duck and quacks like a duck, I call that bird a duck.
omniavincitamor said,
17. Oktober, 2013 um 16:00
Liebe Grüße aus Stuttgart, wo für das inzwischen weithin bekannte, unsinnige Tiefbahnhof-Projekt ebenso (unzählige) Bäume gefällt, dem denkmalgeschützten Kopfbahnhof beide Seitenflügel abgerissen und erst kürzlich ein Mehrfamilienhaus abgerissen wurde.
Und das, obwohl noch nicht einmal alle Planungen bewilligt, also genehmigt sind und nachgewiesen ist, dass der geplante Tiefbahnhof einen Rückbau und somit eine Einschränkung der Leistungskapazität bedeutet. Egal.
Man stelle sich das vor!
Man fängt einfach einmal an – als wäre man im Sandkasten.
Und das für Immobilien, die z. T. kommerziell genutzt, zum Teil aber auch als hochpreisige Wohnungen dienen sollen.
Ich war bis 05:20 Uhr morgens mit vielen anderen in unserem Stadtpark, um die Bäume vor dem Abholzen zu schützen.
Dann wurden wir entfernt, und das Fällen begann am nächsten Morgen.
Nun zittern wir um einen Teil unseres Rosensteinparks.
Hier soll der Wahnsinn weitergetrieben werden.
So manche Bilder hier von eurem Widerstand – haben mich sehr an unseren Widerstand hier in Stuttgart erinnert. Berührend!
Zeitgenossen, die die falsche Brille aufhaben und egoistisch ihre Interessen durchsetzen, gegen jede menschliche Vernunft, finden sich wohl überall.
Bei euch wie bei uns.
Mein Kompliment für den Mut der Widerständler!
Und denkt an das Gesetz der Resonanz – auch wenn es die Bäume nicht retten konnte.
Liebe Grüße, Judith
Gedanken sind wie Schafe – sie gehen dort hin, wo sie immer hingehen | Zarahs Abenteuer im Hier & Jetzt said,
31. Januar, 2015 um 15:38
[…] könnte, und du fällst nicht raus, ganz egal, was da kommt. Und ich gebe zu, daß das mit den Bäumen eine harte, harte Prüfung für dich war, […]